Tag 95 - Ruhe (04.09.2024)
Kein Fahrtag
Es ist ruhig, nur eine Krähe und ein paar Möwen schreien in der Ferne. Wir schlafen aus. Aus irgendeinem Grund sind wir ziemlich müde. Erst gegen 10 Uhr klettern wir aus dem Zelt, gehen auf die Toilette und machen uns etwas zum Frühstück. Es gibt ein richtiges Festmahl. Seit Wochen tragen wir Baked Beans mit uns rum, die wir heute endlich als irisches Frühstück essen möchten. Zunächst bratet Michi die Würstchen an und macht anschließend Spiegeleier. Am Ende kommen die baked beans in die Pfanne. Alles wird untypisch mit französischen Baguette und nicht mit Toast, da es vom Vortag noch übrig ist, genossen. Anschließend sind wir noch kurz am Handy und Kyra schläft erneut ein. Danach gibt es ein zweites Frühstück bestehend aus Scones und so ist der Vormittag schnell Geschichte.
Mit einem Blick auf die Zustellnummer stellen wir fest, dass Kyras Felgen heute Morgen bereits eingetroffen sind. Die Vorfreude ist groß und so holen wir diese in der Rezeption ab. Wir packen sie aus und zum Glück sind sie die richtigen. Nun können wir auf Suche nach einem Fahrradgeschäft gehen, welches uns beim umspeichen und zentrieren hilft. Das Fahrradgeschäft in Sligo hat auf unsere E-Mail-Nachfrage leider noch nicht reagiert, weshalb Michi dort anruft. Das Telefonat ist schnell vorbei und er guckt etwas skeptisch: “Sie haben keine Zeit, aber mir eine Nummer von einem Mann hier in Strandhill gegeben. Er repariert Fahrräder. Sollen wir da einfach hinlaufen?” Kyra nickt und so machen wir uns auf den Weg. Die Restaurants an der Hauptstraße zum Strand sehen gut aus und einige Menschen sitzen bereits zum Mittagessen auf den zahlreichen Stühlen draußen. Denn, das Wetter ist weiterhin gut. Es ist kaum bewölkt und trotz der nur 15 °C wirkt es in der Sonne wesentlich wärmer. Wir laufen den Hügel hinauf, müssen rechts abbiegen und stehen schließlich vor einem normalen Wohnhaus. Wie eine Fahrradwerkstatt sieht es hier nicht aus, doch wir klingeln einfach an der Tür. “Hi, we’ve been given your name. Are we in the right place? Do you repair bikes?” fragt Michi zögernd. “Yes”, antwortet er. Michi erzählt weiter: “Oh good, maybe you can help us? We are currently on a cycling trip around the world and are stranded here in Sligo because my coat and Kyra’s rims are broken. We have already managed to get two new rims and need help with spoking and centering.” Kurz angebunden antwortet er nur: “No, I’m sorry. I have too much work.” Michi lässt nicht locker: “Too bad, but maybe we can just borrow the appropriate tools from you?” Auch darauf antwortet der Mann knapp: “No, this is not possible for insurance reasons.” Und dann fügt er noch hinzu: “Try it in the city. You might have better luck there.” Wir starten einen letzten Versuch und sagen: “We have already called them and they have given us your number. Unfortunately, they don’t have time either.” Doch auch das bringt uns nicht weiter. Enttäuscht drehen wir uns um und er schließt die Haustür.
“Komisch, oder?” sagt Kyra. “Wenn ich Fahrräder reparieren würde und darin interessiert bin, dann würde mich das doch auch interessieren, wenn zwei vor meiner Haustür stehen und eine Fahrradweltreise machen. Er weiß, dass wir hier festhängen und will uns trotzdem nicht helfen?” Wir gehen zunächst beiden unseren Gedanken nach und dann vermutet Michi: “Es ist das gleiche wie beim Fahrradgeschäft. Sie haben kein Interesse mehr, wenn man sagt, dass man bereits Felgen hat. Sie wollen die Sachen selbst bestellen und darüber Geld verdienen… Irgendwo ja auch verständlich.” Trotzdem enttäuscht und etwas genervt, gehen wir den Hügel wieder runter. Als wir beim Supermarkt “Gala” vorbei kommen, gehen wir schnell noch hinein, denn wir möchten etwas anderes als Wasser zum Trinken. Auch hier müssen wir zunächst über die Preise schlucken und entscheiden uns schließlich für den Preis-Leistungssieger Cola. 2 Liter Cola für 7 €. “Würden wir uns in die Strandbar setzen, würden wir das für zwei Gläser ausgeben”, redet Kyra den Preis gut, nachdem wir bezahlt haben und kurz darauf den Campingplatz wieder erreichen. “Sollen wir nochmal in Sligo bei dem Fahrradladen anrufen?” fragt Kyra Michi. “Ne.. Heute nicht mehr. Tut mir leid, aber ich bin noch zu enttäuscht.” antwortet er. Somit gehen wir zurück ins Zelt und wenden uns nochmal dem Blog zu. Wir schlafen kurz nochmal ein und entscheiden anschließend, dass es Zeit fürs Abendessen ist. Dafür suchen wir die Küche des Campingplatzes auf und peppen fertig gekaufte Bolognese mit frischen Tomaten und Paprika auf. Diese kommt mit Salat in Waps. Fertig und lecker! Nach dem Essen verbringen wir den restlichen Abend im Zelt und gucken eine Serie, die Michi über das Wlan des Campingplatzes runtergeladen hat. Kurz vor dem Einschlafen stellen wir fest, eigentlich war es heute ein richtiger Pausetag, doch die Suche nach einem Fahrradgeschäft nimmt uns mit, denn davon hängt die weitere Reise ab. Gute Nacht.