Tag 115 – Durch Wales (24.09.2024)
Von Llangwm nach Pendine
Der Tag beginnt chaotisch. Wir wachen auf und stellen fest, dass die Synchronisation der Passwörter gestern gründlich schiefgelaufen ist – alles gelöscht, nur leere Einträge! Zum Glück können wir das Back-up wiederherstellen und die Passwörter noch einmal synchronisieren. Ein kleiner Nervenkitzel am Morgen, den wir aber schnell abhaken. Nach dem Frühstück geht es ans Zusammenpacken. Kyra und Sara fahren zur Post, um ein großes Paket mit alten Felgen, einem Mantel und ein paar Souvenirs zu verschicken. Währenddessen belädt Michi die Räder und füllt unsere Wasservorräte auf. Dann ein Anruf: „Es kostet wirklich 60 £!“, sagt Kyra erschrocken. „60 £?“, fragt Michi ungläubig zurück. Nach einem kurzen Moment des Überlegens sind wir uns einig – es bleibt uns keine andere Wahl. Michi gibt sein Okay, und das Paket macht sich auf den Weg. Der Preisschock sitzt tief, aber wenigstens ist diese Aufgabe erledigt.
Zurück bei Sara, belädt Michi die letzten Dinge, und wir gönnen uns einen letzten Kakao und Cracker mit Käse. Die Verabschiedung fällt uns schwer. Die letzten Tage waren wirklich schön, und wir lassen diese herzliche Gastfreundschaft nur ungern hinter uns. Ein letztes Mal wird Rufus gekuschelt und er küsst Kyra dankbar. Wir verabschieden uns von Sara und rollen los. Aus dem Dorf hinaus geht es einen Hügel hinauf. Elias rollt wunderbar, und die Sonne zeigt sich zwischendurch. Unterwegs treffen wir auf eine Frau in ihrem Vorgarten, die uns freundlich grüßt. Elias ist so glücklich, dass er vor Freude hüpft und dabei das Obst aus der Fronttasche wirft. So müssen wir kurzerhand eine Banane und Birne aufklauben und gleich verspeisen. “Mhhhhh lecker!”Kurz darauf passieren wir eine Brücke und legen einen Stopp bei Lidl ein. Dort treffen wir auf zwei Radreisende aus Neuseeland – Boston und Fletcher. Sie sind bereits von London bis nach Marokko geradelt, bevor sie nach Großbritannien und Irland zurückkehrten. Als Nächstes stehen Frankreich, Belgien, die Niederlande und Deutschland auf ihrem Plan. Drei Monate bleiben ihnen noch, bis sie ihre Reise in Istanbul beenden möchten. Schaut doch gerne mal bei ihnen auf Instagram vorbei: @kiwis_cycling_east.
Nach einem kurzen Besuch am Carew Castle gönnen wir uns ein Croissant. Doch plötzlich läuft Elias nicht mehr rund. Trotz des Bremskabelwechsels von gestern hakt die Bremse immer noch, und irgendetwas schleift. Wir vermuten das Schutzblech, also stellen wir es neu ein, aber es passt nicht so recht. Schließlich finden wir den Übeltäter: Die Nabe ist zu locker. Michi zieht sie fest, und siehe da – alles läuft wieder wie geschmiert. Allerdings nur, wenn wir hinten nicht mehr bremsen… Ein bisschen später begegnen wir Boston und Fletcher erneut, als sie eine Pause machen. Wir grüßen sie nur kurz und radeln dann weiter. Dann kommt noch ein Mountainbiker mit einem Platten vorbei. Wir überholen ihn und fragen, ob wir ihm helfen können. Doch er winkt ab und meint, dass seine Frau ihn gleich abholen wird.
Nach dieser Begegnung setzen wir unseren Weg zur Küste fort. Die Strände und Tunnel entlang des Weges sind wunderschön, aber die Strecke fordert uns heraus: steil hinauf, dann wieder runter und rauf. Zwischendurch kämpft Kyra mit Lungenproblemen, doch wir lassen uns nicht entmutigen.
Schließlich biegen wir rechts ab und finden einen herrlichen Schlafplatz am Strand. Die Kälte schleicht sich langsam ein, die Sonne verschwindet, und wir bereiten unser Abendessen vor – Couscous. Doch auch hier gibt es wieder Probleme: Der Adapter der Gaskartusche leckt. Ein bisschen rumprobieren und er verschließt die Kartusche wieder korrekt. Anschließend bauen wir das Zelt auf. Als es gerade steht, fängt es an zu regnen. Wir kuscheln uns ins Zelt und fallen nach einem ereignisreichen Tag erschöpft in den Schlaf. Gute Nacht!