Der Sprung zur Ostsee - Tag 3

Die letzte Nacht in einem richtigen Bett in Deutschland endet erneut vor dem Wecker. Vorhang auf und Hamburgs Sonne begrüßt uns im ansonsten grenzenlosen Blau über der Metropole. „Ein wenig kratzt es noch“ tut Michi kund und in der Tat, das hört man. „Bei mir auch“ quittiert Kyra. Zur Sicherheit überprüfen wir in gewohnter Manier mit einem unserer beiden Schnelltests den Gesundheitszustand. NEGATIV! Gut gelaunt packen wir unsere sieben(tausend) Sachen zusammen. „Sogar die Wäsche ist trocken!“ (Danke Moni für den Wäschetipp). Im stylischen Radlerlook (kurze Hose, blaues bzw. grün/gelben Shirt geht knirschenden Schrittes ab zum Frühstück! Erneut werden wir von einem reich gedeckten Buffet empfangen – zudem Kaffee und Säfte. Freundlich grinsend reicht Kyra eine grünliche Flüssigkeit an Michi. „Probiere mal, ich trau mich nicht.“ Der gute Orangensaft landet sanft vor ihr. „geht… eigentlich gar nicht schlecht. Was ist das?“ „Detox-Saft!“ (:D)

So gestärkt und mit Koffein für drei weitere Tage geht es los. Hamburg, herrlicher Hafen, die Elbphilharmonie, Reeperbahn und niemand spricht über die „herrlichen Radwege“ im Norden oder die zahlreichen SUVs, deren Parkplätze die Radwege der Innenstadt, die im Übrigen echt gut und breit sind, zu sein scheinen, die wir nur zeitweise befahren dürfen. So geht es im „Stop & Go“-Verkehr der Stadt gemächlich Richtung Norden. Der Himmel veranstaltet ein prasselndes Konzert und öffnet nach einem sonnigen Vorspiel seine Schleusen, und zwar alle. Die Regenjacke verhindert das Schlimmste, wir retten uns unter einen Baum und sind kurz darauf doch nass bis auf die Socken.

Dennoch hebt sich unsere Laune, als wir einem gestrandeten VW-Bus ein wenig mit unserem Werkzeug aushelfen können. Im Norden der Stadt können sich die Radwege nicht so recht entscheiden, aus einem werden zwei. Der eine Teil führt anfangs gestrichelt auf die Straße, der zweite verläuft direkt rechts davon klar abgetrennt am Bürgersteig. Wir entscheiden uns zumeist für den rechten, „da dieser offizieller aussieht“. Zwischen parkenden PKW und Allee-Bäumen geht es im Slalom um Mietroller, Schlaglöcher und Glasscherben herum. Endlich atmen wir durch.
Felder und der Duft frischer Erdbeeren, die man am liebsten pflücken möchte, umspielt unsere Nasen. Gut es geht an einer gut befahrenen Bundesstraße entlang, aber der Weg ist top und die Sonne lugt erneut zwischen dunklen Regenwolken hindurch. Ein Glück haben wir erneut schrägen Rückenwind. In Bad Segeberg gibt es herrlichen selbstgekauften Kartoffelsalat und Eis am Stiel. Immer weiter an der Bundesstraße entlang. Mal linksseitig, mal rechts, ein Schauer, halblinks weg, die zweite im Kreisverkehr, Brücke, bergauf, Schauer, bergab…Seitenwechsel… neben dem Radweg. Bitte?! Ja Kyra und Emil legen gerade ein Kunststück hin. Schlingernd und rutschend pendeln etwas über 100 kg in voller Fahrt ungewollt zwischen Radweg und vom Regen aufgeweichter Matschwiese.
Ein paar Sekunden später ist das Spektakel auch schon vorbei, doch beiden sitzt der Schock in den Knochen. Wieder völlig wach und konzentriert erblicken wir den Hansa-Park und kurze Zeit später glitzert die Sonne auf den vom Wind aufgeschobenen Wellen der Ostsee. Der kleine Sprung ist geglückt.

Das Zelt ist schnell aufgebaut und wir lassen den Tag bei einer Pizza und heißen Dusche ausklingen. Momente, wie diese versuchen wir uns einzubrennen, um sie beim Ab-/Waschen in einem eiskalten und glasklaren See möglichst griffbereit zu haben. Es ist 23:39 Uhr und es folgt die letzte Nacht in Deutschland… für eine Weile. Gute Nacht und bleibt gesund!