Vom Baumhaus ins Land der Muecken - Tag 5
Der Tag beginnt mit einem Highlight. Frühstück, mit, Dank Kakao, zuckersüßem Müsli, in einem Baumhaus mit Blick auf die umliegenden Felder. Die Sonne lacht und die Drahtesel können es kaum erwarten aufgesattelt zu werden. Doch nicht zu schnell. Erst genießen wir diese absolute Stille. Nun gut, der Wind pfeift ein wenig und der Kuckuck kuckuckt in einer Tour durch, aber das ist Natur und das ist schön.
Ansonsten ist es weiterhin kühl. „Nur 12 Grad.“ Brrrrrrrrrr und so machen wir uns an unsere tägliche Routine. Schlafsachen einpacken, Zelt abbauen, Zähneputzen, aufsatteln… Los! Doch weit kommen wir nicht, da wir den empfohlenen kleinen Provinzladen noch besuchen wollen. Er ist wirklich klein und es gibt allerlei Bekanntes und Unbekanntes zu entdecken. „Ich habe acht Boller. Dazu dänischer Camembert?“ “Na klar!“ zum Glück sind wir in Sachen Nahrung, wenn es darauf ankommt, anspruchslos. Die nette Kassiererin erleichtert uns unseren Einstieg durch ihr Interesse an unserer Tour und ihr perfektes Englisch. Denn leider geht uns außer „Hej“ und „Tak“ Dänisch noch nicht so locker über die Lippen. Was jedoch auffällt, „Es grüßen alle.“ Zudem wird gefühlt ein Ticken mehr aufeinander geachtet. So radeln wir über verlassene Bundesstraßen mit leichtem Wind und Sonnenschein zum Søndersø. Erneut hört man nur… die Natur. Zwei Bänke und ein Tisch laden direkt am Ufer zum Verweilen ein. Frühstück!
Doch so gerne man dem glitzernden Wasser und den Enten weiter zusehen würde, müssen wir weiterziehen. Über Sakskøbing geht es an Getreidefeldern entlang nach Guldborg und einen langgezogenen Hügel hinauf. Was für eine Aussicht! Vor uns liegt die in die Tage gekommene Storstrømsbroen. Doch vor der Überfahrt noch schnell zur Shell… Toilette. Natürlich werden auch die Wasserreserven aufgefüllt. Doch wie schließt man eigentlich diese Tür wieder ab? Henkel nach oben Zylinder drehen und weiter! Der Brücke sieht man ihr Alter aus der Nähe an. Die Farbe blättert großflächig ab und der Beton gibt den ehemals eingeschlossenen und nun rostigen Stahl frei. Doch der weite Blick auf das Meer hinter der Brüstung ist einerseits atemberaubend und zeigt, dass die Jahre der Brücke gezählt sind. Die neue Brücke erwächst bereits zu Land und Wasser. Einfach beeindruckend, welche Mengen an Baustoffen wir Menschen bewegen können. In diesem Fall wird scheinbar der Großteil vor Ort im eigens dafür geschaffenen Zementwerk sowie riesigen Hallen produziert.
Ächzend unter der Sonne schleppen sich Emil und Elias zur Slotsruin in Vordingborg hinauf. „Eis! Da vorne gibt es Eis!“ Kurze Zeit später stehen wir in dem kleinen Lädchen und können uns gar nicht entscheiden. Der nette Eismann gibt Michi eine Kugel Pistazie gratis und wir lernen, dass auch kleinste Läden Kartenzahlung akzeptieren. Das Display zeigt „Forkert pin! Tag kortet ud.” Das müssen wir noch üben, aber zum Glück funktioniert die zweite Karte. Auf dem Weg zum Præstø Fjord treffen wir immer wieder auf Reiseradler, von Kopenhagen nach irgendwo. Nach einer kleinen Pause am Fjord geht es den ersten richtigen Anstieg hinauf. So langsam melden sich die Beine. Nur noch 40 km komm schon! Scheinbar wirken wir, auf Emil und Elias sitzend, recht bedrohlich, da wir ein mittig auf der Straße gerittenes Pferd durch unsere bloße Anwesenheit auf gut 50 m erschrecken, sodass es kurz galoppiert. Die Reiterin beschimpft uns wüst auf Dänisch. Wir können uns nur auf Englisch entschuldigen, wissen jedoch nicht so recht, was wir falsch gemacht haben oder anders hätten machen können. Weiter, nur noch 38 km! Es geht auf und ab und nur noch 35 km… 30 km… 28 km… Sirenen! Blaulicht! Polizei sperrt die Kreuzung, gibt sie frei und hält dahinter bei wartenden Kollegen. „Die haben irgendwas in einer Plastikbox“ sagt Michi fachkundig. Wir wissen nicht was los ist. Als wir vorbeifahren wird die ominöse Box gerade den Kollegen gezeigt – Uns grüßen die Beamten freundlich. Wir sind beruhigt… Über einen kleinen Kiesweg geht es entlang an einem dahinplätschernden Bach. „Wo ist der Shelter?!“ Moment? Ja, es sind nur noch 1,5 km. Nach 2 km finden wir den Platz für unsere Nacht.
Wir entscheiden uns für das Zelt, da diese Shelter die Partyshelter der hiesigen Jugend zu sein scheinen. Außerdem erfreuen sich Mücken an unserer Gesellschaft und surren vergnügt um uns herum. Patsch! Der Drache (unser Multifuel-Kocher) wird erweckt und bereitet uns Spaghetti mit Tomaten und Thunfisch sowie heißes Wasser für Tee. Patsch! Ab ins Zelt und gute Nacht! Erneut genießen wir nur die Ruhe der Natur und schlafen erschöpft ein oder raschelt da etwas und was ist…?