Von der Weser an die Elbe - Tag 2

Der Morgen beginnt wieder vor dem Wecker. Ja, die Halsschmerzen sind noch da, doch Michis Rücken ist bedeutend besser. Da soll noch einmal jemand sagen, dass es keinen Sinn ergibt einen Tennisball ohne Schläger mit auf eine Radreise zu nehmen. Als wir ins Esszimmer treten, erwartet uns ein reichlich gedeckter Tisch mit frisch gekochten Eiern und allem, was das Herz begehrt. Dazu gab es Salbei-Tee, der Halsschmerzen wegen. Nach einem schönen Gespräch sowie ausgiebigen Frühstück mussten wir auch schon los. Schnell die Zähne geputzt und ein paar Brote geschmiert, damit wir die Fähre über die Weser erwischen. Es ist Sonntagmorgen, wenig los und wir strampeln durch leere Straßen. Bei der Fähre treffen wir weitere Radreisende. Für das Paar aus Bayern ist es die letzte Etappe, der andere radelt 240 km zu einem Freund, bevor dieser nach Teneriffa zieht. Uns alle eint die Begeisterung fürs Radfahren und die Freude über das prachtvolle Wetter. Auf dem rechten Weserufer geht es zunächst durch Bremerhaven. „GLAS!“ rufen wir und gegenseitig zu und das nicht einmal. Kaum sind wir raus aus der Stadt begrüßt uns ein weitgehend naturbelassener Wald mit dem Duft nach Harz und feuchtem Moos. Ein Bächlein plätschert vergnügt neben uns dahin und die Vögel besingen den sonnigen Tag. „Da kommen zwei Bänke. Sollen wir oder..?“ Zeit für eine herrliche Pause im Grünen. Gestärkt von den geschmierten Broten geht es weiter nach Bremervörde, wo uns ein Straßenfest kurzweilig ausbremst, da sämtliche Straßen blockiert sind. Nach dem kleinen Umweg entscheidet sich Michi vom T-Shirt auf das Langarmshirt umzusteigen – er traut der Sonne nicht. Bei dem spontanen Halt erkundigt sich gleich eine hilfsbereite Frau, ob denn alles bei uns in Ordnung sei. Nach einem kurzen Gespräch stellt sich heraus, dass ihr Bekannter gerade am Nordkap ist. Doch wir haben noch einige Kilometer vor uns und somit können wir das Gespräch nicht vertiefen.

Kurz vor Buxtehude treten bei uns beiden so langsam Erschöpfungserscheinungen auf. Die Beine werden schlapp, die Laune kippt bisweilen. Buxtehude ist, zumindest auf unserem Weg, kein Leckerbissen. Viele Seitenwechsel und zahlreiche Schlaglöcher tragen ihr Übriges zur Stimmung bei. Doch nach einem Anstieg naht die Rettung auf der anderen Straßenseite. Nach Erdbeeren und Kirschen ist der Akku wieder voll und… Rumps. Der erste Sturz geht an Michi. Zum Glück ist nicht viel passiert und Mensch und Material sind bis auf kleine Kratzer heil geblieben. Es geht auf Sandboden an nicht enden wollenden Bahngleisen entlang und als wir sie doch nach links verlassen, tut sich ein erster Blick auf die Krananlagen des Hamburger Hafens auf. Schnell sind zwei Fotos geschossen und mit dem Schweröl in der Nase schlängeln wir uns vorbei an den Tanks der Industrie am Hafen. Über den Seitenaufzug gelangen wir in den alten Elbtunnel. Angekommen auf der anderen Seite erblicken wir die Elbphilharmonie und haben es nach 128 km geschafft. Wir sind in Hamburg! Wir treffen uns noch mit Kyras Cousine, Essen italienische Pizza und Nudeln, waschen die Wäsche, duschen und… Gute Nacht!