Tag 11 – Touritour durch Brüssel (12.06.2024)

Von Antwerpen nach Brüssel

Der Wecker klingelt laut in die Stille des Campingplatzes. Wir machen ihn erschrocken aus und drehen uns für weitere 20 min nochmal um. Um 7:00 Uhr fängt Michi an, den Blog weiterzuschreiben und Kyra packt langsam alles zusammen. Die Schlafsäcke und Isomatten sind schnell verstaut sowie Emil und Elias bepackt. Als Michi fertig ist, wird das Zelt abgebaut. Als wir fast fertig sind, kommen die beiden Niederländerinnen vom Vortrag neugierig auf uns zu. „Und da oben sind die Schlafsäcke drin?“, fragt eine von beiden interessiert. „Ja, genau“, erklärt Kyra: „und darunter in den beiden die Anziehsachen. Links für den Alltag. Rechts, wenn es wirklich richtig kalt wird. Vorne habe ich Hygiene und Regenklamotten.“ Wir erzählen über unsere weitere Tour und erfahren, dass die beiden Lues und Gonneke heißen. Vor circa 20 Jahren, also mit Ende 40/Anfang 50 sind die beiden in Rente gegangen. Darauf haben sie im Leben hingearbeitet, um viel Reisen zu können. Ihre längste Reise ging über 6.000 km in 6 Monaten. Gonneke ist nun 71 Jahre. Wahnsinn! Langsam verabschieden wir uns und rufen einander „Tschüss und schöne Reise“ nach.

Als wir gerade vom Campingplatz runterrollen und Michi eine Videoaufnahme machen will, will die Kamera nicht mehr. Diese nimmt immer nur noch genau 11 Sekunden auf. Das Problem scheint am Akku zu liegen und als dieser gewechselt ist, fahren wir erneut durch den Sint-Anna Tunnel von 1933. Diesmal nehmen wir sofort den Aufzug. Nachdem wir kurz der Schelde folgen führt uns unser Weg zur Autobahn oder vielleicht nur einer sehr großen Bundesstraße A112. Dieser folgen wir nur durch unzählige Ampeln stoppend für viele Kilometer bis nach Boom. In Boom bemerkt Michi, dass sein Tacho nicht mehr möchte und er wechselt die Batterie. Doch auch das hilft nichts, der Tacho zeigt einfach keine Geschwindigkeit mehr an und zeichnet somit auch nicht auf. Schade!

Nachdem Wir die Rupel überqueren fahren wir am Zeeknaal Brussel-Schelde entlang. Endlich sind wir den großen Städten entflohen und haben wieder mehr Luft. Immer wieder durchqueren wir Orte mit netten Häusern am Wasser. Irritierend ist jedoch, dass es kein einheitliches Bild einer Stadt gibt. Jede*r scheint so bauen zu können, wie sie*er möchte. Nach einigen Kilometern verlassen wir den Kanal und es wird plötzlich hügelig. Ein Rennradfahrer überholt uns und spricht etwas auf französisch. „Was meinte er? Warum hast du nichts dazu gesagt?“ fragt Kyra irritiert, die nicht mitbekommen hatte, ob der Rennradfahrer eine Frage gestellt hatte. „Keine Ahnung!“ antwortet Michi. Er überlegt weiter: „Vielleicht, dass Belgien hügliger ist, als man denkt?“. Wir schmunzeln und fahren weiter den Anstieg empor. Als wir erneut an eine Autobahn gelangen, merken wir, es ist gar nicht mehr so weit. Auf dem Schild stehen 8 Kilometer bis nach Brüssel. Also nichts wie hin! Plötzlich sehen wir es in der Ferne!

Das Atomium ragt in der Ferne empor. Als wir ankommen machen wir ein paar Fotos und uns erwartet die erste wilde Abfahrt der Tour. Mit bestimmt 40 km/h (genaue Angaben können aufgrund des kaputten Tachos nicht gemacht werden), rasen wir Brüssel entgegen. Plötzlich ist es voll um uns. Überall ist ein großes Gewusel aus Autos, Fahrrädern und Fußgänger*innen. Es fällt uns schwer den Überblick zu erhalten und wir atmen tief durch, dass wir eine ruhigere Straße erreichen. Einer einer gefühlten Ewigkeit durch die Stadt, mit mehr Anstiegen als Abstiegen, erreichen wir den „Park du Cinquantenaire Jubelpark“ und gleich darauf die Europäische Kommission, das Berlaymont-Gebäude. Die gesamte Situation mit dem lauten und vielen Verkehr überfordert uns jedoch so, dass wir erneut nur kurz verweilen, ein bisschen quatschen, ein paar Fotos machen und direkt weiterfahren. Endlich merken wir, was wir alles hochgefahren sind. Die zweite Abfahrt des Tages führt uns hinein, ins Zentrum von Brüssel. 

Hier lassen wir es uns mit belgischen Pommes verwöhnen. Anschließend schauen wir uns den „Grote Markt“ an und finden „Manneken Pis“. Das gegenüberliegende Lokal mit den bunten Fahrrädern an der Wand spricht uns aktuell jedoch am meisten an und wir entscheiden uns, ganz in Ruhe, ein Bier zu trinken. Das Bier schmeckt herrlich und als wir weiterfahren ist es bereits fast 18 Uhr. Als wir um die erste Kurve fahren sind wir jedoch erstaunt, wie schnell wir die Innenstadt verlassen. Auf einen Schlag, ist es wesentlich leerer und stiller. Als wir am Canal Charleroi-Bruxelles/Kanaal Brussel-Charleroi ankommen, geht es eigentlich nur noch geradeaus. Zahlreiche Rennräder und Pendler*innen begleiten uns. Wir befinden uns auf dem EuroVelo 5 und rollen mit guter Geschwindigkeit in den Abend hinein. Erst nach circa 10 Km wartet ein weiterer Anstieg, der uns zum herausgesuchten Campingplatz führt.

Camping Oasis hat bestimmt schon bessere Zeiten erlebt. Ein Schild ist abgebaut und die Rezeption gibt es nicht mehr. Trotzdem empfängt uns ein älterer Herr, der uns auf englisch erklärt, dass wir unser Zelt hinter seinem Haus für 10 € aufbauen können. Das machen wir sogleich. Gute Nacht!