Profile von Radreisenden

Angela & Tim

Im Sabbatical nach Südeuropa

Angela (29 Jahre) und Tim (31 Jahre) sind im Jahr 2024 mit dem Fahrrad durch Europa gefahren. Es war ihre erste große Reise auf Drahteseln, doch Reiseerfahrung haben sie bereits durch längere mehrtägige Wanderungen z.B. auf Island. Ihre Tour führte sie sowohl alleine als auch gemeinsam als Paar von Emden bis nach Italien.

Wir haben Angela und Tim in Ferragudo (Portugal) getroffen. Zusammen waren wir fast 3 Wochen unterwegs und haben ihnen 7 Fragen zu ihrer Radreise gestellt:

Wie seid ihr zum Radreisen gekommen?

„Vom Wandern kommend wollten wir gerne in einem Zeitraum von 3 bis 6 Monaten eine längere Strecke zurück legen. Das Fahrrad schien uns dafür am besten geeignet. Inspiriert haben uns dabei wahrscheinlich Erfahrungsberichte wie von Christine Thürmer oder anderen Reisenden.“

Woher habt ihr die Zeit dafür?

„Grob war der Plan nach Angelas Abschluss durch Osteuropa zum schwarzen Meer zu fahren. Dann machte uns Corona und der Krieg in der Ukraine einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen sind wir damals nach Island gefahren und waren wieder Wandern. Eine tolle Erfahrung, aber die Idee mit der Radreise ließ uns auch die letzten Jahre nicht los. Drei Jahre später und mit einer geänderten Route sollte es dann aber endlich soweit sein. Tim hatte durch ein Sabattical von der Arbeit 6 Monate unbezahlten Urlaub und Angela durch Überzeit und die Zusammenlegung von Urlaub aus zwei Jahren über den Jahreswechsel 3 Monate Zeit. Dies ließ auch nur die Option zu, die Reise im Herbst/Winter durchzuführen, sodass wir uns für warme Gefilde als Reiseziel entschieden. Durch Frankreich über die Pyrenäen nach Spanien und Portugal entlang der Küste sollte es gehen, wobei wir uns die Optionen offen lassen wollten irgendwo länger zu bleiben oder die Route ggf. zu ändern.“

Berge lohnen sich.
Tim Eden

Wie ist eure genaue Route gewesen?

„Ende September startete zunächst Tim aus Emden alleine los. Sein Weg führte ihn quer durch Deutschland nach Stuttgart und Freiburg, um seine Brüder zu besuchen. Dann weiter über die Schweiz nach Frankreich wo wir uns in Taizé Ende Oktober wieder treffen wollten. Dort fuhr Angela einen Monat nach Tims Abreise also mit dem Rad im Gepäck im Zug hin. Dies klappte mit ein bisschen Puffer auch fast ohne Probleme und nach einer Woche in Taizé konnte die Reise nun zu zweit weiter gehen. Mit Stopps in Limoges und Bordeaux kamen wir nach 12 Tagen an der Küste Frankreichs an. Hier folgten wir dem EuroVelo 1 über die Pyrenäen und die Grenze Spaniens. Während der Überquerung und auch im weiteren Verlauf der Reise hatten wir sehr viel Glück mit dem Wetter und nur wenige Regen- und kalte Tage.   Ab Pamplona folgten wir dann dem Camino Frances, auf dem zu dieser Jahreszeit nur wenige Pilger unterwegs waren. Als Fahrradroute kann man hier dem EuroVelo 3 und zum Teil EuroVelo1 folgen. Die Hostels/Herbergen waren eine gute und günstige Möglichkeit für eine Einkehr, die wir in dieser Zeit aufgrund der kälteren Nächte gerne nutzten. Nach etwa 2 Wochen erreichten wir Santiago de Compostela und holten unsere Urkunden für die Beendigung des Pilgerwegs stolz ab. Nach einem Ruhetag führte uns der Weg weiter nach Süden und nach wenigen Tagen überquerten wir die Grenze nach Portugal. Nach einem kurzen Abstecher ins Inland fuhren wir immer an der Küste entlang gen Süden. Weihnachten verbrachten wir in Lisabon. An der Algarve trafen wir Euch beide und machten über Silvester ein paar Tage Pause, bevor wir zu viert Marokko besuchten. Über Gibraltar, Malaga und Valencia fuhren wir die letzten Kilometer. Anschließend mussten wir den Heimweg antreten. Hierführ nahmen wir den Zug nach Barcelona und fuhren mit der Fähre nach Civitavecchia, um weiter mit dem Zug zurück nach Emden zu gelangen.“

Wie sieht ein typischer Tag auf eurer Radreise aus?

„Wir sind meist vor dem Sonnenaufgang aufgewacht und haben unser Frühstück noch im Zelt genossen. Anschließend wurde zusamengepackt und so konnten wir kurz nach dem Sonnenaufgang aufbrechen. Abhängig von den Höhenmetern und dem Bodenbelag gab es für uns nach etwa 30 km die erste kurze Snackpause. Eine Mittagapause inklusive Kochen und Essen haben wir dann meist gegen 14 Uhr gemacht und wenn das Wetter gut war sind wir nach 90 min. wieder aufgebrochen. Anschließend folgten die letzten Kilometer. Bis kurz vor Sonnenuntergang sind wir weiter gefahren und haben uns dann einen Schlafplatz gesucht. Mit den letzten Sonnenstrahlen stand unser Zelt und so konnten wir den Abend im Zelt ausklingen lassen. Unsere Lieblingsbeschäftigung war es zu Lesen, einen Podcast zu hören oder für Freunde und Verwandte ein paar Zeilen zu schreiben.“

Was lehrt euch das Radreisen? Und was mögt ihr am Radreisen?

„Dass wir mit sehr wenigen Gegenständen auskommen können. Und ‚don’t judge people before you know them‘. Für uns ist das schönste am Radreisen, dass man am Ende des Tages das Gefühl hat, etwas geschafft zu haben. Zudem können wir viel Essen und Schlafen. Unser Lieblingsessen auf Radreise sind Nudeln mit Pesto. Nicht so gut gefallen uns Regentage, viel befahrene Bundesstraßen und Kälte.“

Was lehrt euch das Radreisen? Und was mögt ihr am Radreisen?

„Am Anfang und nach Anstiegen sind die Beine ganz schön angestrengt. Ansonsten lässt der Po auch nach langen Stunden auf dem Fahrrad grüßen.“

The trail/path provides. - Wanderer Weisheit
Angela Eden

Was ist euer Tipp für Personen, die das Radreisen ausprobieren möchten?

„Einfach machen und Probleme lösen sich unterwegs.“