
Profile von Radreisenden
Annkathrin & Nico
Von Radreisenden und House Sitting

- 27 & 32 Jahre
- Lüneburg (Deutschland)
- Mehrere kleine Radreisen
- 272 Tage
- 7.006 km
- Deutschland-Marokko
- 35 km/Tag
Annkathrin und Nico sind zum Zeitpunkt des Interviews in Marokko, doch wir haben uns bereits vor einigen Monaten kennengelernt und in Portugal getroffen. Lustigerweise sind wir vier fast am gleichen Tag in unsere Fahrradweltreisen gestartet. Wir einen Tag später als Annkathrin und Nico. Seitdem haben sie viel erlebt und berichten im folgenden davon:


Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
„Wir wollten beide gerne längere Zeit die Welt bereisen. Aus unterschiedlichen Gründen wie keine bzw. wenig Kosten bei Verkehrsmitteln, nicht immer auf eine Unterkunft angewiesen zu sein (weil wir mit einem Zelt unterwegs sind) und auch ein Stück unabhängiger zu sein als mit ÖPNV hat sich das Fahrrad als gutes Fortbewegungsmittel angeboten. Auch haben wir vorher schon ein paar Radtouren gemacht. Wir waren zum Beispiel in unserem zweiwöchigen Urlaub zusammen in den Niederlanden. Nach einem gemeinsamen schönen Essen mit unseren Eltern, ging es von Isernhagen los. Bei über 30 °C waren die ersten Kilometer super anstrengend. Der Fund einer Wassermelone motivierte uns jedoch weiterzufahren. In Amsterdam schauten wir uns in Ruhe die Stadt an und fuhren bis zum Afsluitdijk am Ijsselmeer. Weiter ging es bis nach Emden und Leer. Anschließend mit dem Zug zurück nach Hause. Diese Reise hat uns gezeigt, dass eine längere Fahrradreise infrage kommt. Bereits da hätten wir uns mehr Zeit gewünscht, aber es war eine sehr interessante Reise mit viel Kultur in Amsterdam!“
Wie finanziert ihr die Reise?
„Wir haben unsere Wohnung und unsere Jobs gekündigt und vor der Reise so viel wie möglich verkauft. Nur ein paar wichtige Unterlagen und ein paar Kleinigkeiten lagern bei Verwandten. Wir finanzieren unsere Reise hauptsächlich durch Ersparnisse. Annkathrin arbeitet ab und zu ein paar Stunden für die Werbefirma, wo sie vorher gearbeitet hat und Nico hat noch ein kleines passives Einkommen. Gemeinsam betreiben wir eine Homepage mit Blog und zahlreiche Social Media Kanäle. Das bedienen von Instagram von unterwegs funktioniert für uns sehr gut, doch für längere YouTube Videos benötigen wir eine feste Unterkunft, wie zum Beispiel einen House Sitt oder Campingplatz. An den Unterkünften erledigt auch Annkathrin meist ihre Aufträge von der Werbeagentur. Hier sind insbesondere klare Absprachen über den Zeitpunkt und Umfang wichtig. Das Radreisen lehrt uns jedoch, dass man auch mit wenig gut auskommen kann.“

Macht ihr auch mal Pause vom Radreisen?
„Wir haben bisher ca. 27% der Tage die wir unterwegs waren Pausentag gemacht. Wir machen die Pausen immer dann, wenn wir das Gefühl haben mal eine längere Pause vom Radfahren zu brauchen und Lust haben an unseren Social Media Kanälen zu arbeiten. Zudem arbeitet Annkathrin auch für eine Werbeagentur, wofür wir die Unterbrechungen gut nutzen können. Unser erster House Sitt war in Portugal in den portugisischen Bergen im Winter 2024. Dort haben wir auf einen lieben Hund aufgepasst und durften währendessen im Haus der Besitzer leben. Mit eigenem Bett und Küche konnten wir gut entspannen und viel abarbeiten. Um auf unsere Zeit alleine im Haus gut vorbereitet zu sein, sind wir einen Tag früher angereist. So konnten wir die Kommandos und zum Beispiel eine Gassi-Route lernen. Nach dem House Sitt sind wir nur eine Woche geradelt und hatten direkt den nächsten etwas weiter südlich in Portugal. Dort haben wir drei Wochen auf eine Katze aufgepasst. Im Vorfeld haben wir die Besitzerin bereits über mehrere Telefonate bei WhatsApp kennengelernt. Das war für beide Seiten gut, denn so konnten wir uns bereits etwas kennenlernen. Somit haben wir die Pausentage alle unterschiedlich genutzt: zum Arbeiten, zum Sitten von Haustieren (einer Katze und eines Hundes), zum Entspannen oder zum Sightseeing machen“

Was war die größte Herausforderung auf eurer Reise – und habt ihr manchmal auch Sorgen oder Ängste?
„Ja, wir haben auch ab und zu Ängste und Sorgen. Manchmal fühlen wir uns auch unsicher beim Wildcampen. Häufig suchen wir uns gute Plätze raus, aber manchmal hatten wir spontan abends noch Besuch von Personen die in unserer Nähe gegrillt haben. Über Menschen machen wir uns sowieso am meisten Gedanken. Doch kommt es auch vor, dass wir uns bei Geräuschen von außen Gedanken machen. Einmal in Spanien haben wir Wildschweine gehört, das war unangenehm. Wir haben aber auch finanzielle Sorgen, da wir von Ersparnissen leben. Aktuell können wir uns nicht vorstellen zurück in unser altes Leben zu gehen, doch irgendwann sind unsere Ersparnisse aufgebraucht. Aus diesem Grund hoffen wir, irgendwann mit unseren Social Media Kanälen uns eine Kleinigkeit dazu verdienen zu können. Die Berge in Nordspanien haben uns sehr gefordert. Einige haben wir selber erklommen mit dem Rad und andere haben wir mit dem Zug übersprungen.“
Was war euer schönstes Erlebnis?
„Es gab einige schöne Momente. Das Erleben der Übergabe der Olympischen Flamme in Eaubonne mit der anschließenden Drohnenshow und dem Feuerwerk ist auf jedenfall eins der schönsten Momente genauso wie Dune du Pilat. Bei der Übergabe der Olympischen Flamme, wurden wir von unseren Warmshower Hosts eingeladen. Am Vorabend fragten sie nur, ob wir Lust hätten an einem olympischen Event teilzunehmen. Als wir am nächsten Tag bei der Veranstaltung ankamen, waren wir überrascht, wie groß die Veranstaltung ist. Es war eine schöne Überraschung, dass es um die Übergabe der Olympischen Flamme ging. Anschließend waren wir noch auf einer Pferderennbahn mit Livemusik und Drohnenshow. Alle sind total abgegangen, haben mit getanzt und gesungen. Es war eine wunderbare Atmosphäre. Bei der Dune du Pilat haben wir uns aufgeteilt. Jeder von uns hatte 1,5 Stunden Zeit sich die Düne anzugucken und die andere Person hat währendessen auf die Fahrräder aufgepasst. Wir waren von der Aussicht und der Größe beeindruckt. Es war besonders lustig sich ‚bergab‘ durch den Sand rutschen zu lassen.“



Was ist euer Tipp für Personen, die das Radreisen einmal ausprobieren möchten?
„Klein anfangen und vor der eigenen Haustür mit Wochenendtouren und Urlaubstouren beginnen“
