Tag 60 – Mainland (31.07.2024)
Von Skaw Beach nach Muckle Ayre
Wir erwachen an unserem traumhaften Strand am nördlichsten befahrbaren Ende von Großbritannien. Es ist still. Wir hören nur die Vögel und das Rauschen der Wellen. In unserem Zelt ist es warm, das ist ein gutes Zeichen und deutet auf schönes Wetter hin. Der Wind des Vortags scheint abgeklungen zu sein, denn das Zelt steht ganz ruhig da. Es biegt sich nicht wie am Vortrag von der einen zur anderen Seite. Michi streckt als erstes den Kopf heraus und bestätigt: „Der Himmel ist wunderschön blau! Kyra, es sieht traumhaft aus!“ Also verlassen wir das Zelt und räumen alles zusammen. Währenddessen ziehen leider Wolken am Himmel auf, die nach Regen aussehen. Trotzdem traut sich Kyra im eiskalten Bach, welcher in der See mündet, ein Bad zu nehmen. Die Franzosen aus dem Camper scheinen noch zu schlafen und so stellt sich Kyra nackig in den Bach und wäscht sich schnell. Die Kälte des Wassers ist erbarmungslos und so ist sie schnell zurück. Wir bereiten Müsli mit Äpfeln vor und frühstücken mit bereits gepackten Drahteseln im Stehen während der erste kleine Regenschauer einsetzt. Doch bereits hinter den dunklen Regenwolken erstrahlt der Himmel wieder blau. Als wir fertig gegessen haben, werfen wir noch einen letzten Blick zurück auf das Meer und sehen nochmal zwei oder drei Seehunde im Wasser schwimmen. Wir verabschieden uns gedanklich und schieben die Fahrräder zurück zur Straße. Die französische Familie ist anscheinend kurz zuvor erwacht und winkt uns zum Abschied. Wohl wissend, dass uns auf der vor uns liegenden Steigung schnell warm wird, ziehen wir unsere Regenkleidung aus und beginnen die heutige Fahrt. Zunächst geht es bergauf in Richtung SaxaVord Spaceport und anschließend steil, wir schätzen auf 25 %, bergab nach Norwick, nur um anschließend wieder bergauf zu fahren.
Als wir in Haroldswick nach gerade einmal 5 Kilometern an Victoria’s Vintage Tea Room vorbeifahren, denken wir an die Familie von gestern Abend. Diese erzählten von zwei Lokalen, die wir besuchen sollten: Frankie’s Fish & Chips in Brae und Vicotoria’s Vintage Tea Room. Also halten wir spontan, essen einen Kuchen und trinken Tee. Perfekt, denn wir beide müssen dringend auf Toilette und können somit die des Lokals nutzen. Anschließend fahren wir den Weg zurück, wie wir gekommen sind. Es geht über die Insel Unst und Yell. Wir fahren einige Steigungen rauf und runter, nutzen die Fähren und werden von vereinzelten Regenschauern nass geregnet. Somit gleicht der Tag ziemlich dem gestiegen, doch die neue Perspektive auf die Landschaft lässt es nicht langweilig werden. Wir entdecken Orte, die wir gestern nicht wahrgenommen haben oder uns an gestern erinnern. Als wir kurz vor der Fähre von Yell in Richtung Mainland sind, schreibt Michi mit Alicia und Jim, welche ebenfalls auf Yell angekommen sind. Die beiden sind jedoch bereits in ihrem B&B und wir wollen die Fähre erreichen, um heute Abend noch bei Frankie’s etwas zu essen. Somit winken wir uns aus der Ferne kurz zu und fahren angestrengt durch den Gegenwind der Fähre zum Mainland entgegen. Als wir die Fähre erreichen hätten wir sogar noch 10 min Zeit. Kyras Kopf ist knallrot vor Anstrengung und auch Michi ist ziemlich fertig. Wir schlagen uns ab und sagen: „Gut gemacht!“, denn es ging einige Höhenmeter hoch und runter, die wir mit guter Geschwindigkeit gemeistert haben. Nun trennen uns und das Essen lediglich 16 Kilometer. Wir schwingen uns erneut auf Emil und Elias, verlassen die Fähre und fahren durch ein Industriegebiet der Shetlands. Dort entdecken wir auch die Einnahmequelle der Inseln. Eine große Ölraffinerie erscheint vor uns. Wir durchqueren das Industriegebiet und merken, dass unsere Muskeln langsam eine Pause brauchen. Die Anstrengung vor der Fähre fordert eine Auszeit und somit sind wir glücklich, als wir das Fish&Chips Lokal erreichen.
Die dortige Speisekarte ist länger als gedacht und so studieren wir diese erstmal ausgiebig. Am Ende entscheiden wir uns jedoch klassisch für Fish&Chips und die empfohlenen Scallops (Kammmuscheln). „Oh, sry… We have no more Scallops“, wird auf unsere Bestellung geäußert. Schade! Also entscheiden wir uns für zweimal Fish and Chips. Hinter uns warten zwei Frauen, die ebenfalls aus Deutschland kommen. Auch die beiden bestellen Fish and Chips und wir setzen uns zusammen ins Warme. Anette und Catherine sind zum Wandern hier. Beide haben zusammen in Ulm eine Praxis für Logopädie. Kurz bevor wir unser Essen aufgegessen haben, ist es 19 Uhr und das Lokal schließt. Also essen wir gemeinsam auf dem Parkplatz weiter. „Möchtet ihr Kekse?“ fragt Anette. Da können wir natürlich nicht nein sagen und somit genießen wir zusammen noch ein paar Kekse zum Nachtisch. Zum Abschied bekommen wir noch zwei Riegel geschenkt. Total nett! Da es bereits sehr spät ist, verabschieden wir uns und suchen nach einem geeigneten Schlafplatz. Wir finden 8 Kilometer entfernt einen Strand auf der westlichen Insel Muckle Roe. Da wir morgen Abend zurück in Lerwick sein möchten, ist das die letzte Möglichkeit eine westliche Insel zu besuchen. Wir entscheiden uns dafür unser Glück zu versuchen und am Strand zu schlafen. Somit schwingen wir uns ein letztes Mal auf die Drahtesel und treten kräftig in die Pedale. Obwohl unsere Navigation sagt, dass es größtenteils flach wird, haben wir einige kurze Steigungen zu überwinden. Doch nach kurzer Zeit erreichen wir die Brücke zur Insel und den rausgesuchten Strand. Es ist einfach nur traumhaft!
Die Heide hat begonnen zu blühen und der weiße Strand leuchtet zwischen der roten und lila Heide. Wir schieben Emil und Elias zwischen den wunderschönen Farbspielen durch ein Gatter, dem Schild “Beach” folgend durch ein weiteres Tor und zum Strand hinunter. Was für ein Ausblick! Was für ein Traum… Komplett alleine am Strand, nur von Schafen und Hasen umgeben, bauen wir unser Zelt auf. Kurz bevor wir fertig sind, kommen zahlreiche Midges hinzu und wir verschwinden lieber schnell ins Zelt. Gute Nacht!