Tag 102 - Ceide Fields (11.09.2024)
Von Kloster Rosserk nach Dooleeg More
Der Regen prasselt sanft aufs Zelt. “Guten Morgen”, runter Michi verschlafen. “Morgen”, gähnt Kyra. Als der Schauer vorüber ist, bauen wir geschwind das Zelt ab. Es gibt Müsli im Windschutz des Klosters. Dann schaut die Sonne wieder durch die Wolken und ein imposantes Lichtspiel wird auf den See, das Kloster sowie die umgebenden Hügel gezaubert. Wir lösen uns und fahren zur nächsten Klosterruine.
Diese liegt hinter einer Kuh- bzw. Bullenweide. Das Kloster erscheint größer und über eine kleine Brücke gelangen wir in die Ruine. Der Bach schlängelt sich durch das Kloster unter der Brücke hindurch zu einem außenstehenden Gebäude, dass eine Wassermühle beherbergt haben könnte. Wir erkunden die alten Mauern und Räume. Welch ein Leben hier geherrscht haben muss. Insbesondere der gut erhaltene Chorgang beeindruckt uns. Wir verduchen die Szenerie mit der Kamera einzufangen. Dann hören wir Schritte. Ein Mann betritt den Innenhof. “Morning”, sagt er freundlich und schießt ebenso ein paar Fotos. Als wir das Kloster verlassen kommen uns noch drei ältere Damen und ein Pärchen entgegen. Auf einer Weide rechts von uns entdecken wir noch ein kleines, tapsiges Folen mit seiner Mutter. Wir schauen den beiden ein wenig zu und genießen den Moment. Schon geht es weiter und wir erblicken unverhofft eine atemberaubende Dünenlandschaft.
Ein weißes Auto kommt uns entgegen und hält. Der Fahrer schaut uns ungläubig und etwas misstrauisch an. Wir grüßen freundlich und winken. Dann geht es bergab in ein Dorf hinein. Als wir anhalten überholt uns das Auto erneut und hält mit etwas Abstand. Der Mann blickt uns an, ohne Regung und ohne etwas zu sagen. “Irgendwie unheimlich”, denken wir uns und radeln weiter. An einer Parkbucht entdecken wir eine Bank-Tisch-Kombination und halten erneut. Mittagessen! Es gibt ein Feinschmecker-Menü bestehend aus Spaghetti mit Dosenlachs an Knoblauch in Pfeffersahne. Gestärkt geht es zu den Ceide Fields.
Doch zuerst führt die gute Straße entlang der Küste den Hügel lange hinauf. Die Brandung trifft wuchtig auf die Felsen und spritzt hoch in die Luft. Ein fasziniere des Schauspiel, dass den Anstieg ange ehm verkürzt. Bei der Ausgrabungsstätte angelangt, verkündet die nette Dame an der Rezeption, dass der Eintritt nur 5 € pro Person koste und eine Tour gerade gestartet hat, falls wir uns dieser noch anschließen wollen. Wir zahlen und gehen zügig hinaus. Unser guide steht mit einer kleinen Gruppe auf einem Bretterpfad, der durch das Moor führt. Die Tour führt an verschiedenen Schautafeln vorbei, an denen der Guide mit viel Witz, Leichtigkeit und einer persönlichen Note die Geschichte der Felder sowie das Leben der damaligen Bevölkerung mit der heutigen geschickt verknüpft. So erfahren wir allerhand über die etwa 5700 Jahre alten ummauerten Felder der Jungsteinzeit. Die damaligen bewohner aus dem Gebiet des heutigen Iran oder Irak mussten schmerzlich erleben, was eine Temperaturänderung um 2 °C bewirken konnte. In diesem Fall das durch ergiebigen Regen versumpfen der Felder und die Ausbreitung des Moors. Kurz das Ende ihrer damaligen Lebensgrundlage. Vermutlich erst in der Bronzezeit erfolgte eine Neubesiedlung durch Personen aus dem heutigen osteuropäischen Raum. Auch erfahren wir etwas über die reichhaltige Pflanzenwelt und die Fähigkeit des Moors CO2 zu speichern. An diesem Punkt merkt der Führer an, dass es derzeit eine Debatte über den Abbau und das Verbrennen von Torf gäbe. Seiner Meinung nach gibt es nunmehr zwei Lager, die, die es zum Schutz der Umwelt verbieten wollen und die, die es alsder wichtigen Teil der Kultur beibehalten wollen. Für ihn ist klar, ohne ein lebenswertes Klima gibt es für die Gesellschaft keine Zukunft, aber ohne Kultur auch keine Gesellschaft. Ein Kompromiss muss gefunden werden. Zudem erhalten wir eine kurze Einführung in das Verhältnis zur Fehn- und Sagenwelt und erfahren, dass das Informationszentrum nicht etwa einer Pyramide gleicht, sondern vielmehr den Felsformationen vor der Küste nachempfunden ist, die bereits von den damaligen Bewohnern erblickt werden konnten. Auf dem Weg zurück unterhalten wir uns mit einem Mitglied der Führung. David ist schon etwas älter und schreckt dennoch nicht zurück sich die entferntesten saftigen schwarzen Bromberen abseits des Weges zu stibitzen. Er hat schon viel erlebt und war vor 31 Jahren zum letzten Mal bei den Feldern. Im Zentrum angekommen betrachten wir den erst durchs Moor und dann durch Wachs konservierten Baum im Zentrum und sehen uns einen 360° Film an. Im Anschluss spendiert uns David einen Kaffee und als er nicht locker lässt, nehmen wir noch ein Stück Kuchen dazu. Er ist einfach unglaublich nett und interessiert. Wir setzen uns und reden über die Tour und das Leben. David war früher viel in Israel unterwegs und plötzlich steht Seamus Caulfield, der Sohn des Entdeckers der Ceide Fields, Patrick Caulfield, an unserem Tisch. David unterhält sich mit ihm und schon ist er wieder verschwunden. Dann wenden auch wir uns zum gehen. David gibt uns noch Flyer von der Kirchengemeinde, für die er tätig ist. Wir gehen noch gemeinsam zum Aussichtspunkt auf die Klippen und bestaunen die Gewalt und Schönheit der Natur, als die Sonne erneut durch die Wolken bricht. Dann verabschieden wir uns und wünschen uns alles Gute.
Direkt im Anschluss kommen wir mit zwei Deutschen ins Gespräch. Brigitte und Alois kommen vom Chiemsee und sind mit ihrem Camper mit dem Camper hier. Ihre Räder haben sie natürlich auch dabei. Sie kommen aus Richtung Süden und somit bekommen wir bereits einen kleinen von Bildern untermalten vorgeschmack auf das, was da noch kommt. Nach einem guten Gespräch machen wir uns, wie immer verspätet, aber glücklichaif auf. Wir winken den beiden nach und für uns geht es zurück, wie wir gekommen sind. Dann knicken wir rechts ab und fahren durch einen grünen Blättertunnel, vorbei an alten Burgruinen, von denen manchmal nur ein Turm steht und durch moorige Landschaften. Man zeigt uns gereckte Daumen aus den Autos. Das Wetter ist top und der Wind im Rücken. Doch auch nach einer gefühlten Ewigkeit, will sich ein Schlafplatz nicht finden. Bei einem Bretterpfad findet Kyra eine kleine Holzplattform. “Das Zelt bekommen wir da aber vielleicht nicht aufgebaut”, geht es Kyra durch den Kopf. Wir fahren weiter. Die Dunkelheit verschlingt den Tag und so langsam wird es auf der Bundesstraße leerer. Michi kann nicht mehr. Die Füße zittern. Ein alter Rastplatz taucht zur Rechten auf. Er ist fast komplett überwuchert, aber schlecht einsehbar von der Straße. Einzig der teils aufgeplatzte und mit Moosen sowie Brombeeren bewachsene Asphalt erschwert den Zeltaufbau. Zu allem Übel ist nun auch noch Kyras Warnweste weg. Wo sie verloren wurde weiß niemand. Die Stimmung kippt etwas. Wir mischen noch etwas Couscous mit heißem Wasser an. Beruhigen uns und planen die Rettungsaktion der Warnweste für morgen früh. Dann prasselt der Regen auf das behelfsmäßig an den Drahteseln befestigte Zelt. “Bitte keine Löcher durch Kiesel oder Brombeerdornen”, denken wir uns noch bevor wir uns beide eine “Gute Nacht”, wünschen.