Fahrrad-Weltreise Tage 202 bis 217 - Ferragudo

Pause

(20.12.2024-03.01.2025)

Die ersehnte Pause, endlich ist sie da. Das mag sich jetzt komisch anhören, denn eigentlich fahren wir sehr gerne Fahrrad. Wir freuen uns morgens am Abend einen anderen Ort kennenzulernen und dazwischen einige Kilometer zurück zu legen. Doch… Bereits seit einigen Wochen brauchen wir Zeit, um die Fahrräder zu reparieren. Oder, um einfach einmal auszuschlafen. Um den Blog aufzuholen… Aus diesem Grund freuen wir uns sehr darauf, die Tage etwas anders zu verbringen. 

Der erste Tag (202) beginnt entspannt. Wir frühstücken in Ruhe, packen alle Taschen aus und füllen den Schrank mit unseren Sachen. Anschließend übertragen wir Bilder und schreiben Blog. Wir haben richtig viel zu tun und der Tag scheint zu verfliegen. Am Abend gibt es wieder viel Gemüse, doch plötzlich entdecken wir rote Wupsel auf Kyras Haut. Bereits vor zwei Tagen dachte Kyra Mückenstiche auf der Hand zu haben. “Das sieht eher wie Flohbisse aus”, sagte Jan-Ole dazu. Doch wir haben uns nicht näher Gedanken gemacht. Nun finden wir weitere drei Wupsel auf Kyras Arm und Rücken. Haben wir etwa wirklich einen Floh bei uns? “Nicht, dass es Bettwanzen sind!” gibt Kyra zu bedenken. Doch auch nach längerem Überlegen wissen wir nicht, wo wir diese her bekommen sollen. Wir waren in keinem Hotel in letzter Zeit. Fast den ganzen Abend recherchiert Kyra im Internet nach den Unterschieden zwischen Flöhen und Bettwanzen, doch eine genaue Bestimmung scheinen wir nicht hinzubekommen. “Vielleicht ist da ja gar nichts”, sagt Michi beruhigend und irgendwann schlafen wir ein. Doch… Der nächste Morgen bringt Gewissheit über unser Haustier. Als wir erwachen (Tag 203) ist das erste, was wir erblicken, ein Floh. Klein, länglich und voller Blut. Michi bleibt erstaunlich ruhig, doch Kyra ist nahe der Verzweiflung. “Oh nein!” sagt sie immer wieder. Sofort nehmen wir zur Vorsorge alle Sachen und packen diese in Müllbeutel. Wir frieren die Schlafsäcke ein und waschen unsere Wäsche auf 60 °C. Dann baden wir ausgiebig. Zum Glück haben wir alle Sachen auf dem Fahrrad in vielen unterschiedlichen Taschen und darin nochmals in Taschen sortiert. Somit sollte sich der Floh noch nicht viel herumgetrieben haben. Die Hoffnung liegt darin, dass dieser im Schlafsack und an Kyra war. Zur Vorsicht ziehen wir jedoch auch die Bettwäsche ab und waschen diese. Immerhin breiten sich Flöhe nicht so schnell wie Bettwanzen aus, zumindest laut unserer Recherche. Mit viel Putzen und Hygiene sollte sich dies schnell geregelt haben. Während Kyra noch mit den Gedanken zu kämpfen hat, fährt Michi einkaufen. Doch plötzlich läuft die Waschmaschine nicht mehr und das Licht im Badezimmer ist aus. Haben wir einen Stromausfall? Michi bezahlt gerade an der Kasse und Kyra inspiziert den Stromkasten. Tatsächlich ist eine Hauptsicherung herausgefallen. Doch selbst, wenn diese wieder hochgedrückt wird, bleibt sie nicht drin. Als Michi zurück ist, ist auch dieser ratlos. Doch ein Blick aufs Handy zeigt, dass die Vermietung der Wohnung sich via WhatsApp gemeldet hat: “Hello, We’re happy to inform you that the jacuzzi is now fully operational. If you would like to use it, please follow these stops: Turn on the circuit breaker by flipping…” Kyra antwortet so gleich: “Thank you for the message. We are pleased to hear this and will be happy to use it in the coming days. We had already seen the fuse for the Jacuzzi and were just about to write to you because we have been having problems with the Interruptor Differéncial since around 11 a.m. The fuse for the kitchen/living room with washing machine, fridge and freezer keeps blowing irregularly…”. Den restlichen Tag verbringen wir damit den Anweisungen der Vermietung zu folgen, doch die Sicherung will einfach nicht drin bleiben. Irgendwie schaffen wir es mit vielen Unterbrechungen, die Waschmaschine zu beenden, zu öffnen und uns Essen warm zu machen. Da jedoch keine Lösung in Sicht ist, müssen wir umziehen. Schnell packen wir die wichtigsten Sachen zusammen. Doch durch unsere Waschaktion ist noch fast alles nass. Auch die Taschen der Fahrräder haben wir fleißig gereinigt und liegen nass auf dem Balkon. Mit dem Fahrrad nun im Dunkeln zur neuen Wohnung zu fahren, würde eine Weile brauchen. Somit ist nicht an Umziehen zu denken. Doch die Vermietung bietet uns an einen Uber zu schicken und versichert uns, dass sie leider bis Montag keine andere Lösung anbieten können. Heute ist Freitag und 2 Tage ohne Strom ist eine schlechte Idee. Somit gehen auf den Vorschlag ein und packen alles wichtige zusammen. Darunter auch die Schlafsäcke, damit diese in das Tiefkühlfach der neuen Wohnung können. Dort kommen wir gegen 21 Uhr an und bemerken, dass wir in einer Villa stehen. Wahnsinn… Ein riesen Haus, nur für uns allein. Der Abend ist jedoch gelaufen und so gehen wir schnell ins Bett. Einzig die Alarmanlage, welche regelmäßig piepst macht uns ein wenig Sorgen. 

Wir wachen auf (Tag 204). „Es müsste doch gleich Sonnenaufgang sein?“, fragt Kyra und Michi öffnet die Fensterläden. Wir staunen. Der Blick reicht bis zum Meer und das Morgenrot flutet den Himmel und an den Palmen vorbei unser Schlafzimmer. Es ist unfassbar schön. Michi erkundet bei Tageslicht das gesamte Anwesen. Es ist vom Stil etwas älter und riesig, viel zu groß für uns beide allein. Kyra bekommt Frühstück ans Bett und wir genießen den Morgen. Wir bereiten die Waschmaschine vor und füllen den Geschirrspüler. Dann setzen wir uns raus an den Pool in die Sonne. Es hat in der Sonne laut Thermometer 30 °C und so fühlen wir es auch. Doch als Kyra die Badewanne mit Wasser befüllt und Michi nach der Poolheizung, das Wasser ist nämlich richtig kalt, sucht, passiert es. Der Strom ist weg. „Das ist ein schlechter Scherz, oder?“, ruft Michi durchs Haus. Doch ist es leider nicht. Wir sind irritiert, schreiben mit der Vermietung und suchen den Sicherungskasten. Doch nichts hilft. Der Strom bleibt weg und alle Sicherungen scheinen intakt. Fast fünf Stunden bleiben wir ohne Strom und befolgen die verschiedensten Anweisungen der Vermietung. Mehrmals fragen wir: “Is this fuse box perhaps only for the second floor? Perhaps there is a second one with a main switch?” oder “the problem is that no fuse has blown in the power box” oder “there must be another fuse box somewhere. Some main fuse”, doch wir bekommen erst nach 2 Stunden und mehrmals die Antwort “Allow us a moment to verify”. Also entscheiden wir das beste aus der Situation zu machen. Michi entdeckt, dass das Wasser für die Badewanne noch warm ist und wir lassen diese einlaufen. Mit Kerzen, Wein und Chips machen wir es uns zu zweit in der Badewanne gemütlich. Doch gerade, als wir sitzen und das Handy beiseite legen wollen entdecken wir die Nachricht: “Hello, we have requested assistance please stay at the accommodation in next hours, can you do that please”. Trotzdem versuchen wir zu entspannen und öffnen das Fenster, um das Auto früh genug zu hören und uns anziehen zu können. Keine 15 min später hören wir Motorgeräusche. “Michi! Ich glaube, da ist ein Auto”, sagt Kyra. Und tatsächlich, circa eine Minute später schließt jemand das Tor auf. Schnell trocknen wir uns ab und ziehen uns an. Der Elektriker ist ausgesprochen nett und das Problem schnell gefunden. Wie wir gedacht haben, gibt es einen weiteren Sicherungskasten, welchen wir nicht gefunden haben. Dieser ist hinter einem Spiegel versteckt und die Hauptsicherung ist herausgesprungen. Keine Minute später ist das Problem gelöst und wir haben wieder Strom. Da der Tag bereits gelaufen ist, steigen wir nochmal in die Badewanne und gehen schlafen. In den nächsten Tagen scheint unsere Pechsträhne zum Glück vorüber zu sein. An Tag 205 bekommen wir Besuch von anderen Reisenden, die mit dem Camper unterwegs sind. Virginie und Ralf haben wir vor einiger Zeit in Saint-Jean-Pied-de-Port kennengelernt. Wir verbringen noch etwas Zeit in der Villa zusammen und ziehen anschließend zurück in die von uns eigentlich gebuchte Wohnung. Leider ist der Grund für den Stromausfall der Jacuzzi, weshalb wir diesen nicht nutzen können.

Durch die Aufregung mit unserem “Haustier” und den Stromausfällen, ist die Zeit bisher verflogen und schon Heilig Abend (Tag 206). Heute haben wir einiges vor und wollen unsere Küche nutzen. Zunächst fahren wir zu Decathlon, um neue Fahrradteile für Emil und Elias zu bestellen. Zum Glück soll alles am 03.01. ankommen, nur das kleinste Kettenblatt müssen wir woanders auftreiben. Anschließend gehen wir einkaufen, essen eine Kleinigkeit, backen Plätzchen und bereiten Bratäpfel für heute Abend vor. Danach geht es direkt ans Kochen. Zunächst werden Maronen gekocht und geschält, bevor wir eine Maronensuppe als Vorspeise machen. Während diese kocht, macht Michi Kartoffelsalat. Dann telefonieren wir mit unseren Verwandten und anschließend kann das Festmahl beginnen: Vorspeise Maronensuppe, Hauptspeise Kartoffelsalat mit Würstchen und Nachtisch Bratäpfel. Wir genießen die Zeit und quatschen den ganzen Abend. Es ist ein anderes Weihnachtsfest, als wir es bisher hatten. Es ist ungewohnt und besonders. Das Erste ohne unsere Familien. Wir kuscheln uns vor unserem Adventskranz zusammen, sammeln neue Kraft und freuen uns auf ruhige Feiertagen mit unseren Freunden. Innerlich und bei Social Media sagen wir danke für die Erlebnisse, die wir teilen durften, für das Interesse daran und die Unterstützung. Wir freuen uns auf neue Begegnungen, Landschaften und Abenteuer im Jahr 2025. So genießen wir den Abend zu viert. Es ist ein wirklich schöner Abend und die zuvor große Sorge, es könnte etwas traurig werden, bleibt unbegründet. Zu sehr sind wir abgelenkt von netten Gesprächen und von den Erinnerungen der letzten fast 7 Monate. Und dann, geht auch dieser Tag zu Ende. Der erste Weihnachtstag (Tag 207) und der zweite Weihnachtstag (Tag 208) laufen ähnlich. Wir frühstücken gemeinsam gegen Vormittag, telefonieren mit Verwandten und schreiben viel Blog nach bzw. stellen die Artikel online. Abends essen wir gemeinsam und schauen einen Film. An Tag 209 wird es dann Zeit, sich zu verabschieden. Ralf und Virginie fahren heute weiter und wir bekommen morgen einen neuen Besuch. Doch bevor die beiden fahren, frühstücken wir noch gemeinsam und machen eine ostfriesische Teezeremonie mit Kluntje und Wulkje in Tassen ohne Ostfriesenrose. Michi kocht den Tee und Kyra bereitet den Tisch vor. Jeder bekommt ein Kluntje, ein großes Stück Kandis, in die Tasse und die Sahne wird auf den Tisch gestellt. Als wir den Tee einschütten knistert der Kluntje, dies zeigt an, dass der Tee heiß genug war. Anschließend wird die Sahne gegen den Uhrzeigersinn am Rand der Tasse Mithilfe eines Löffeln hinein geträufelt. Danach ist es nicht erlaubt zu ruhren. Die Sahne steigt nun als kleine Wolken, Wulkje, hinauf. So trinkt man sich von der süßen Sahne ins bittere und anschließend zum süßen Zucker. Leider Ist unsere Sahne etwas zu dick, weshalb in Kyras Tasse, die die erste ist, keine wirklichen Wulkje entstehen. Wir verdünnen die Sahne und dann geht’s prima. Ralf und Virginie beobachten erstaunt die Wulkje und anschließend genießen wir das Heißgetränk. Ein Kluntje reicht normal für 3 Tassen, so viele sind übrigens auch Ostfriesenrecht, doch leider haben wir nicht so viel Tee dabei und gehen mit dem kostbaren Gut sparsam um. Bereits einmal brauchten wir Nachschub und haben uns 200 Beutel von einer Freundin nach Frankreich schicken lassen (danke Moni!). Die Tassen sind schnell gelehrt und dann sind wir bereit für den Abschied. Ralf und Virginie haben ihre Sachen schnell zusammen. Dann putzen sie noch etwas das Bad und wir stellen die Waschmaschine mit Handtüchern und Bettwäsche an, denn morgen kommen bereits unsere nächsten Gäste. Zum Abschied nehmen wir uns feste in den Arm und dann geht es ganz schnell. Wir winken dem Camper noch vom Balkon hinterher während Ralf zum Abschied zweimal hupt. Nun sind wir wieder allein.

Wir nutzen die Zeit und kümmern uns weiter um den Blog sowie Fotoblog des Ottifanten. Als Abendbrot machen wir uns 3 Scheiben Toast Hawai und Süßkartoffeln im Ofen. Dazu schauen wir den neuen Radreisefilm von Tobi bzw. Wikingroad über Island. Zufrieden gehen wir ins Bett und schlafen schnell ein. Auch der nächste Tag (210) beginnt entspannt mit einem Frühstück. Wir haben noch circa 2 Stunden, bis wir Tim und Angela an der Brücke von Portimão nach Ferragudo abholen möchten. Wir nutzen die Zeit und arbeiten beide weiter. Dann ist es auch schon soweit und wir schwingen uns auf die Drahtesel. Währenddessen läuft die wahrscheinlich 5. Waschmaschine mit Michis Schlafsack. Als wir die Brücke erreichen sehen wir die beiden bereits auf dieser zu uns hinüber radeln. Wir winken und freuen uns sehr zu sehen. Tim und Angela kommen ebenfalls aus Emden. Sie haben 3 bzw. 6 Monate Auszeit auf ihrer Arbeit. Tim, der etwas mehr Zeit hat ist ebenfalls mit dem Rad in Deutschland gestartet. Angela ist ihm circa einen Monat später mit Zug und Rad nach Frankreich hinterher gefahren. Von dort ging es gemeinsam weiter, bis hier, an die Algarve. Es ist irgendwie lustig und surreal sich nach all den Monaten hier wiederzusehen. Gemeinsam gehen wir zunächst für die nächsten Tage einkaufen und fahren dann zur Wohnung. Wir trinken Kaffe, essen Gemüselasagne und spielen ein Spiel zusammen. Es ist schön die Zeit so gemeinsam zu genießen und etwas abzuschalten. Wir tauschen uns viel über die gefahrenen Strecken aus und bemerken immer wieder Stellen, die wir gleich gefahren sind. Insbesondere Angela versteht Kyras Katzenfloh Sorge sehr gut, da sie in einem Urlaub mal Kontakt mit Bettwanzen hatte. Kyra fällt es nach all den Flohfreien Tagen weiterhin schwer nicht daran zu denken, sie macht sich insbesondere abends weiter verrückt und schafft es kaum herunterzukommen. Das nimmt auch Michi mit. Doch bereits Ralf und Virginie sowie nun Tim und Angela schaffen es gut, uns abzulenken. Wir haben viel Freude und Spaß miteinander. Schnell ist der erste Abend jedoch rum und Tag 211 beginnt. Dieser läuft mit dem nächsten Tag (212) sehr ähnlich ab. Morgens frühstücken wir ausgiebig zusammen anschließend gehen wir jeweils unseren Dingen nach. Wir schaffen den einen Tag mehr und den anderen weniger. Michi schreibt die letzten Tage und Kyra aktualisiert die Packliste auf der Homepage. Zudem schreibt sie die ersten Rezensionen bzw. Erfahrungsberichte zu unserer Ausstattung. Am Abend kochen wir vier zusammen. Es gibt Risotto mit Pilzen bzw. Wraps. Dabei quatschen, lachen wir und planen unsere weitere Route. Spontan entscheiden wir die Tage nach unserer Auszeit zusammen zu fahren. Gemeinsam wollen wir noch nach Marokko. Danach werden sich vermutlich unsere Wege trennen, da wir unterschiedliche Zeitpläne haben. Als wir an Tag 212 abends früh ins Bett gehen verabreden wir uns für den nächsten Morgen etwas früher als sonst, denn wir wollen eine kleine Wanderung an der Küste unternehmen, die Tim und Angela gefunden haben.

Nach einem entspannten Frühstück packen wir unsere Rucksäcke mit Kleinigkeiten zum Essen und Trinken sowie Anziehsachen. Dann geht es los. Wir starten direkt vor der Haustür und laufen zunächst an der Straße, bis wir das Meer erreichen. Es sieht traumhaft aus. Der gelb-rote Sandstein strahlt im Sonnenschein und in vielen kleinen Höhlen verhängt sich das blaue bis Türkise Wasser. Wir genießen den Anblick und machen Fotos. Der von Angela gefundene Wanderpfad ist unglaublich schön. Wir laufen die gesamte Zeit am Wasser entlang machen zwischen netten Gesprächen die ein oder andere Pause für Snacks und Fotos. Zum Glück sind die beiden nicht böse mit uns, denn wir verlängern die Wanderung enorm. Immer wieder entdecken wir schöne Ausblicke die insbesondere Michi mit der Kamera festhält. So kommen wir nur langsam voran und für die beiden erfahrenen Wanderer, wahrscheinlich sehr langsam. Doch wir haben unseren Spaß zusammen. Irgendwann geht es aufgrund von gefährlichen Klippen nicht mehr weiter und wir müssen ins Landesinnere ausweichen. Hier finden wir ein Supermarkt in welchem wir uns Eis kaufen. Dieses schmeckt leider nicht so gut und so laufen wir mit etwas flauem Magen weiter. Doch wir kommen nicht weit, denn kurz hinter Cavoeiro finden wir einen Bretterpfad, der uns die Sandsteine hinunter in die Höhlen führt. Wir vier gehen wie Kinder auf Entdeckungsreise und erkunden jeden Weg. Mal schauen wir durch ein Loch, fühlen wie warm das Wasser ist oder klettern die Steine hoch und runter. Mehrmals treffen wir dabei auf die gleichen anderen Touristen. Es ist erstaunlich was die Natur alles schafft. Die Höhlen der Algarve entstanden vor Millionen von Jahren durch die Erosion der Klippen und die Einwirkung der Wellen. Die Klippen bestehen aus Kalkstein, einem porösen Gestein, das leicht durch Wasser erodiert. Am bekanntesten ist die Benagil-Höhle, die Kathedralenhöhle. Durch eine Öffnung in der Decke fällt natürliches Licht in die Höhle und leuchtet auf die verschiedenen Gelbtöne. Eigentlich wollten wir bis zu dieser laufen, doch unsere Fotopausen und Entdeckungen haben zu viel Zeit gekostet. Aus diesem Grund entscheiden wir uns kurz hinterm Boneca Cave den Bus zurück zu nehmen. Darüber sind wir alle nicht traurig, denn die berühmte Benagil-Höhle hätten wir von oben eh nicht richtig sehen können. Schnellen Schritts laufen wir zur Bushaltestelle und fahren für nicht gerade wenig Geld mit dem Bus zurück zur Unterkunft. Die Busfahrt ist rasant und da es kein Stopp Knopf gibt, bzw dieser versteckt der Serviceknopf ist, verpassen wir unsere Haltestelle. Der kleine Umweg ist jedoch nicht schlimm. Als wir in der Wohnung ankommen werden wir gleich fleißig und bereiten alles für den Silvesterabend vor. Michi fährt sogar nochmal schnell einkaufen. Unser Plan für heute Abend: Grillen und das Feuerwerk von der Dachterrasse genießen. Ursprünglich wollten wir schön im Jacuzzi liegen, doch dieser ist leider noch immer kaputt. Trotzdem machen wir das beste aus dem Abend. Der Grill wird angeschmissen und zahlreiche leckere Sachen kommen auf diesen. Es ist bereits dunkel und wir können die Lichter um uns herum sowie von Portimão sehen. Der Blick ist wunderschön. Doch nach dem Essen entscheiden wir uns aufgrund der Kälte erstmal nach unten zu gehen und Dinner for one zu gucken. Nachts ist es doch ziemlich kalt. Kyra schläft bereits vor 0 Uhr erschöpft auf dem Sofa ein. Circa 30 min vor Mitternacht erwacht sie wieder, wir machen den Fernseher aus und gehen hoch. Angela und Tim liegen zusammen eingekuschelt in ihren Schlafsäcken auf einer der Liegen als wir beide etwas später hoch kommen, da wir noch ganz spontan Marzipan hergestellt haben und vier Glücksschweinchen geformt haben. Kyra legt sich kurz auf die andere Liege, doch bald stehen wir alle drei auf, da man die Umgebung aufgrund der Mauer nicht von da unten sehen kann. Wir füllen uns Sekt ein und zählen die letzten 20 Sekunden herunter. In der Ferne hören wir zeitgleich ein Kind auf portugiesisch zählen. Dann stoßen wir an. Unglaublich, es ist tatsächlich 2025. Ein Jahr liegt hinter uns, in welchem so viel passiert ist. Wir haben unser altes Leben hinter uns gelassen und haben es gewagt mit dem Fahrrad auf Weltreise zu gehen. Wir sind 10.848 km durch Europa gefahren und haben Unglaubliches erlebt. Wir sind für alles so dankbar. Wer hätte gedacht, dass wir zum Jahreswechsel mit zwei weiteren Emder Radfahrern auf einer Dachterrasse in Portugal am der Algarve stehen? Während einem die Gedanken durch den Kopf schießen, starten hinter uns die Raketen. Vereinzelt fliegen private Raketen in die Luft  doch unsere Aufmerksamkeit wird aufs städtische Feuerwerk aus Portimão gelenkt. Zwei riesige Feuerwerke sind zu sehen. Eins am Strand und eins in der Stadt. Sie sind professionell choreographiert. Im Sekundentakt explodieren die Raketen, es sieht einfach traumhaft aus. Nachbarn kommen neben uns auf die Dachterrassenwohnungen, wir wünschen uns frohes Neues und reichen Ihnen Wunderkerzen rüber. Die Wunderkerzen sind aus Emden mitgereist. Beim Auszug hatten wir diese entdeckt und aufgrund des geringen Gewichts mitgenommen. Nun stehen wir mit den Wunderkerzen, zwei weiteren Emdern und Portugiesen in Portugal. Schon verrückt. Wir machen zu viert mit Wunderkerze schnell ein Selfie und beobachten weiter das Feuerwerk. Als es zu Ende ist, sind auch wir müde und gehe nach kurzem aufräumen hinunter ins Bett. Im Bett realisieren wir, dass wir nur noch zwei Tage haben.

Der vorletzte Tag (214) beginnt ruhig. Für heute haben wir das große Thema Finanzen auf dem Schirm. Direkt nach dem Frühstück mit Angela und Tim machen wir uns an die Arbeit. Wir tragen alle unsere Finanzen seit Monaten ein, da wir es ewig vor uns hergeschoben haben und im Zelt ungerne machen. Dabei überarbeiten Wir nochmal die ganze Tabelle. Doch es lohnt sich. Am Ende geht es relativ schnell und gegen 14 Uhr machen wir eine Pause. Vor ein paar Tagen hatten wir uns die Hand darauf gegeben heute schwimmen zu gehen und die Badesaison 2025 zu eröffnen. Dieses Vorhaben setzen wir nun um. Mit Badesachen ausgestattet gehen wir zu viert zum Strand und laufen ohne große Pause davor direkt ins Wasser. Michi ist als erster im kalten Nass verschwunden und wir anderen 3 folgen. Es ist erstaunlich wärmer als gedacht, aber noch immer kalt. Trotzdem schaffen wir es alle vier ein paar Züge zu schwimmen und sogar mit dem gesamten Körper unterzutauchen. Damit haben wir unser Versprechen eingelöst. Michi ist der erste, der das Wasser wieder verlässt und wir folgen erneut. Barfuß laufen wir zur Wohnung zurück und machen uns zur Belohnung Lasagne. Die Finanztabelle schaffen wir ebenfalls zu beenden, während Tim und Angela im Wohnzimmer laut lachend eine Serie schauen. Was für ein gelungener Tag! Wir schlafen zufrieden ein und erwachen am nächsten Morgen zu unserem letzten Tag (215) in der Wohnung. Auch dieser verfliegt schnell, denn nach einem guten Frühstück sortieren, säubern und packen wir all unsere Taschen. Das nimmt wesentlich mehr Zeit in Anspruch als gedacht und so machen wir nicht wirklich mehr. Wir genießen am Nachmittag zusammen Risotto und schauen Serie. Unglaublich, wie schnell 14 Tage vergehen können. Morgen geht es weiteren neuen Abenteuern auf unserer Fahrrad-Weltreise entgegen, morgen sitzen wir wieder im Sattel, morgen müssen wir uns wieder Schlafplätze suchen und morgen haben wir kein fließendes Trinkwasser mehr. So sehr wir noch gerne ein paar Tage hätten, so sehr freuen wir uns, weiter Fahrrad zu fahren und voranzukommen. Gute Nacht 

0 0 votes
Artikel-Bewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Newest
Oldest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments