Fahrrad-Weltreise - Von Vila Real de Santo António nach Aljaraque

Mit neuer Bekanntschaft zurück nach Spanien

05.01.2025 - Tag 218

Ein Camper steht am Parkplatz und eine Limousine, ansonsten ist da nichts. Kein Hund, kein Mensch, nichts. Die Vögel zwitschern und wir recken unsere müden Glieder. Schnell ist alles eingepackt, denn wir wollen mit der ersten Fähre zurück nach Spanien. Die ersten Jogger kommen vorbei und wir besteigen unsere Drahtesel. Wir fahren den gut asphaltierten Weg zurück in die Stadt und gehen direkt in den nächsten Supermarkt. Dann geht es weiter zur Fähre. Kyra muss aufs Klo und zum Glück sind genau neben dem Ticket-Verkauf… nein die Toiletten sind geschlossen. Eine Frau kommt und öffnet den Schalter, doch als wir sie nach den Toiletten fragen verneint sie. So rennt Kyra in das nächste Café. Als sie gerade in der Kabine ist, rüttelt es an der Tür. Dann ist es still. Kurz darauf kommt die Person zurück und öffnet geschickt den Riegel von außen. Als sie Kyra sieht ist sie verdutzt und entschuldigt sich knapp. Währenddessen macht Michi Fotos und wartet auf die Frau im Schalter. Irgendwann kommt Kyra zurück und tatsächlich öffnet sich nun auch der Rolladen des Schalters. Wir kaufen zwei Tickets und gehen zurück zu den Rädern. Es gibt Reste und ein Croissant. So isst Michi einen Wrap mit Salat und Hummus und Kyra entscheidet sich für die süße Variante, Schokocreme und Banane. Das erweckt die Aufmerksamkeit eines Radreisenden, der gerade herbeirollt. Michel aus Hamburg hat vor einen Monat mit dem Rad durch Portugal und Spanien zu reisen. Er nutzt die Zeit zwischen zwei Jobs. „Ich beneide euch und eure Zeit für die Fahrrad-Weltreise”, sagt er. Die Fähre öffnet die Pforten und wir rollen hinauf. Zwei weitere Radreisende aus Spanien gesellen sich hinzu. Wie genießen die gemeinsame Überfahrt und machen Fotos. Spontan entschließen Michel und wir uns zusammen zu fahren, da wir ohnehin in dieselbe Richtung fahren und wir uns gut verstehen.

In Ayamonte angekommen folgen wir dem EuroVelo 1 durch die Stadt. Da wir die Abfahrt vom Radweg auf die Straße verpasst haben, radeln wir auf dem leeren Fußweg zwischen Palmen, parkenden Autos und dem Hafenbecken. Am Ende erreichen wir über zwei kleine Stufen die Straße und folgen dieser,  bis es rechts auf einen Schotterweg geht. Die Landschaft ist karg, braune dornige Büschchen stehen im schlammigen Morast. Dennoch hat es irgendwie was. Wir quatschen und radeln durch diese eher triste Landschaft. Auf einmal finden wir uns auf einer alten Bahntrasse wieder. Der Schotterweg wird schlammig. Breite Tiefe Furchen von Traktoren haben mit Sand und Wasser kleine Schlammgruben gebildet. Doch schon ist der Schlamm verschwunden und loser Sand zwingt uns zu schieben. Nach dem kurzen Stück folgen Folientunnel und… “Sind das Erdbeeren?”, fragt Michi ungläubig. Tatsächlich hängen reife Früchte am den zahlreichen Pflanzen. Es ist Januar und hier hängen die Erdbeeren im offenen Tunnel. Für uns immernoch faszinierend. Der Sand festigt sich und es fährt sich gut unter alten Bögen hindurch. Wir sind auf einer alten Bahntrasse. Schnell pflücken wir eine der zahlreichen Kaktusfeigen. Doch leider endet diese nach ein paar Kilometern und wandelt sich in einen kleinen Wanderpfad. Wir sind uns einig und wechseln auf die Bundesstraße. Es rollt sehr gut mit leichtem Rückenwind nach Lepe. Wir entdecken ein nettes Café und halten. Es gibt eine große Auswahl an allerlei Kuchen und Gebäck. Wir nehmen einen Schokokuchen, Kokoskuchen und eine Sahnecremeschnitte. Dazu gibt es Cappuccino, Café con leche und Americano. Wir setzen uns raus und unterhalten uns. Michi entfernt mit der Pinzette einen Kaktusstachel und schon sind Kaffee und Luchen da. Der Wind frischt auf. Wor genießen unsere Leckereien und gehen alle nacheinander auf Klo und… der erste Regenschauer ist durch. Michel hat schon gezahlt und uns eingeladen. Wir bedanken uns und rollen weiter. Erst geht es zurück im belebten Verkehr einen Hügel hinauf und dann weiter an unzähligen Plantagen und Plastiktunneln vorbei in die nächste Ortschaft. 

In Cartaya verlassen wir den Ort auf einer kleineren Straße. Geschwind geht es hinab und in einen Pinienwald. Auf einem Single track radeln wir gefunden unter den Bäumen durch und zu einer Schotterstraße hoch. Diese überqueren wir und sehen leider immer wieder Müll im Wald liegen. Dann erreichen wir einen Kanal und der Himmel öffnet seine Schleusen. Wir folgen dem Kanal ein kleines Stück und stürzen uns links weg hinaus nach Aljaraque. Dort angekommen regnet es nur noch leicht. Wir fahren gemeinsam in die Stadt, verfahren uns und als wir zurück an der Hauptstraße sind trennen sich unsere Wege. Michel hat ein Zimmer gebucht und wir suchen ebenso einen Schlafplatz. Viel zu schnell enden solche gemeinsamen Reisen mit anderen Radreisenden, doch umso schöner wirken die gemeinsamen Erlebnisse nach. Wir wünschen uns gegenseitig alles Gute für die Zukunft und radeln davon. Vorbei an einer netten kleinen Kirche in Aljaraque gelangen wir zu einem kleinen Park vor der Autobahn. Nach ein wenig hin und her befinden wir ihn als zu offen und einsichtig. Wir folgen dem guten Radweg und finden neben der Autobahn ein weiteres Waldstück. Hinter einem Strommast führt ein Weg ins Geäst. Wir folgen ihm weiter und finden Müll, Spuren von Wildschweinen und kleine Tier- oder Menschenpfade. Wir entscheiden uns für einen vom Radweg bei Tag relativ leicht sichtbaren Platz am Rand mit weniger Müll. Schnell wird das Zelt aufgebaut, doch die Heringe wollen nicht im steinigen Boden halten. Ein Stein schafft Abhilfe,  verbiegt jedoch auch einen Hering, als dieser auf einen unbezwingbaren Stein in der Tiefe trifft. Es regnet erneut und so klettern wir nass ins Zelt. Wir essen, schreiben Blog und dösen ein, ehe uns ein Gewitter weckt. Nach einer Weile ziehen beide Zellen an uns vorbei und der Wind lässt nach. Die Blitze werden seltener und der Donner grollt immer später. Erleichtert sagen wir gute Nacht.