Fahrrad-Weltreise - Von Corredor verde del Guadiamar (Sanlúcar) über Sevilla nach Periurbano La Corchuela

Wunderschöne Stadt Sevilla

07.01.2025 - Tag 220

Kurz nach Mitternacht wachen wir erschrocken auf. Michi sitzt kerzengerade im Zelt. “Was war das?’ fragt er erschrocken und beantwortet sich die Frage direkt selbst: “Schweine!”. In der Ferne hören wir lautes Fiepen und Quieken, welches an Ferkel erinnert. Zwischendurch wird das Geräusch von einem Auto auf der Autobahn unterbrochen sowie dem Gewieher von Pferden in der Ferne. Doch zwischendurch hören wir noch andere gruselige Geräusche, die wir nicht so wirklich zuordnen können. “Das scheint halbwegs weit weg”, meint Kyra. “Ich muss auf Toilette”, erwidert Michi nur darauf und wir beide verlassen das Zelt um Pipi zu machen. In der Ferne um unser Zelt herum sehen wir zum Glück jedoch nichts. Doe Geräusche scheinen tatsächlich von weiter her zu kommen. Trotzdem wir uns beruhigt fühlen, wachen wir noch mehrmals in der Nacht auf. Die gruseligen Geräusche nehmen auch nicht ab. Ganz im Gegenteil, Hundegebell mischt sich noch hinzu. Als um 7 Uhr schließlich der Wecker klingelt, fühlen wir uns noch müde und es ist eiskalt. Die Uhr zeigt war an, dass es im Zelt 6°C waren, trotzdem haben wir leicht gefroren. Bei der gefühlten Kälte die Motivation zu finden, ist gar nicht so leicht. Nach weiteren 10 min fangen wir jedoch an zu frühstücken. Wir haben mit Angela und Tim ausgemacht, dass wir gegen 8:30 Uhr starten wollen. Unser Frühstücksmüsli ist schnell genascht und erneut reden wir von Zelt zu Zelt. Als wir schließlich unsere Zelte verlassen staunen wir nicht schlecht. “Es hat gefroren”, sagt Michi überrascht. Und tatsächlich, die kleinen gelben Taschen, die an unseren Abspannleinen hängen, sind komplett eingefroren und hart vor Frost. Auch unsere Ortliebtaschen glitzern durch die kleine Eisschicht auf diesen. Unsere Hände frieren beim Abbau. Immer wieder müssen wir Pause machen, um unsere Hände zu wärmen. Insbesondere das nasse halb gefrorene Zelt ist schmerzhaft anzufassen. Irgendwann haben wir es dann geschafft und sind alle vier startklar. Doch, als wir losrollen sieht Kyra bei Michi gleich das nächste Problem: “Oh nein Michi, du hast einen Platten hinten!” Es hilft nichts. Wir müssen, bevor wir wirklich los kamen, wieder stehen bleiben, packen alle Taschen ab und montieren das Hinterrad ab. Aufgrund der Kälte kämpfen wir eine ganze Weile mit dem Mantel. Wir bekommen ihn kaum ab und bekommen leicht schlechte Laune, weshalb wir uns gegenseitig anzicken. Irgendwann klappt es dann doch und wir können das Loch schnell finden. Ein kleines Metallstück steckt im Mantel. Nach dem Flicken geht es endlich los. Wir rollen zurück zum kleinen Deich und schieben hinauf. Dann gejt es den Weg zurück zum Parkplatz, wo uns der Mann von gestern freudig zu winkt. Er will heute ebenfalls nach Sevilla und dort etwas Geld mit seiner Straßenmusik verdienen. Anschließend geht es für uns erstmal bergauf. Dabei tauen unsere Hände auf, was unglaublich weh tut. Kyra tritt fest in die Pedale, um die Schmerzen mit Anstrengung zu übertönen. Oben angekommen folgen wir vorwiegend großen Straßen in Richtung Sevilla. Immer wieder tauchen Radwege auf und enden wieder oder sind aufgrund von Baustellen gesperrt. Es ist ein kleines Fahrradwegchaos, doch im Grunde kommen wir gut voran. Kurz vor Sevilla finden wir ein Lidl und gehen für die nächsten 2 Tage einkaufen.

Ein paar Sachen unseres Einkaufs verspeisen wir direkt, nur ein paar Meter weiter, in einem Hundepark. Leider liegen überall Hundehaufen, doch die Bänke und Sonne entschädigen. Dir Sonne strahlt stark und wir genießen es. Nach der Pause fahren wir letzten Kilometer nach Sevilla. Der Verkehr wird immer dichter und die Menschenmassen größer, doch die Fahrradwege funktionieren abgesehen von den wenigen Baustellen sehr gut. Wir erhaschen einige Blicke in die Stadt und fahren an der Stierkampfarena und dem Torre del Oro zufällig vorbei. Unser Ziel ist der Palast Alcázar, doch so leicht, lässt er sich nicht finden. Wir verirren uns ein wenig in dem kostenfreien Park davor und laufen anschließend an der Mauer entlang, bis wir den Vorplatz Finden. Ein Pfeil zeigt an, wo es zum Ticketshop geht. Michi und Angela machen sich sogleich auf den Weg dahin und möchten nach Abstellmöglichkeiten für die Räder fragen. Etwas ernüchtert kommen sie zurück und Angela erklärt: “Also… Wir können nur noch für frühstens 15:30 Uhr Tickets kaufen. Entweder wir trinken ein Kaffee und warten solange, dann suchen wir jedoch im Dunkeln ein Schlafplatz oder wir lassen es und schauen uns die Stadt an. Dann möchte ich jedoch die Alhambra besuchen.” Wir überlegen und diskutieren kurz, bis wir zu dem Entschluss kommen uns noch zwei Sachen anzusehen, aber den Palast ausfallen zu lassen.

Zunächst machen wir uns auf den Weg zum Plaza del Cabilo. Der Platz wurde vom Architekten Joaquín Barquín y Barón entworfen. Das Gebäude ist auf einem halbkreisförmigen Grundriss angeordnet, der aus einer Reihe von Arkaden besteht, die vom sevillanischen Maler José Palomar mit Fresken bemalt sind und von Marmorsäulen getragen werden. Direkt am Eingang zum Platz trinken wir einen Kaffee und überlegen uns den weiteren Tagesverlauf.

Anschließend fahren wir zum Plaza de España. Auf den ersten Blick sind wir vom halbkreisförmigen Platz mit seinem großen Gebäude begeistert. Die Farben blau und gelb sind überall präsent. In der Mitte des Platzes befindet sich ein Springbrunnen und das große Gebäude wird zu beiden Seiten mit Türmen abgeschlossen. Da vor dem Gebäude ein künstlicher Fluss gebaut ist, erreicht man dieses nur über eine der vier Brücken. Auf dem Fluss sind zahlreiche Paddelboote unterwegs. 48 Bänke weisen auf die 48 Provinzen von Spanien hin. Auf dem Boden vor der Bank ist jeweils eine Karte mit den wichtigen Städten sichtbar sowie die Wappen der Provinzen. Darüber befinden sich 52 Medaillons berühmter Persönlichkeiten aus der spanischen Geschichte. Es ist einfach beeindruckend und macht Spaß über den Platz zu laufen. Straßenmusiker singen, Leute tanzen oder genießen einfach die Sonne. Wir bewegen uns getrennt von einander und schauen uns alles genau an. Als wir fertig sind, fahren wir noch weiter durch den Parque de María Luisa, wo wir am Monte Gurugú vorbeifahren und Pabellón real sowie Antiguo Pabellón Mudéjar. Die Parkanlagen in Sevilla sind riesig und wit könnten noch stunden weiter hindurch fahren, doch langsam wollen wir die Stadt verlassen. Die Straßen hinaus ziehen sich ordentlich in die Länge und kurz nachdem wir draußen sind, beginnen wir schon mit der Schlafplatzsuche. Dabei überholen wir eine Gruppe Mountainbiker und biegen gerade, als wir nut ihnen ins Gespräch kommen, links in einen Park ab. Durch ein großes Tor befahren wir den Park und sind uns irgendwie unsicher, ob hier vielleicht nachts abgeschlossen wird? Während wir noch überlegen, hört Angela noch Stimmen der Mountainbiker und entscheidet zurück zu gehen. Ein paar Minuten später folgen wir. Wir quatschen nur kurz und es stellt sich heraus, dass hier im Sommer besonders viel los ist. Jetzt im Winter sollte eine Übernachtung möglich sein, doch tatsächlich könnte es passieren, dass wir über Nacht eingeschlossen sind. Spontan entscheiden wir uns dieses Risiko einzugehen. Zunächst suchen wir uns Bänke und kochen uns unser Abendessen. Es gibt Wraps mit Salat und Couscous bzw. Reis. Während wir essen fahren zwei Camper an uns vorbei zum Parkplatz. Das gibt uns ein gutes Gefühl. Ein Auto scheint zudem den Park zu verlassen und wir nehmen an, dass das der Schäfer ist, der soeben an uns vorbei gelaufen ist. Als wir fertig gegessen haben und es bereits dunkel ist, fangen wir an die Zelte unter Nadelbäumen aufzubauen. Als wir im warmen liegen hören wir in der Ferne Eulen und ein Rudel Hunde, welches uns kurz beunruhigt, aber scheinbar weit weg ist und an einer Stelle bleiben. Zum Glück ist es wesentlich wärmer als die vergangene Nacht und gegen 21 Uhr fährt ein Auto durch den Park und wir hören etwas wie ein quietschendes Tor. Wurde der Park geschlossen? Wir werden es wahrscheinlich morgen erfahren. Nach etwas Blog schreiben, gehen wir schlafen. Gute Nacht!