Tag 50 - Erstes kleines Jubiläum (21.07.2024)

Von Whitehills nach Nairn

Warme Sonnenstrahlen suchen sich ihren Weg ins Zelt. Der Himmel strahlt komplett blau und die Temperatur ist schön angenehm. Die Wellen rauschen ans Ufer und einige Möwen fliegen durch die Luft. Was für ein herrlicher Morgen! Wir machen die Zelttür etwas weiter auf und lassen uns die Sonnenstrahlen direkt ins Gesicht scheinen. So schlafen wir nochmal für ein paar Minuten ein. Als wir ausgeschlafen haben, ist das Zelt bereits fast komplett von der sehr verregneten Nacht getrocknet. Wir packen alles ein und schieben die Drahtesel nur ein paar Meter weiter in Richtung Strand. Das Zelt legen wir dort nochmal aus, damit es komplett durchtrocknen kann und die Solarpanel werden für etwas Energie aufgebaut. Anschließend ziehen wir uns bis auf die Unterwäsche aus, denn wir haben entschieden: Heute ist Badetag! Ein paar Meter müssen wir über die großen Steine klettern, bevor wir den wunderschönen weißen Sandstrand erreichen.

Das Wasser ist kalt und trotz der Sonne haben wir vielleicht geschätzte 18 °C, aber wir freuen uns auf unser Nordseeküstenbad. Zunächst traut sich Kyra in das kalte Nass. Zunächst die Füße, dann etwas nass spritzen und schlussendlich lässt sie sich komplett ins Wasser fallen und taucht mehrmals unter. “Das  mache ich aber nicht!” lacht Michi, der sich anschließend ebenfalls nass spritzt. Nach ein paar weiteren Sekunden hat er jedoch entschieden, dass es schon klappt mit der Kälte und taucht ebenfalls kurz unter. Zitternd, aber über glücklich stehen wir im Wasser und einige fröhlich belustigte Blicke von oberhalb des Weges gelangen zu uns runter. „Wenn man sich einmal dran gewöhnt hat, geht’s eigentlich“, sagt Michi nach weiteren kurzen Minuten. Wir bleide lachen und tatsächlich, wir wollen gar nicht mehr raus. Michi macht noch ein paar Fotos und Kyra hüpft durch die Wellen, bevor uns dann doch wieder kalt wird. Zudem haben wir noch eine Tradition geplant: Tortenfrühstück. Dafür haben wir am Tag zuvor einen Kuchenboden, Heidelbeeren, Milch und Baiser gekauft. Nachdem wir uns abgetrocknet und frische Anziehsachen angezogen haben, zerbröselt Kyra das Baiser und Michi kocht Pudding. Wir legen zunächst eine Schicht Baiser auf den Kuchenboden und schütten anschließend den Vanillepudding obendrauf. Oberhalb des Puddings machen wir eine zweite Schicht Baiser mit Schokoraspeln und formen eine „50“ für 50 Tage aus den Heidelbeeren. Wir sind überrascht, wie schön der Kuchen aussieht und als der Kaffee fertiggekocht ist, können wir es kaum erwarten zu probieren. Es schmeckt köstlich, insbesondere mit diesem fantastischen Ausblick. Während wir den gesamten Kuchen aufnaschen, kommt das Meer immer näher, bis es seinen Höchststand erreicht hat. Wir spülen ab und posten ein paar Bilder bei Instagram, denn heute wird ein kleines Geheimnis gelüftet. Mit uns reist von Anfang an ein kleiner Ottifant, den Robert für uns von Otto besorgt hat. An besonderen Orten machen wir mit dem Ottifanten ein Foto und heute soll der Fotoblog sowie die Instagram-Seite vom Ottifanten veröffentlicht werden.

Als wir losfahren ist es fast 13 Uhr. Es geht zunächst wunderschön an der Küste entlang, bevor wir ein paar Meter erklimmen und dabei weiterhin die Küste im Blick haben. Auf einer alten Bahntrasse fahren wir erhöht an wunderschönen Stränden und riesigen gepflegten Golfplätzen vorbei, bis wir Buckie erreichen und Kyra einkaufen geht. Wie war das? Man sollte nie mit Hunger einkaufen gehen. Kyra kommt mit einem halb gefüllten Einkaufswagen zurück und grinst mit Blick auf den leckeren Einkauf. Es gibt allerhand frische Backwaren aus der Backabteilung, darunter Mini-Pizza und Brezel. Dazu Frischkäse, Kartoffelsalat, Nudelsalat… Zudem hat Kyra viel Obst eingekauft: Pflaumen, Äpfel und Bananen. Wir entscheiden uns ein paar Meter weiterzufahren und bei der nächstbesten Bank unser Mittagessen zu genießen. Der Weg führt uns zurück auf die alte Bahntrasse und auf einer kleinen Brücke setzen wir uns hinter die Steinmauer, um windgeschützt unser Mahl zu genießen. Alles, was wir nicht schaffen, ist für heute Abend.

Nach nur wenigen Metern bleiben wir erneut stehen. „Sind das dahinten…“ beginnt Michi. „Ja! Das sind Seehunde!“ stellt er freudig fest. Unweit von uns liegen zahlreiche Seehunde am Strand. Schnell ist der kürzeste Weg gefunden und wir bestaunen die Tiere aus tierfreundlicher Entfernung. Wir machen einige Fotos, Videoaufnahmen und genießen den Anblick, bevor wir uns erneut auf die Drahtesel schwingen.

Mittlerweile ist es fast Nachmittag und wir sind uns nicht mehr ganz sicher, ob wir es zu einem rausgesuchten Strand schaffen. Insgesamt sollten es heute etwa 100 km werden und wir haben es bereits 16 Uhr mit gerade einmal 35 km. Doch die Höhenmeter und der Wind scheinen auf unserer Seite zu sein. Nach Buckie wird es spürbar flacher und Wind spüren wir keinen. Nach einem kurzen, aber heftigen Regenschauer, den wir geschützt unter ein paar Bäumen verbringen, düsen wir mit über 20 km/h durch die schottische Landschaft. Die national cycling route Nr. 1 führt uns ins Landesinnere. Wir fahren in Elgin mit der alten Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert vorbei, bevor wir doch noch einen Hügel überqueren müssen. Anschließend geht es in Richtung Forres, durch einige Wälder und zurück zur Küste. Mehrere Stunden können wir unsere Geschwindigkeit halten und schaffen es irgendwie bis kurz vor 22 Uhr die 105 km zu radeln. Wahnsinn! Von Kingsteps fahren wir eine kleine versteckte Straße hinunter. Unweit des Strandes angekommen, befinden wir uns in einer Art Überschwemmungsgebiet für Hochwasser. Um uns herum sind viele Wiesen, in denen es anscheinend Kaninchen und Hasen besonders gut geht. Nachdem wir einen kleinen Golfplatz passiert haben, entscheiden wir uns, auf einer der Wiesen das Zelt aufzubauen. Im Zelt naschen wir noch die Reste vom Mittagessen und fallen todmüde in den Schlafsack. Gute Nacht!