Tag 137 - Gastfreundschaft in Le Havre (16.10.2024)

Von Vattetot-sur-Mer nach Le Havre

Es ist unglaublich ruhig und wir hören nur die Vögel zwitschern. Wir erwachen in unserem Zimmer im Haus von Laurence und Jean-Paul. Noch sind wir müde und öffnen die Fensterläden, um die ersten Sonnenstrahlen ins Schlafzimmer zu lassen. Der Himmel ist grau, doch in der Ferne sehen wir bereits einen dicken blauen Streifen am Horizont. Das Wetter verspricht gut zu werden. Michi schläft nochmal ein und Kyra begibt sich in die Küche. Laurence hatte uns am Vortag gezeigt, wie wir uns einen Kaffee machen können und somit beginnt Kyra das Frühstück mit Kaffee vorzubereiten. Als alles fertig ist, bringt sie es ins Schlafzimmer und weckt Michi. Kaffee und Brot im Bett, was für ein Start in den Tag! Anschließend spülen wir die Töpfe vom Essen von gestern ab, das hatten wir Laurence und Jean-Paul versprochen. Wir schreiben einen Eintrag in ihr Gästebuch und stellen ein paar Beiträge online. Dann ist es bereits fast Mittag und wir machen uns auf den Weg nach Le Havre, doch zunächst wollen wir uns Étretat anschauen.

Der Weg dorthin führt uns die Klippen hinab. Schnell rollen wir dahin und die ersten Kilometer sind schnell geschafft. In Étretat fahren wir zunächst zu der Adresse, die uns Laurence gestern gegeben hat. Ihr Freund, mit dem sie die Krabben gefischt hat, hat eine Möglichkeit für uns die Fahrräder unterzustellen, damit wir uns in Ruhe den Ort anschauen können. Er ist in der Region bekannt dafür, dass er genau weiß, wo Krabben und Hummer zu finden sind. Trotz seiner Blindheit steht, schwimmt und taucht er beim Fang tief im tiefblauen Meer. Er wohnt gegenüber einer Bäckerei. Als wir dort ankommen, ist jedoch keiner zu Hause. Für den Fall, wurde uns erklärt, wie das Gartentor aussieht und dass wir dort die Fahrräder einfach hinstellen können. Wir sind jedoch etwas verunsichert und wissen nicht so recht, wo wir die Fahrräder hinstellen sollen, weshalb wir diese doch mit uns nehmen. Zunächst kaufen wir jedoch ein Croissant beim Bäcker gegenüber, denn wir sind ja schließlich auf der Suche nach dem besten Croissant in Frankreich! Gemütlich schieben wir die Fahrräder an den Strand und genießen unser Croissant im Sonnenschein. Beim Rauschen der Wellen schauen wir auf die bekannte Felsformation zu unserer linken. Falaise d’Aval ist ein hoch aufragender vom Wasser ausgehöhlter Bogen. Der Anblick ist unglaublich. Nachdem wir aufgegessen haben, laufen wir durch den Ort und schauen uns die Gegend an. Groß ist Étretat nicht, wodurch wir schnell am anderen Ende ankommen, uns auf die Fahrräder schwingen und weiter nach Le Havre fahren. Hierfür geht es zunächst wieder die Klippen hinauf, doch die Steigung ist schnell geschafft. Durch einen kleinen Waldabschnitt geht es mit einer angenehmen Prozentzahl hinauf. Zudem haben wir durch die Bäume geschützt kaum Gegenwind. Anschließend fahren wir fast ausschließlich auf der höheren Ebene und können nur vereinzelt Blicke zum Meer zurückwerfen. Dabei sehen wir den Leuchtturm Phare d’Antifer. Kurz bevor wir in Le Havre ankommen, schreiben wir Ben.

Er antwortet schnell und wir dürfen bereits früher als vereinbart ankommen. Die letzten Meter fahren wir bergab und finden das Haus von ihm, seiner Frau und dem 2 Jährigen Sohn schnell. Vien und Ben öffnen uns die Tür. Unsere Fahrräder dürfen wir in der Garage vor der Haustür parken. Die beiden bitten uns herzlich hinein und zunächst werden wir mit einem kräftigen Bellen von ihrem Hund Naomi begrüßt. Naomi sind wir etwas ungeheuer, weshalb sie einige Zeit braucht, um uns zu akzeptieren. Immer wieder werden wir angebellt. Mit Ben, Vien und ihrem Sohn hingegen, verstehen wir uns gut. Der Kleine lächelt uns immer wieder verschämt an und wird schließlich ins Bett gebracht. Nach einer schnellen Dusche und dem Anstellen einer Waschmaschine essen wir zusammen. Vien hat Spaghetti-Kürbis mit Füllung vorbereitet. Diese Art von Kürbis haben wir vorher noch nie gesehen. Es schmeckt traumhaft gut! Und zum Nachtisch gibt es eine Schokoladentarte, die ebenfalls super ist. Dabei quatschen wir über alles Mögliche. Zunächst steht unsere Tour im Vordergrund, dann andere Dinge. Darunter auch sehr persönliches, was uns sehr berührt und uns noch einige Zeit begleiten wird. Erneut sind wir dankbar für das, was wir haben und erleben dürfen. Nach dem Essen gehen wir mit Ben und Naomi Gassi. Hinter dem botanischen Garten ist eine kleine erhöhte Stelle von der man die Stadt Le Havre sehen kann. Als wir dort nach wenigen Minuten ankommen, ist es bereits tiefste Nacht und der Blick auf die zahlreich leuchten Häuser ist wunderschön. Wir neben der Stadt den Hafen sehen. Ein deutsches Kreuzfahrtschiff verlässt soeben diesen und spielt ein Lied zur Abfahrt ab. Wir genießen einige Zeit das Lichtermeer und Naomi scheint sich plötzlich an uns gewöhnt zu haben. Mehrmals schnuppert sie an uns und lädt uns ein sie zu streicheln. Wir scheinen nun Teil des Rudels zu sein. Die Akzeptanz freut uns sehr. Auch als wir zurück im Haus sind, werden wir nicht mehr angebellt. Es ist jedoch bereits so spät, dass wir nach einem Gang zur Toilette und ins Badezimmer müde ins Bett fallen. Gute Nacht!