Tag 148 - Eine unruhige Nacht (27.10.2024)

Von Trévérien nach La Ruesnais

Die Techno-Party unweit unseres Schlafplatzes weckt uns. Es ist mitten in der Nacht und wir hören lauten Bass. Je nach Windrichtung können wir sogar zwischendurch Mikrofondurchsagen und feiernde Gäste rufen hören. Es hört sich nach jungen Erwachsenen an. Und dann… Dann rennt Michi plötzlich zur Toilette. Jedoch bleibt es in der Nacht nicht bei einem Mal. Etwas besorgt stellen wir fest, dass er schon wieder eine Blasenentzündung haben könnte. Die letzte war vor genau 3 Monaten in Schottland auf den Shetlands an Kyras Geburtstag. Wir versuchen uns jedoch warm einkuscheln und weiter zu schlafen. Das fällt uns bei den lauten Bassgeräuschen schwer. Dann macht plötzlich ein Vogel ganz in der Nähe lauten Rabatz. Wir können das Tier nicht ganz zuordnen, vermuten jedoch, dass es ein Fischreiher sein könnte. Das Tier entfernt sich langsam und die Geräusche werden wieder leiser. Wir lauschen weiter der Natur und hören Kastanien sowie Äste von den Bäumen fallen. Unser Zelt bekommt ein paar Blätter ab und ein Eichhörnchen ist in den Bäumen über uns unterwegs. Wir können das Kratzen der Krallen im Baum hören. Da wir nicht einschlafen können, unterhalten wir uns über zahlreiche belanglose Dinge. Doch damit uns niemand hört, falls jemand z.B. von der Party vorbei kommt, flüstern wir. Nach einigen gefühlten Stunden schlafen wir wieder ein, um kurz darauf erneut aufzuwachen. Kyra hat eine Stimme von einem jungen Mann gehört, der etwas oder jemanden gerufen hat. Die Rufe entfernen sich jedoch schnell, weshalb wir beruhigt sind. Michi geht noch einmal auf Toilette und wir schlafen ein drittes Mal ein. Doch auch diesmal werden wir relativ schnell geweckt, als in den sehr frühen Morgenstunden in der Ferne Hunde bellen. Es hört sich erneut nach einer Treibjagd an. Zum Glück hören wir keine Schüsse, weshalb wir das letzte Mal für circa 2 Stunden einschlafen, bis um 7 Uhr der Wecker klingelt. In der Nacht war Zeitumstellung. Von der extra Stunde haben wir jedoch aufgrund der Unruhe wenig gemerkt. Wir sind müde und es ist draußen noch dunkel. Also schließen wir ein letztes Mal die Augen und stehen circa 40 min später auf. Wir bleiben noch bis 8 Uhr im Zelt, bis Kyra den Drang hat sich zu waschen. Nackig hockt sie sich hinters Zelt und wäscht sich. Michi wäscht sich anschließend ebenfalls. Wir sehen unten auf dem Weg einen Jogger vorbei laufen und freuen uns riesig, dass unser Zelt trotz der Feuchtigkeit trocken geblieben ist. Die Bäume über uns und der abgedeckte Boden unter unserem Zelt, haben sich alle Mühe gegeben. Schnell bauen wir ab und passen einen ruhigen Moment ab, um die Drahtesel hinunter auf den Weg zu schieben. Dann geht es los! Wir möchten zunächst eine Bank in der Sonne finden, um in Ruhe zu Frühstücken. Nach circa 10 km finden wir eine und frühstücken Müsli. Danach gibt es einen Kaffee und wir verschwinden beide nacheinander auf die Toilette. Anschließend fahren wir weiter. Dabei folgen wir immer weiter dem Kanal.

Der Tag ist wunderschön und eine goldene Herbststimmung umgibt uns. Die Blätter sind bunt gefärbt und fallen von den Bäumen. Auf den Wegen sehen wir viele Kastanien und Eicheln liegen. Einige von ihnen werden von Menschen gesammelt. Es sind viele Personen jeden Alters unterwegs. Manche genießen die Natur und das schöne Wetter, andere treiben Sport. Wie wir die Umgebung beim Radeln beobachten, sind wir jeder für sich tief in unseren Gedanken versunken, bis wir eine öffentliche Toilette finden. Wir beide nutzen diese und müssen etwas Toilettenpapier mitnehmen, da unseres aufgebraucht ist. Als wir weiterfahren, vergehen die Kilometer zunächst nicht. Der Kanal ist zwar wunderschön, aber etwas eintönig. Wir bekommen Appetit und essen in einer weiteren kleinen Pause schnell einen Apfel sowie Chips, die wir bereits seit zwei Tagen mit uns rumschleppen. Wir fahren weiter am Fluss entlang und durch zahlreiche Schleusen geht es zunächst leicht bergauf, bis es schließlich wieder bergab geht. Am Nachmittag erreichen wir Rennes und sind von den Blicken, die wir auf die Stadt erhaschen können, nicht so beeindruckt. Aus diesem Grund machen wir keine Pause in der Stadt und fahren zügig wieder heraus. Doch wir benötigen unbedingt frisches Wasser, da unsere Trinkflaschen fast alle leer sind. Als wir gerade nach einem Trinkwasserbrunnen bzw. -spender suchen, sehen wir ein Auto mit deutschem Kennzeichen. Ein Mann arbeitet an diesem. Kyra spricht ihn an. Er hat zwar eine Wohnung gemietet, doch darf in dieser erst ab 16 Uhr, weshalb er uns leider kein Leitungswasser geben kann. Trotzdem schenkt er uns 1 l Wasser in 2 Plastikflaschen. Das hilft uns schon einmal weiter! Perfekt und danke! Er erzählt uns, wo er in seinen 5 Wochen unterwegs war und was er in der letzten Urlaubswoche noch vor hat. Die erste Woche hat er mit seinen Söhnen verbracht. Nach Rennes geht es für ihn noch nach Le Havre. Vor einigen Tagen wurde ihm aus dem verschlossenen Auto jedoch sein E Bike geklaut. Das Bike hatte er für seine bereits verstorbene Frau gekauft, weshalb ein emotionaler Wert damit verbunden war. Das musste er erstmal verkraften. Seine Frau ist 2021 verstorben. Wir tauschen uns noch weiter über Frankreich aus und dann wird es Zeit weiterzufahren. Wir verabschieden uns und folgen dem Radweg. Zahlreiche andere Personen sind unterwegs, da wird der Weg ziemlich schmal. Wir schaffen es irgendwie durch die Massen und dann wird es kurz ruhiger, bevor es in Le Point Réan noch voller wird.

Wir machen uns bereits Gedanken über die Schlafplatzsuche, da spricht uns ein Mann an. Der Weg sei gleich gesperrt. Irgendwie versuchen wir uns mit ihm zu verständigen, aber am Ende verstehen wir nicht viel mehr. Trotzdem wollen wir versuchen soweit es geht in diese Richtung am Kanal zu fahren. Zunächst ist kein Ende der Menschenmasse in Sicht, doch dann wird es ruhiger. Wir finden eine Bank und setzten uns, um zu kochen. Nur noch vereinzelt laufen Menschen vorbei, jedoch zu viele um bereits das Zelt aufzubauen. Wir essen und warten den Sonnenuntergang ab. Mittlerweile ist der Himmel von Wolken bedeckt und es ist kalt geworden. Nach dem Essen gibt es noch einen Tee, doch die Dunkelheit umhüllt uns so schnell, dass wir den Tee stehen lassen müssen und zunächst das Zelt etwas versteckt hinter Bäumen aufbauen. Eine Mutter kommt mit ihren zwei Söhnen zurück und sieht uns beim Zeltaufbau. Sie hatte uns auf ihrem Hinweg bereits gesehen und sagt nichts. Beruhigt bauen wir weiter auf und werden kurz bevor wir mit dem bereits kalten Tee und allen weiteren Sachen im Zelt verschwinden noch von zwei Joggern entdeckt. Doch auch diese sagen nichts und laufen weiter. Anschließend wird es ruhig. Wir sehen noch kurz vor dem Schlafengehen ein Eichhörnchen an unserem Zelt vorbei flitzen, doch dann schlafen wir ein. Gute Nacht!