Tag 2 - Zeckenalarm! (03.06.2024)
Von Termunterzijl nach Lauwersoog
Mehrmals wachen wir mitten in der Nacht auf und hören neben singenden Vögeln zahlreiches rascheln. Doch ein Rascheln ist sehr nah und unsere Nachbarin die Maus scheint Interesse an unserem Zelt zu haben. Jedes Mal, wenn es raschelt, raschelt Michi am Zelt und es ist für einige Zeit leise. So spielen wir für gefühlt einige Stunden das Spiel, bis wir doch wieder einschlafen, als bereits die Sonne langsam aufgeht. Als der Wecker uns um 6:00 Uhr aus dem Schlaf reißt, drehen wir uns nochmal um und schlafen bis 7:00 Uhr weiter. Nun muss Michi dringend auf Toilette, verlässt das Zelt und kommt begleitet von Mücken und Zecken zurück. Überall krabbeln die kleinen Viecher. Zeitgleich knackt es in der Nähe und ein etwas größeres Tier scheint sich seinen Weg durch den Wald zu suchen. Ein lautes „Bellen“ dröhnt durch das Vogelgezwitscher und sonst so stillen Wald. Wir schauen uns an und können das Tier nicht so richtig zuordnen. Schnell einpacken und den Körper auf Zecken kontrollieren. Innerhalb von 60 min haben wir alles verstaut und sind aus dem Wäldchen zurück zum Deich gefahren. Hier packen wir alles nochmal aus, schütteln es gut und kontrollieren uns gegenseitig auf Zeckenbisse. Wir können zum Glück nichts finden. Nach ein bisschen Körperhygiene kann es am Deich entlang weitergehen.
Wir spüren direkt den Gegenwind, jedoch kommt schnell die Motivation. Durch ein großes Industriegebiet nähern wir uns Delfzijl. Zwei Radreisende kommen uns entgegen und wir vier winken uns begeistert. In diesem Moment ist es soweit, Kyra kommen die Tränen und die Erkenntnis, dass wir es uns tatsächlich getraut haben alles abzubrechen und auf Reise zu gehen, bricht über sie hinein. Der emotionale Moment hält eine Weile an und als wir ein Stück weitergefahren sind entdeckt Kyra immer wieder Orte, an denen sie bereits letztes Jahr mit einer Freundin war. 2023 hatten wir zum ersten Mal kleine getrennte Urlaube geplant. Leider kam bei Michi eine Operation in Bayern dazwischen, weshalb er seinen Ein-Mann-Rennrad-Urlaub nicht durchführen konnte. Kyra war mit ihrer ehemaligen Arbeitskollegin und Freundin Joana in den Niederlanden und ist die Dollardroute gefahren. Eine wirklich schöne Strecke mit sehr guter Beschilderung und netten Campingplätzen. Letztes Jahr war im Hafen von Delfzijl ein großes Fest, doch heute ist es hier wie ausgestorben. Kaum Menschen sind unterwegs. Der Himmel ist gräulich und das Wetter nicht gerade einladend. Wir fahren den Deich hinauf und frühstücken einen der vielen Riegel, die wir von Kolleg*innen aus der Hochschule zum Abschied geschenkt bekommen haben. Danke! Emden auf der anderen Seite zieht unseren Blick an. Wir entdecken die Knock, den Campener Leuchtturm und vieles andere. Den Pilsumer Leuchtturm können wir mit bloßem Auge leider nicht finden. Als wir fertig sind, kommt ein deutsch sprechendes Pärchen an uns vorbei. „Wo geht es denn für euch hin?“ fragt der Mann. Als wir von unseren Plänen erzählen, staunen die beiden. Wir reden ein bisschen. Die beiden erzählen noch, dass sie gebürtig aus Kroatien kommen. Ein sehr schönes Land, wie der Mann sagt und wir sollten unbedingt mit dem Fahrrad hin. Leider liegt Kroatien aktuell nicht auf unserer Strecke, doch geplant für die Zukunft, ist es auf jeden Fall! Wir wünschen einen guten Urlaub und sie uns eine gute Fahrt. Zudem werden wir noch darauf hingewiesen, dass Gesundheit und Sicherheit das Wichtigste im Leben sind. Da haben sie recht. Wir versichern, dass wir immer auf uns achten und in keine gefährlichen Gebiete einreisen. Als wir weiterfahren denken wir noch ein bisschen über die Worte nach und erinnern uns an unser geschichtliches wissen zu den Jugoslawienkriegen. Sicherheit und Frieden, gut, dass wir damit aufgewachsen sind. Wir folgen dem Deich immer weiter und der Wind ist unsere heutige Herausforderung. Kurz bevor der Deich aufgrund einer Erhöhung abgesperrt ist, schauen wir ein letztes Mal nach Ostfriesland rüber. Michi hält den Blick mit der Kamera fest und schon geht es ins Landesinnere von den Niederlanden.
Hier ist der Wind für einen Moment weniger anstrengend, doch schon bald fahren wir erneut in Windrichtung. In einer Parkbucht machen wir eine kleine Pause. Als wir weiterfahren ist Noordpolderzijl schnell erreicht. Weiter gegen den Wind kämpfen wir uns am Deich entlang in Richtung Westen. Wir merken, dass uns die Kraft schnell ausgeht und philosophieren, ob es an der wenigen Übung, den Kilogramm mehr auf den Rippen, dem größeren Gewicht auf Emil und Elias oder dem Alter liegt. Am Ende entscheiden wir uns für alles vier. Nach einigen Kilometern ist der Deich erneut versperrt und wir fahren wieder ins Landesinnere. Als wir aufgrund einer Umleitung in Richtung Norden fahren, spüren wir den Wind im Rücken und können es kaum erwarten am Campingplatz anzukommen.
Aufgrund der zahlreichen Zecken in der letzten Nacht haben wir uns dazu entschieden bei einer warmen Dusche den Körper nochmal gründlich abzusuchen. Wie wir später feststellen werden, keine schlechte Idee! Als wir gegen 18:30 Uhr am Campingplatz ankommen, hat die Rezeption bereits geschlossen. Uns wurde im Briefkasten eins eine Karte sowie Lageplan hinterlegt. Gemütlich rollen wir zu unserer zugewiesenen Parzelle. Bereits auf dem Fahrrad hatten wir unsere Arbeitseinteilung besprochen: Michi kocht und Kyra baut das Zelt auf. Doch bevor wir anfangen können aufzubauen, entdecken wir zahlreiche Zecken an unserer Bodenplane. In mühseliger Kleinarbeit suchen wir jeden Zentimeter ab und entfernen die kleinen Viecher. Als das geschafft ist, klappt der Rest, als wären wir schon ewig unterwegs, dabei wurde das neue Zelt erst 4 Mal aufgebaut. Wir sind zufrieden, als wir bei Nudeln mit Pesto vor dem Zelteingang sitzen. Nach dem Duschen werden wir nochmal unruhig, da wir Michi 3 und Kyra eine Zecke entfernen, doch weitere sind nicht in Sicht. Bei Chips zum Nachtisch wird der Blogeintrag geschrieben und Bilder übertragen. Nachdem Michi vor dem Bildschirm kurz einnickt, entscheiden wir, es ist Zeit zu schlafen! Gute Nacht.