
Tag 234 - Küste und Malaga
Fahrrad-weltreise: Mijas über Málaga nach Valle-Niza
21.01.2025
Früh wachen wir auf und packen alles zusammen. Denn heute, nach einem Abend und drei vollen Tagen, geht es wieder in den Sattel. Annie, der Haushund, kommt mit ihren treuen Augen schwanzwedelnd vorbei. Sie merkt… Irgendetwas ist im Gange. Auch Justina ist ganz quirlig an diesem Morgen. Wir gehen duschen. Wie schön das warme Wasser auf der Haut ist. Der Moment ist jedoch schnell vorbei. Im fliegenden Wechsel tauschen wir beide den Platz. Schon stehen wir mit neuen Kleidern im Zimmer und tragen die Taschen nach draußen. Annika hat Wasser aufgesetzt, wir trinken Kaffee und essen Müsli. Outi kommt auch dazu und wir quatschen und lachen noch einmal gemeinsam. Dann kommt das Thema Politik kurz auf. Seit heute Nacht ist Trump ein weiteres Mal Präsident der USA und Elon Musk ist in einer Rede gar so ergriffen, dass er voller Stolz der Menge „sein Herz“ mit dem ausgestreckten rechten Arm zuwirft. Schnell sind wir wieder bei anderen Themen. Der Tagesetappe, der Erweiterung des Angebots der Firma von Outi und Annika und vielem mehr. Wir überreichen zum Dank noch einen Tee aus Marokko, doch dann kommt der Moment, der kommen muss. Schöne Tage gehen zu Ende und wir verabschieden uns. Wir bedanken uns noch einmal für alles, knuddeln die Hunde und schießen ein Selfie. Vielleicht sehen wir uns wieder, in Spanien, Finnland oder gar am Rande der Atmosphäre. Wir winken und rollen los. Die Szenerie ist atemberaubend. Nebeldunst hängt im Tal und die Sonne bricht hindurch auf grüne Hügel. Der Schotter knirscht und wir lassen uns hinabziehen.



Wir tauchen ein in den morgendlichen Verkehr und passieren die ein oder andere Stelle unserer gemeinsamen Erkundung der Region. „Da sind wieder die Elefanten“, sagt Michi entzückt und deutet auf die Nachbildung einer kleinem Herde im Kreisverkehr. Es geht bei strahlendem Sonnenschein mit wenigen sanften Anstiegen die Küste entlang. Dann über eine Holzbrücke unter der Pferde grasen. Auf ihren Rücken sitzen entspannt Kuhreiher und lassen sich tragen. „Die haben es gut und sind nicht angebunden, wie die anderen“, stellt Kyra fest. Tatsächlich sehen wir immer wieder Tiere in Pfahlhaltung abgemagert in der Sonne stehen. Diese jedoch nicht. Wir lassen die Pferde weiter grasen und finden uns neben unzähligen Wohnmobil-Stellplätzen wieder. Manche haben sich richtig häuslich eingerichtet. Doch wir suchen einen Camper, der sicher nicht ewig bleibt. Irgendwo müssten Virginie und Ralf… „Da, das ist er doch oder?“, fragt Michi ziemlich sicher. „Ja, die Schuhe… doch, sicher!“, ergänzt Kyra. Schon öffnet Virginie die Tür und wir begrüßen uns. Ralf ist noch unterwegs und so übergibt sie unsere Drohne Fridolin zurück an uns. Unbeschadet und voller Vorfreude wieder fliegen zu können und dürfen, packt Michi die Drohne weg. Natürlich geht es gleich um Marokko, weswegen wir Frido zwischengelagert haben. Ralf kommt mit dem schwedischen Nachbarn zurück. Wir reden über unsere jeweiligen Erlebnisse. Wir überreichen den beiden ebenso marokkanischen Tee. Virginie freut sich so, dass sie dem schwedischen Nachbarn gleich unser Präsent zeigt. “Ne, ne, ne, das akzeptieren wir nur im Tausch”, sagt Ralf und zaubert zwei kleine Dosen Bier hervor. Eine mit, die andere ohne Alkohol. Wir müssen lachen und bedanken uns. Dann heißt es heute ein zweites Mal Abschied nehmen, denn wir haben noch ein paar Kilometer vor uns. Wir machen noch ein gemeinsames schönes Selfie und rollen winkend davon.



Es geht hinein nach Málaga in eine der ältesten Städte Europas. Neben der facettenreichen Geschichte unter verschiedenen herrschenden Geschlechtern großer Völker, zeichnet sich die Stadt heute auch als ein modernes Zentrum für Kunst aus. Eine prägende Größe der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts und darüber hinaus ist zudem Kind dieser Stadt, Pablo Picasso. Der Mitbegründer des Kubismus ist sicherlich vielen aus der Schulzeit durch diese Epoche im Kunstunterricht oder sein monumentales Anti-Kriegs-Gemälde “Guernica” bekannt. Doch so gerne man immer alles in der Stadt aufsaugen möchte, so unmöglich erscheint diese Aufgabe immer wieder aufs Neue. So entscheiden wir uns auch heute einfach ein wenig den Flair der Hauptstadt der Costa del Sol aufzunehmen und nicht an diesem wunderschönen Tag durch Museen zu hetzen, um alles zu sehen und doch nichts zu erleben. Wir radeln an der Kathedrale “La Manquita” mit ihrem unfertigen zweiten Turm vorbei zum Hafen und der Muelle Uno. Dort verweilen wir mit Blick auf Superyachten und die Flaniermeile. Wir blicken noch einmal hoch zur Alcazaba, der maurischen Festung und dem Castillo de Gibralfero. “Nein, da schieben oder gar radeln wir unsere Fahrräder heute nicht hoch”, denken wir uns und schieben diese stattdessen entspannt zum Centre Pompidou Málaga mit seiner markanten Glas- und Stahlkonstruktion.



Dieser bunte Würfel wird auch “El Cubo” genannt und ist die Attraktion für viele im Hafen. Auch wir schießen ein kleines Bildchen vor ihm und machen uns weiter auf, vorbei an den Ausstellungen zeitgenössischer Kunst hin zur Stierkampfarena. Dann geht es noch schnell zu Burger King, um auf Toilette zu gehen, und schwupps radeln wir bereits die Promenade entlang hinaus aus der Stadt. Es ist bereits Nachmittags und der Geruch verbrannten Holzes liegt in der Luft. Er stammt von den zahlreichen “Chiringuitos”, den Strandrestaurants mit ihrem jeweiligen speziellen Grill. Dieser ist jedoch immer wie ein altes Fischerboot ein barca geformt. Häufig handelt es sich sogar um ausgemusterte alte Fischerboote, die mit Sand gefüllt sind. In ihrer Mitte werden dann kleine Feuer entfacht und Fisch auf Holzspießen direkt über der Glut gebraten. Besonders beliebt sind die „Espetos“, frisch gefangene Sardinen. Die Technik zeigt die bis heute reichende Verbundenheit mit dem Meer und der Fischerei, da diese ursprünglich von den Fischern selbst angewandt wurde, um den Tagesfang direkt am Strand im Boot frisch zuzubereiten. Satt und doch durch den Duft hungrig, radeln wir weiter und gelangen zu unserer ersten Schlafmöglichkeit. Doch es ist mehr los als gedacht. Leute grillen, Kinder schreien und nebenan pustet ein Zementwerk Staub und Rauch in die Luft. Wir radeln weiter an dunklen und doch irgendwie schönen Stränden vorbei. Es geht durch schöne Tunnel und plötzlich werden wir des Weges verwiesen. Wir müssen auf dem zum Glück größtenteils festen Sand ausweichen, Fußgänger dürfen weiter auf der gepflasterten Strandpromenade flanieren. Je nach Trubel auf dieser halten wir uns daran. Doch zumeist ist aufgrund der geschlossenen Restaurants und Bauarbeiten am Strand nichts los, sodass wir hin und wieder den angenehmeren Weg wählen. Nach ein paar weiteren Kilometern erreichen wir die Möglichkeit Nummer zwei. Auch hier ist es im Hinblick auf die Schlafplatzsuche ziemlich voll.



Zahlreiche Wohnmobile drängen sich kurz hinter dem Strand, die verbleibenden Lücken sind von Campern gefüllt. Die vermeintlich kleine Strandhütte ist von Campingstühlen und Handtüchern umsäumt. Wir fahren weiter und erblicken einen Turm auf den Klippen, unseren Schlafplatz Nummer 3. Es geht links von der Bundesstraße eine Straße ab. Doch bis auf einen großen Felsen, der diese blockieren soll, sowie 5 Meter Asphalt ist wenig zu sehen. Über lose Steine, die irgendwann das Fundament einer Zufahrtsstraße bilden sollten oder werden, erklimmen wir einen Hügel. Wir stoßen auf eine asphaltierte Straße mit Kanalisation, ohne Kanaldeckel, mit Gehwegen, an denen beträchtliche Mengen Pflastersteine fehlen. Bauschutt liegt in der Kanalisation, Müllsäcke undefinierten Inhalts stapeln sich am Ende der Straße. Irgendwie eine komische Szenerie, als wäre alles geplant und mitten im Bau doch verworfen worden. Anschließend wurde alles von Wert demontiert und der Rest in eine illegale Mülldeponie verwandelt. Wir drehen um und finden die Schotterstraße zum Turm. Oben angekommen sind wir vom Ausblick überwältigt. Bis zu den Bergen unseres Startpunkts bei Mijas reicht der Blick und als wir uns umdrehen, sehen wir die massiven Berge, die vor uns liegen. Wir befreien den Boden von allzu spitzen Steinen, verstecken die Fahrräder daneben hinter dem Turm und essen zu Abend. Zweimal kommen Menschen vorbei und wir grüßen uns gegenseitig. Dann sinkt die Sonne hinter die Hügel bei Mijas und färbt den Himmel über der Costa del Sol rosa, rot, violett… und die blaue Stunde beginnt. Wir genießen das Spektakel mit dem Bier von Ralf und Virginie in der Hand und sehen den Booten dabei zu, wie sie durchs Mittelmeer gleiten. Die Lichter in den Häusern gehen an und unsere aus. Wir bauen das Zelt direkt hinter dem Turm auf der Klippe auf und lauschen den Wellen sowie den weniger werdenden Autos auf der Küstenstraße unter uns. Doch die nächste berühmte Stadt liegt bereits vor uns und dort wollen wir uns etwas mehr Zeit nehmen. Wir buchen noch mit einem kleinen Trick die letzten Tickets für die Alhambra und die Nasridenpaläste in Granada. Da es für Freitag keine regulären Tickets, neben teuren geführten Führungen mit digitalem oder persönlichen Guide mehr gab, schauen wir bei den Kombinationstickets vorbei und werden fündig. Gegen einen Aufpreis von 3 €/Person können wir die Paläste besichtigen. Voller Vorfreude und zufrieden schlafen wir ein. Gute Nacht!




