
Tag 242 - Elche
Fahrrad-weltreise: Beniel nach Alicante
28.01.2025
Wir wachen neben dem Zitronenhain auf und die Sonne beginnt, ihre warmen Strahlen auf unser Zelt zu werfen. Die Schatten der Blätter und Zitronen tanzen auf unserem Außenzelt. Wir packen alles zusammen, während der Himmel langsam zuzieht und das Blau in den Grautönen verschwindet. Kyra zieht los, um in dem Park eine Bank zum Frühstücken zu suchen. Nach einer kurzen Weile hat sie eine gefunden und gemeinsam bauen wir das von Michi bereits ausgeräumte Zelt ab. Wir schieben unsere Fahrräder zur Bank und merken, wie kalt es ohne die Sonne im Schatten ist. Vereinzelt fahren Radfahrer auf der anderen Flussseite entlang und die ersten Spaziergänger wandeln durch den Park. Dann kommen zwei neugierige Hunde auf uns zu. Ihre Herrchen sind nicht weit entfernt. Ein kurzweiliges Gespräch entsteht. Der eine Herr spricht nur Spanisch, doch es stellt sich heraus, dass sein Freund bereits mit 14 Jahren nach Deutschland gezogen ist. Dort hat er sich ein Leben aufgebaut, doch im Alter ist er nun zurück zu seinen Wurzeln nach Spanien. Der Hund kuschelt sich an Kyra. “Dein Hund ist echt hübsch und gut erzogen. Darf man ihn streicheln?”, fragt sie. “Natürlich, aber es ist nicht mein Hund. Meine Nachbarin ist faul und geht nicht mit ihm raus. Darum nehme ich ihn immer auf eine Runde mit”, erklärt er. Der andere Hund kuschelt sich sogleich an Michi und so streicheln wir die beiden eine Weile und unterhalten uns über die Reise, Spanien und die weitere Route. Der Freund hatte vor einigen Jahren schlechte Erfahrungen mit seiner Tochter in Marokko, somit ist er sehr vorsichtig und skeptisch gegenüber unserer Schilderung. Dann müssen sie und wir langsam weiter. Sie wünschen uns viel Glück auf der Reise und ein wundervolles sowie gesundes weiteres Leben. Das können wir nur erwidern, bedanken uns zudem für die Wegbeschreibung und radeln den Fluss entlang. Die Landschaft ändert sich zunächst nicht sonderlich zum gestrigen Abend (Tag 241). Ländliche Häuser wechseln sich mit Bauruinen und Landwirtschaft ab, doch die Berge lenken den Blick weg und hin zu den imposanten grünen Hängen. Wir gelangen in kleine Orte und nach Callosa de Segura mit einem großen arabischen Viertel. Frauen laufen mit Kopftüchern durch die Straße und wir hören auf der Straße fast ausschließlich arabisch. Dann werden wir von der Polizei angehalten, denn vor uns ist ein großer Straßenmarkt aufgebaut. Zunächst werden wir auf spanisch angesprochen, doch der ältere Polizist holt sich von seinem jüngeren Kollegen Unterstützung. Dieser spricht fast fließend englisch. Wir fragen ihn, ob wir über den Markt schieben dürfen und er antwortet, dass nichts dagegen spricht. Der ältere Polizist weißt uns noch mit Gesten darauf hin, dass wir vor Taschendieben aufpassen sollen. Wir bedanken uns und schieben die Straße entlang. Weit kommen wir jedoch nicht, denn wir entdecken einen Churros-Stand. Sechs Churros für 1,40 € sprechen insbesondere Michi sofort an. Somit entscheiden wir uns für eine Pause und naschen Churros mit heißer Schokolade, während wir die Fußgänger, die an uns vorbei laufen, beobachten. Als wir fertig sind, schieben wir die Fahrräder weiter entgegen der Einbahnstraße.



Als die Straße wieder in beide Richtungen befahrbar ist, springen wir auf die Drahtesel und fahren weiter. Es geht aus der Stadt hinaus und innerhalb kürzester Zeit finden wir uns zwischen Feldern und Plantagen weiter. Desto näher wir Elche kommen, desto mehr Palmen sehen wir. Überall stehen diese und scheinen richtig als Palmenplantagen angelegt zu sein. Zu unserer linken Hand fliegt ein Modellflieger in der Luft und dreht spektakuläre Kreise. Zudem nimmt der Tourismus zu. Wir hören englisch und deutsch. Zahlreiche Tages-Radfahrer kommen uns entgegen. Die Stadt Elche scheint nicht mehr weit zu sein. Dort angekommen folgen wir den Fahrradwegen durch die Stadt. Es geht vorbei an Parks voller Palmen und Kindergelächter. Leider sind die Fahrradwege nicht gründlich geplant und durchdacht. Immer wieder beginnen diese aus dem Nichts und enden wieder. Dies bringt uns zwischendurch richtig zur Verzweiflung. An einer Stelle führt der Radweg zu Treppenstufen, über welche Michi fast mit dem vollgepackten Rad gefahren wäre. Dann verlassen wir wieder langsam die Stadt und passieren den Flughafen von Elche und Alicante. Wir schauen den Maschinen zu, die sich majestätisch in den Himmel erheben oder neben uns landen. Es ist ein Gebiet voller großer Parkplätze für Langzeitparker. Unter den Autos befinden sich auch zahlreiche deutsche Wohnmobile. Wir folgen weiter der alten Straße entlang einer großen Bundesstraße, die sich so langsam in einen neuen Fahrradweg verwandelt. Dann endet jedoch auch dieser aprubt und beginnt 50 m weiter von neuem. Dazwischen befindet sich nichts außer grober Schotter. Wir werden mit hilfe eines mit Graffiti volgesprühlten alten Tunnel unter einem Autobahnkreuz hindurchgeführt und erreichen schließlich Alicante. Da wir noch nicht genau wissen, wo wir eigentlich heute landen wollen, machen wir eine Pause. Es gibt die Reste unserer alten Baguettes mit Schokocreme und Erdnussbutter sowie Marmelade. Alles muss langsam dringend gegessen werden. Die Marmelade haben wir bereits seit Gibraltar dabei, doch sie ist noch gut. Spontan entscheiden wir, dass wir diese Nacht keine Lust haben uns einen Platz zum Wildcampen zu suchen. Es ist uns einfach zu städtisch.



In guter Entfernung finden wir dafür einen kleinen Campingplatz. Zwar können wir keinen Platz mehr buchen, doch wir erhoffen vor Ort noch etwas zu bekommen. Zunächst steuern wir jedoch noch lidl an, um unsere Vorräte zu füllen. Auf dem Weg dorthin sehen wir überall Müll und Baustellenschutt rumliegen. Es ist so verrückt, dass dies hier abgeladen wird und keiner weg räumt. Dann erreichen wir den Campingplatz und fahren einmal um diesen herum, um den Eingang zu erreichen. Er sieht voll aus… Doch, als wir in die Einfahrt fahren, werden wir nett begrüßt. „You are safe“, sagt der Campingwart und zeigt uns den letzten freien Platz. Dieser ist komplett mit Kieselsteinen übersät und kostet 20 € die Nacht. Das ist der gleiche Preis, wie für Autos oder Camper. Das nervt uns zwar, jedoch sind wir heute einfach froh eine Dusche zu haben und einen sicheren Platz. Wir nehmen es somit einfach hin und bezahlen die 20 €. Nacheinander springen wir unter die Dusche und kochen im Sonnenuntergang Nudeln auf dem harten Boden. Die Kieselsteine drücken unangenehm in die Haut, denn es gibt keinen Ort, wo wir uns bequem auf eine Bank setzen könnten. Da es kalt wird, essen wir die Nudeln im warmen Schlafsack. Wir verlassen das Zelt nur noch zum Zähne putzen, Abspülen und die Toilette, bevor wir die Augen schließen. Gute Nacht.


