
Tag 271 - Vatikan
Fahrrad-Weltreise: Lido di Ostia (kein Radfahren)
27.02.2025
Wir wachen früh und gut gelaunt auf, denn heute geht es in den Vatikan! Wir haben bereits vor 4 Tagen die Tickets für die vatikanischen Museen mit der Sixtinischen Kapelle gekauft und freuen uns sehr. Zuvor wollen wir noch das Pantheon und den deutschen Friedhof besuchen. Diese drei Dinge haben wir ausgewählt, um sie von “Innen” zu besuchen. Aufgrund unseres kleinen Budgets können wir es uns nicht erlauben, für jede Sehenswürdigkeit Geld zu bezahlen, doch so ganz ohne… Das wollen wir auch nicht. Nach einem Kaffee und kurzem Bad, sind wir bereit. Schnell verlassen wir das Haus und nehmen erneut die Metromare nach Rom. Diesmal sind wir jedoch ohne Fahrräder unterwegs, damit wir diese nicht irgendwo draußen stehen lassen müssen. Leider war uns beim letzten Besuch von Rom aufgefallen, dass es kaum Fahrradstellplätze gibt. Zum Glück ist der Nahverkehr bestens ausgebaut. Innerhalb von 33 min sind wir an der Endhaltestelle Roma Porta S. Paolo und steigen in den Bus 30 um. Mit diesem fahren wir bis kurz vor dem Pantheon und müssen nur noch wenige Minuten zu Fuß gehen. Wir scheinen an diesem Morgen besonders viel Glück zu haben, denn das Wetter meint es richtig gut mit uns. Es ist angenehm warm, die Sonne lacht uns entgegen und als wir das faszinierende Gebäude erreichen, müssen wir nicht einmal anstehen. Wir warten keine Minute, bis wir an die Kasse dürfen und schwupps sind wir im Inneren. Kyra, die bis zum Eingang noch mit der Emder Zeitung telefoniert hatte, muss erstmal realisieren, wo wir gerade sind. Nach kurzem Ankommen, können wir die Situation genießen. Das Licht der Sonne fällt durch das Loch in der Kuppel und wirft einen Strahl auf eine der Wände. Es sieht magisch aus. Im Lichtstrahl tänzeln einzelne Staubkörner durch die Luft während auf dem Boden die Menschen durchs Gebäude tänzeln. Manche kommen herein und machen schnell ein paar Fotos, andere lesen alle Infotexte aufmerksam durch und wieder andere setzen sich zum Gebet. Es ist eindrucksvoll, auf wie viele unterschiedliche Weisen man dieses Gebäude erleben kann.




Heute ist das Pantheon eine Kirche und ihr offizieller lateinischer Name heißt Sancta Maria ad Martyres. Die frühere Nutzung, ob Tempel oder Imperialer Repräsentationsbau, ist nicht ganz genau geklärt. Es war auf jeden Fall ein allen Göttern geweihtes Heiligtum, das zwischen 125 und 128 nach Christus fertiggestellt wurde. Viele Jahre hatte das Pantheon die größte Kuppel der Welt. Wir drehen jeder für sich eine ausgedehnte Runde. Ein paar Mal verlieren wir uns dabei aus den Augen und suchen uns immer mal wieder. Am Ende konnten wir jedoch beide für die Kirche bestaunen. Nach einem Selfie verlassen wir das Pantheon wieder. Draußen angekommen, bemerken wir, dass wir ziemlich Hunger haben. Kein Wunder, denn wir haben heute auch noch nichts gegessen und es ist bereits 11 Uhr durch. Da wir mindestens 30 min von hier bis zum Vatikan laufen, nehmen wir uns vor, einfach die Augen nach etwas Leckerem zum Essen aufzuhalten. Und tatsächlich! Nach einigen überteuerten und überfüllten Cafés sowie Restaurants entdecken wir einen kleinen Bäcker. Vorne in der Vitrine zur Straße liegen gefüllte Hörnchen mit Pistaziencreme. Ein absoluter Liebling von Michi. Wir teilen uns ein Hörnchen und könnten mit diesem dahinschmelzen. Es ist unglaublich köstlich und süß! Während wir genießen, gehen wir bereits ein paar Schritte weiter. Kurz verlaufen wir uns, müssen umkehren und befinden uns dann wieder auf der richtigen Straße. In vielen Gassen entdecken wir Häuser, Höfe und Restaurants im typischen italienischen Flair, der uns so gut gefällt. Hätten wir keine gebuchten Tickets und unendlich Zeit, würden wir uns am liebsten hier einfach hinsetzen und die Zeit an uns vorbeiziehen lassen. Eine Pizza essen, ein nettes Getränkt trinken und den umherlaufenden Menschen hinterher schauen. Dann entdecken wir eine gefüllte Tasche mit Tomaten, Zucchini und Käse. Zudem probieren wir Suppli. Eine Art frittierte Krokette aus Reis, die in der Mitte mit Käse gefüllt ist. Alles schmeckt lecker, doch nun müssen wir uns beeilen. Der deutsche Friedhof schließt um 13 Uhr.



Schnellen Schrittes laufen wir durch Rom und gelangen zum Petersplatz. Links daneben befindet sich ein Eingang der von der Schweizer Garde bewacht wird. Etwas verwirrt suchen wir den Weg zu ihnen, denn zwei junge Leute kommen aus einer kleinen Kontrolle von rechts. Wie sind sie dort hingekommen? Nachdem wir einige Minuten gesucht haben, entscheiden wir uns einfach, auf die beiden zu zulaufen. “Möchtet ihr zum Deutschen Friedhof?” fragt uns der eine bereits aus Entfernung. Wir antworten mit “ja” und er zeigt auf einen kleinen Zaun gegenüber, wo zwei Polizisten zur Taschenkontrolle stehen, andere Touristen sehen wir nicht. “Danke”, sagen wir noch und laufen zu den zwei Polizisten. Wie am Flughafen laufen wir durch ein Metalldetektor, es piepst nichts und können in den Vatikan eintreten. Der eine Gardist erklärt uns noch auf deutsch den Weg. Wir bedanken uns und gehen weiter. Als wir bereits den Eingang vom Deutschen Friedhof sehen, werden wir nochmal kurz von der Polizei angehalten und auch diese zeigen uns den Weg. Der deutsche Friedhof oder such Campo Santo Teutonico ist der einzige Friedhof innerhalb der Mauern vom Vatikan. Der Eingang ist somit nur über das Gelände vom Vatikan möglich, trotzdem gehört er zum Staat Italien. Neben Gräbern befindet sich hier auch die Kirche Santa Maria della Pietà und der Sitz der Erzbruderschaft zur schmerzhaften Muttergottes der Deutschen und Flamen. Zudem findet sich hier ein Priesterkolleg und das Römische Institut der Görres-Gesellschaft. Den Friedhof dürfen alle Deutschsprachigen besuchen und beerdigt werden können hier beispielsweise Pilger, die während ihrer Pilgerreise versterben oder Mitglieder der Erzbruderschaft. Wir laufen eine große Runde über den kleinen Friedhof, versuchen Grabinschriften zu lesen und besuchen kurz die Kirche. Anschließend machen wir uns auf die Suche des ältesten Grabes von 1500. Es handelt sich um Junker Hans III. zu Rodenstein. Dann genießen wir für einige Minuten die Stille. Dabei hören wir zahlreiche Vögel und eine Frau, die gerade ein Gemälde des Friedhofs restauriert. Wir schauen ihr eine Weile zu, dann verlassen wir den Friedhof wieder. Um zum Eingang der vatikanischen Museen zu gelangen, müssen wir nun gefühlt einmal um den Vatikan herum laufen.



Mit jedem Schritt wird es voller. Zahlreiche Menschen scheinen den gleichen Plan, wie wir zu haben. Es ist eine wahre Massenabfertigung. Eine lange Schlange bildet sich aus Leuten, die noch spontan ein Ticket kaufen möchten. Gegenüber stehen drei weitere Schlangen Aus Menschen, die bereits ein Ticket haben und auf den Einlasd warten. Wir kommen kaum durch die Menschenmassen. Hier und da werden wir angerempelt. Ein Einweiser fragt uns nach unserer Uhrzeit und als wir ihm “2 p.m.” sagen, schickt er uns nochmal für 20 min weg, wir sind zu früh. Das passt gut, denn wir haben große Lust auf ein Kaffee. Michi findet innerhalb von Sekunden ein gut bewertetes Café, welches nah gelegen ist. Als wir dort ankommen, werden wir nett begrüßt. Da der Crema di Caffé von der Karte leider nur im Sommer serviert wird, bekommt Michi vom Inhaber höchst persönlich einen speziellen Kaffee zubereitet. Er ist mit richtig viel Zucker gemacht und schmeckt sehr süß. Michi ist begeistert und Kyra glücklich bei ihrem Latte Macchiato geblieben zu sein. Die Zeit vergeht schnell und nach dem Bezahlen sprinten wir zurück zum Einlass der vatikanischen Museen. Wir stellen uns in unsere Schlange, warten circa 15 Minuten und sind drin. Dort werden wir ein zweites Mal heute kontrolliert. Nach einem kurzen Toilettenstopp nehmen wir die große Wendeltreppe mit zahlreichen Schiffen nach oben. Dann sind wir auch ein zweites Mal heute verwirrt. Es ist einfach so riesig und wurde haben nicht einmal einen Lageplan.



Kyra lädt einen aus dem Internet herunter, aber trotzdem fühlen wir uns etwas verloren. Wir beschließen, der größeren Masse zu folgen und beginnen mit dem “Museo Egizio”, einer großen ägyptischen Sammlung, die sich über mehrere Räume erstreckt. Das Museum wurde 1839 von Papst Gregor XVI gegründet und enthält zahlreiche Ausstellungsstücke aus der Zeit des römischen Ägyptens und der ägyptisierung Roms. Der Rundgang führt uns nach der Ägyptischen Einführung in das zweite Museum “Museo Pio Clementino”, welches nach seinen Gründern Clemens XIV Ganganelli und Pius VI Braschi benannt wurde. Zahlreiche Skulpturen fanden hier ihren Platz. Wir entdecken jedoch zunöchst das große Bodenmosaik der griechischen Göttin Athene und zwei große Sakropgage. Anschließend betreten wir den runden Raum, der dem Pantheon nachempfunden ist. In der Mitte steht die Badewanne von Kaiser Nero, die einen Durchmesser von 13 m hat. Hier sehen wir nun auch einige Statuen, wie in den folgenden Räumen. Darunter die Skulptur „Belvedere Torso“, die Michelangelo inspirierte. Zudem “Laokoon und seine Söhne”, die eine Szene aus dem trojaniscgen Krieg darstellt: Die Götter schickten Schlangen, um Laokoon und seine Söhne zu töten. Die Skulptur ist wahrscheinlich über 2000 Jahre alt. Wir bewegen uns nur langsam durch die Räume und betrachten einige Statuen sehr genau, andere eher wenige. Es ist beeindruckend wie alt manche sind und wie die Stauen damals erstellt wurden. Durch Das Museum “Museo Etrusco” laufen wie eher schnell und betrachten die zahlreichen Vasen nur im vorbeigehen.







Von den Wandteppichen in der “Galleria degli Arazzi” und den großen Landkarte der “Galleria delle Carte Geografiche”. Die Wände des 120 m kangen Ganges sind mit vierzig geografischen Karten der verschiedenen italienischen Regionen und der wichtigsten Städte bedeckt. An der Decke neben jedem Bereich sind Darstellungen der wichtigsten religiösen Ereignisse zu sehen, die dort stattgefunden haben. Der Museumsteil wurde von Papst Gregor XIII. zwischen 1580 und 1585 in Auftrag gegeben. Wir suchen im vorbeigehen die Orte, die wir in Italien Bereits gesehen haben und wo wir noch vorbei radeln werden. Dabei schrecken uns insbesondere die zahlreichen gemalten Berge ab. Anschließend werden wir in die Gemächer im apostolischen Palast, “Stanze di Raffaelo”, geführt. Diese wurden von Raffael und seiner Schule bis 1524 ausgemalt. Der größte und für die offiziellen Empfänge gedachte Raum ist die Sala di Costantino, in der vier Szenen aus dem Leben des Kaisers Konstantin (306–337 n. Chr.) dargestellt sind. Im Saal Stanza di Eliodoro wurden unter Julius II Privataudienzen gehalten. Die Bilder haben eine politische Ausrichtung und zielen auf den gottgegebenen Reichtum und die Unabhängigkeit des Papsttums ab. Im Stanza della Segnatura (1508–1511) sind die bestimmenden Themen des Raumes die „drei höchsten Prinzipien des menschlichen Geistes“: das Wahre, das Gute und das Schöne. Als letzter Raum folgt noch der Stanza dell’incendio di Borgo, bevor wir in Richtung “Cappella Sistina” vordringen. Große Schilder weißen darauf hin, dass aus Rücksicht auf die Religion bzw. den Glauben keine kurzen Hosen getragen werden dürfen. Zudem ist das Reden und Fotografieren nicht gestattet. Wir betreten die Kapelle und fühlen uns sofort erschlagen und fasziniert zu gleich. Zum Glück finden wir einen freien Sitzplatz und können uns in Ruhe die Wandgemälde anschauen. Es gibt so viel zu entdecken. Die sixtinische Kapelle ist seit 1878 der Ort, an dem das Konklave, die Wahl des Papstes, stattfindet. Zudem befinden sich in ihr einige der berühmtesten Gemälde der Welt. Darunter Abbildungen von Geschichten aus dem Leben Jesu und das Leben Moses, die Auferstehung Christi, die Erschaffung Adams und das jüngste Gericht, welches die gesamte Stirnwand einnimmt. Es ist im Gesamten Atemberaubend. Wir sitzen eine Weile einfach nur da und machen uns erst nach vielen Minuten wieder auf den Weg. Da die Zeit mittlerweile knapp ist und die vatikanischen Museen bald schließen, besuchen wir nur noch zwei Museen: Pinacoteca und Braccio Nuovo. In der Pinacoteca werden zahlreiche Gemälde (ca. 460) ausgestellt. Die Sammlung umfasst Meisterwerke der größten Künstler der Geschichte der italienischen Malerei.



Hastig eilen wir einmal über das Gelände, um zum Braccio Nuovo zu gelangen. Der Braccio Nuovo ist ein Flügel der vatikanischen Museen, der im 18 Jh. unter Papst Pius VI erbaut wurde. Er beherbergt eine bedeutende Sammlung antiker Skulpturen, darunter den berühmten Augustus von Prima Porta. Voller Eindrücke, müde und mit schmerzenden Füßen sowie Rücken verlassen wir die vatikanischen Museen. Wir haben so viel Zeit im inneren verbracht, dass es leider bereits zu spät ist den Petersdom zu besichtigen. Aber so haben Wir einen guten Grund wieder zu kommen. Erschöpft laufen wie zum Bus, steigen einige Stationen später in die Metromare um und erreichen Lido di Ostia. Wir steigen eine Haltestelle früher als gewöhnlich aus, um noch etwas einzukaufen. Zur Feier des Tages holen wir uns abschließend noch eine Pizza beim Italiener nebenan. Als wir fertig gegessen haben, schlafen wir sofort ein. Gute Nacht.



