Tag 303 - Nationalpark Aspromonte

Fahrrad-Weltreise: Santa Cristina d'Aspromonte nach Nationalpark Aspromonte

31.03.2025

Lesedauer ca. 6 min

Die Vögel zwitschern im Chor und die Blätter rauschen im Wind. Ein letztes Mal wachen wir auf dem Olivenhain auf. Es ist bereits 8 Uhr, somit sind wir etwas spät dran. Nadine, der kleine Wachhund ist auch bereits wach und wedeln mit dem Schwanz, als Michi sie von der Leine lässt. Ihr erster Gang Geht zu unserem Zelt, um Kyra in den Tag zu begrüßen. Diese zieht sich gerade an, nachdem wir seit über zwei Wochen zum ersten Mal wieder unsere Schlafsäcke eingepackt haben. Das Zelt ist nun bereits leer und kann von uns abgebaut werden. Die Handgriffe sitzen zum Glück noch alle und so können wir anschließend die Reste vom Hefezopf mit selbstgemachter Marmelade und Creme von Eusebio genießen. Dazu gibt es ein Kaffee. Als wir fast fertig mit Packen sind, kontrolliert Michi die Ketten von Emil und Elias und leider ist es tatsächlich soweit… Die Ketten sind gelenkt und müssen getauscht werden. Zum Glück haben wir welche dabei und können es sofort erledigen. Wo wir schon dabei sind, Schraubdn wir noch unsere Ständer wieder dran und tauschen Kyras Bremsbeläge. Als wir fertig sind, ist es kurz nach 12 Uhr und Eusebio müsste jeden Moment da sein. Tatsächlich kommt er nur wenige Sekunden später mit seinem Auto zm die Ecke. Er will uns nicht gegen lassen, bevor wir etwas gegessen haben und so bleiben wir spontan noch zum Mittagessen. Dadurch sehen wir sogar nochmal Francesco. Es gibt Nudeln mit Pesto und zum Nachtisch unser selbstgemachtes Zitronensorbet von gestern. Lecker! Dann wird es jedoch Zeit. Nach Pipi machen und Regensachen drüber ziehen, kann es los gehen. Der Regen hat zum Glück etwas nachgelassen, aber prasselt noch immer beständig auf uns hinunter. Wir schieben die Räder zum Tor und verabschieden wir uns von Eusebio und Francesco, dann schwingen wir uns auf und fahren die Straße nach Sankt Cristina d’Aspromonte hoch. Der Untergrund ist schlecht und es sind viele Schlaglöcher vorhanden, dazu ist die Steigung an vielen Stellen nicht angenehm. Wir hatten schon die Tage bedenken, als wir das ein oder andere Mal zu Fuß nach oben sind, doch… Wir schaffen es, ganz ohne Pause und Schieben nach oben auf die Hauptstraße. Wir genießen ein letztes Mal die Fahrt, durch die uns nun schon bekannten Olivenbäume und wünschen uns ganz fest, irgendwann nochmal hier her zu kommen. Der Hauptstraße folgen wir nun bis auf den Hauptplatz vor Eusebios Wohnung. Uns ist so warm, dass wir alle Regensachen wieder ausziehen, denn der Regen hat zum Glück nun erstmal Pause. In der Ferne sehen wir zwar bereits weitere Schauer und hören ein Gewitter näher kommen, doch wenn uns beides erwischt, ziehen wir uns halt einfach nochmal an. Wie wir bereits wissen, ist die Hauptstraße wenige Kilometer weiter gesperrt. Durch die starken Regenfälle, ist die Straße aktuell nicht befahrbar, weshalb wir auf eine steilere ältere Straße ausweichen müssen. Doch kurz bevor, wir diese erreichen, ruft Ein Mann Kyra aus dem Auto zu woher wir kommen und eine ältere Dame hält uns an. Sie spricht nur italienisch und viel mehr verstehen wir auch nicht. Nur, dass wir sportlich wären, Kyra große Muskeln hat, die Straße gesperrt ist und ob wir Wasser brauchen. Sie redet ununterbrochen und ist dabei so sympathisch, dass wir in einer Tour durch lächeln. Nun ist es jedoch soweit und der steile Anstieg geht weiter. 8 km hat Eusebio uns versprochen und die ersten Kilometer gehen gut los. Wir müssen im Stehen fahren und treten kräftig. In Serpentinen geht es nach oben und bereits nach kurzer Zeit braucht Kyra eine erste Pause. Michi wartet hinter einer nächsten Kurve und genießt den Ausblick. Er hat von hier oben den Olivenhain entdeckt. Die beiden Pinienbäume Markieren die Stelle hervorragend. Also ein letzter Blick zurück! Was für eine tolle Zeit… was für tolle Menschen. Und mal wieder ging die Zeit viel zj schnell vorbei. Während wir die von komoot 19 % Steigung hochfahren, beobachtet uns ein Mann am Straßenrand. Er spricht leise mit sich selbst. Wir lassen uns jedoch nicht ablenken und fahren weiter.

Zwischendurch wird es etwas flacher und immer wieder steiler. Im Gegensatz zu den von komoot angegeben 19 % Steigung, schätzen wir einige Abschnitte auf über 20 %. Es ist anstrengend und Kyra wird plötzlich schlecht. Eine weitere Pause ist angesagt. Doch dann klappt es plötzlich besser. Die Straße ist ein wenig flacher und endlich schaffen wir es einge Kilometer zu fahren. Vor uns zieht plötzlich eine Wolke auf und kurz darauf sind wir in ihr verschwunden. Wir können gerade einmal ein paar Meter weit gucken und denken an die Überquerung der Pyrenäen zurück. Das Wetter und die Straße waren ziemlich ähnlich. Wir halten nur nochmal kurz und zum Regensachen anziehen, dann erreichen wir Zervò. Es ist viel mehr ein Gebäudekomplex als ein Ort. Zervò scheint zudem eine bewegte Vergangenheit zu haben. Nach dem zweiten Weltkrieg entstand hier ein Anti-Tuberkulose-Sanatorium, doch nach der Schließung wurde das Gebäude dem Verfall überlassen. Nach einer Renovierung übernahm von 1996 bis 2014 die Incontro-Gemeinschaften den Gebäudekomplex und kümmerte sich um drogenabhängige Personen. Seit 2015 hat die Sozialgenossenschaft „Il Segno“ von Oppido Mamertina das Grundstück übernommen. Es soll eine Ranch mit Pferden geben. Ein Campingbereich und Zimmer die vermietet werde, sogar Essen wird angeboten. Doch als wir vorbeifahren, sieht der Ort sehr verlassen und trist aus. Es sind keine Pferde da und die Stallungen sind komplett kaputt. Nur drei Ziegen laufen vor uns über die Straße und dann… zwei Hunde bellen vor uns. Sie laufen auf uns zu und wir bremsen ab. Bei Hunden sollte man immer vorsichtig sein und den Jagdinstinkt nicht fördern. Sofort werden die Hunde langsamer, doch die beiden scheinen eher erfreut zu sein, als einen Hof zu verteidigen. Freudig wedeln sie mit dem Schwanz und lecken Michis Hand ab. Sie stupsen gegen unsere Beine und der Rüde springt immer wieder hoch. Wir schwingen uns wieder auf die Räder und fahren langsam weiter. Die beiden folgen uns und scheinen nicht nach Zervò zu gehören. Es scheinen viel mehr Straßenhunde zu aein, die sich etwas Futter erhoffen. Doch wir fahren weiter und erst nach geschätzten 2 km als eine kleine Abfahrt beginnt, verlieren die beiden uns aus den Augen. Rasant geht es bergab und ebenso rasant werden unsere Finger vom kalten Regen und Wind eiskalt.

Es sind nur 5 °C und das spüren wir. Die Hände tun immer mehr weh und als es wieder hinauf geht sagt Michi: “Ich habe mich noch nie so sehr über einen Hügel gefreut”, denn dabei strampeln wir uns warm. Der jedoch schlimmste Moment für eiskalte Hände ist kurz bevor diese wieder warm werden. Es tut so doll weh, dass es uns die Tränen in die Augen treibt. Als die Hände langsam wieder in Ordnung sind, kommt die nächste Abfahrt und erneut sehen wir einige Hunde. Mindestens fünf laufen umher und bellen uns an. Sie scheinen jedoch eine Herde aus Schafen und Ziegen zu treiben. Der Respekt vor dem Menschen hält sie auf Abstand und wir können langsam an ihnen vorbei fahren. Dann rollen wir erneut die Abfahrt hinunter, es ist so kalt, dass wir spontan umplanen: Wir bleiben hier und suchen uns ein Schlafplatz, was überhaupt kein Problem darstellt. Nach nicht einmal einer Minuter nehmen wir einen kleinen Pfad mach links einen Hügel hoch und finden eine schöne Grünfläche zwischen den Bäumen. Es regnet kaum und so können, wir fast Im trockenen das Zelt aufbauen. Als es steht, wird der Regen heftiger und wir verschwinden schnell hinein. Es dauert eine ganze Weile, bis uns wieder warm wird. Zitternd liegen wir im Schlafsack, doch nach warmem Couscous mit selbstgepflückten brasilianischen Pfeffer aus Portugal und ebenso selbst getrocknetem Zitronenanrieb, wird uns schnell wärmer. Kyra zieht vor dem einschlafen sogar noch den Innenschlafsack aus. Draußen sind es ungefähr 4 °C, doch in unserem Zelt ist es gut auszuhalten. Nach Zähne putzen und gemütlich machen, schlafen wir schnell ein. Gute Nacht.