Tag 348 - Endlich wieder Radreisende auf der Straße

Fahrrad-Weltreise: Limni Iliki nach Arkitsa

15.05.2025

Lesedauer ca. 4 min

Unser Tag beginnt am Limni Iliki. Die rotengelben Sonnenstrahlen spiegeln sich auf der Wasseroberfläche. Vögel zwitschern. Nur in der Ferne hört man das klingeln von Glocken, die wahrscheinlich an Schafen befestigt sind und hört die dazugehörigen Hunde bellen. Es scheint alles so friedlich. Die Wärme im inneren des Zeltes drängt uns schnell in diese Umgebung, nach draußen. Nach dem Zeltabbau setzen wir uns auf die Plane und frühstücken. Doch viel haben wir nicht mehr. Wir müssen dringend einkaufen. Somit machen wir uns auf den Weg und verlassen den wunderschönen Schlafplatz der letzten Nacht. Es geht vorbei an den noch eingesperrten Schafen. Die Wachhunde interessieren sich kaum für uns. Sie schauen uns nur aus der Ferne an und behalten uns gut im Blick. Auch am Hund beim Bauernhof kommen wir erneut ohne Probleme hindurch. Der Hund ist weiterhin angeleint. Trotzdem kommt er uns nah und ist bedrohlich laut. Also schnell weg hier! Wenige Kilometer später erreichen wir bei der Stadt Thiva im praktisch flachen einen lidl und auf dem Parkplatz sitzt tatsächlich ein anderer Radreisender.

 Wahnsinn! Der erste Radreisende seid Tagen! Gemütlich sitzt er auf seinem Campingstuhl und stellt sich als Jürgen aus Deutschland vor. Doch bevor wir groß ins Gespräch kommen, besuchen wir den Supermarkt. Wie schön es ist einfach mal zusammen einkaufen zu gehen, denn Jürgen passt draußen auf Emil und Elias auf. Wir können uns Zeit lassen und gemeinsam entscheiden was wir kaufen und den Tag über essen möchten. Wieder draußen setzen wir uns zu Jürgen und naschen unsere Erdbeeren mit Joghurt sowie eine kleine Wassermelone. Perfekt für diese Temperaturen und ein guter Wasserspeicher für den Tag. Wir tauschen uns aus über unsere Touren sind sind beeindruckt, als Jürgen erzählt, dass er Steigungen meist schiebt. “Ist das nicht schwerer als fahren?” fragt Michi sichtlich irritiert. Doch Jürgen schüttelt den Kopf: “Dahinten kommt gleich eine Brücke. Warum sollte ich mich quälen? Die habe ich hochgeschoben. Ich mache das eigentlich immer so. Ich habe Zeit. Also warum nicht?”. Später ergänzt er noch, dass er so viel weniger Wasser braucht. Seinen Ansatz finden wir spannend, auch wenn wir es anders machen. Nach einem netten Gespräch und zweiten Frühstück, geht es weiter. Doch kurz werden wir noch aufgehalten. Ein älterer Herr steht an seinem Auto und fragt woher wir kommen. Als wir alle drei “Germany” antworten, ruft er uns eine Begrüßung aus dem Nationalsozialismus entgegen. Wir alle drei sind entsetzt und schütteln den Kopf. “Nooo” rufen wir. Doch der Mann lässt sich nicht beirren und redet weiter. Er spricht von Hitler, Putin etc… Wir versuchen ihn zu ignorieren, was gar nicht so einfach ist. Doch irgendwann akzeptiert er sein Schicksal und dass wir anderer Meinung sind. Er lässt uns in Ruhe. Etwas nachdenklich und noch irritiert fahren wir weiter. Jedoch werden wir schnell vom Thema abgelenkt, denn vor uns taucht die Brücke auf, die Jürgen vor ein paar MInuten meinte. Wir rollen hinüber und erblicken schräg neben uns ein Camp von Roma. Mit Sinti und Roma haben wir uns in Griechenland nun bereits häufiger auseinander gesetzt. Doch auch heute sind wir etwas geschockt, unter welchen Bedingungen die Menschen im Camp leben. Erneut gehen wir unseren Gedanken nach, auch wenn diese nun in eine andere Richtung gehen. Dann drückt bei uns beiden die Blase. Die Wassermelone war einfach zu groß. Eine Pipipause am Straßenrand und die Fahrt kann erneut weitergehen. Wir kommen gut voran. Neben uns im Felsen sind mehrere Höhlen, die natürlich von uns erkundet werden wollen. Langsam läuft Michi aus Sorge vor Schlangen auf eine der Höhlen zu. Bei jedem Schritt tritt er kräftig auf den Boden, um auch sicher jedes Tier zu verjagen. Doch lustigerweise liegt genau am Eingang eine riesige Schlange, die sich nicht wegbewegen möchte. Die Balkan-Springnatter, eine schlanke, flinke Schlange, die bis zu 1,5 Meter lang wird. Sie ist völlig ungiftig und bevorzugt warme, offene Landschaften, in denen sie blitzschnell zwischen Steinen und Büschen verschwindet. Besonders auffällig ist ihre Zeichnung: ein braungrauer Rücken mit dunklen Flecken und ein heller Bauch. Trotzdem zieht sich Michi vorsichtig zurück. Schlangen sind nicht gerade unsere Freunde. Lieber schnell weiter! Kurz darauf, finden wir eine kleine Höhlenkirche mit Bank, wo wir in Ruhe Pause machen können. In griechisch orthodoxen Kirchen sind immer viele Heiligenbilder und in dieser Höhle sind sie auf die Felswände gemalt. Wunderschön! Doch leider sind die Gemälde bereits ganz schön in Mitleidenschaft geraten. Nach einer erholsamen Pause, folgen wir der Hauptstraße weiter zurück in Richtung Meer, wofür wir einen Hügel überqueren.

Doch dann, haben wir es geschafft und folgen nur noch einer kleinen Straße neben der Autobahn. Auf den letzten Metern bevor wir zum Meer abbiegen fährt Michi im Windschatten eines Traktors und kann tatsächlich über Kilometer mithalten. Dann müssen wir abbiegen und gehen auf Schlafplatzssuche. Unsere erste Schlafplatzidee ist jedoch zu viel besucht, weshalb wir dem Meer weiter folgen. Der zweite Platz bei bei Arkitsa hingegen sieht vielversprechend aus. Ein niederländischer Wohnwagen steht auf dem Parkplatz und als wir uns nähern, winken sie bereits aus dem Auto. Wir kommen mit der Familie, die aus Eltern und drei Kindern besteht, schnell ins Gespräch. Die fünf sind nun schon lange unterwegs und befinden sich langsam auf dem Rückweg. Sie haben die Kinder für ein Jahr aus der Schule genommen und sie zwischendurch unterrichtet. Zum nächsten Schuljahr kehren sie in ihre Klassen zurück. Was für eine spannende Idee! Sie berichten uns von den heißen Quellen, wo wir morgen hin möchten und machen uns bereits große Vorfreude. Bis es dunkel wird, kochen wir auf einer Parkbank noch Nudeln, bevor wir anschließend das Zelt aufbauen und in dieses verschwinden. Gute Nacht!