Tag 351 - Viel Hauptstraße

Fahrrad-Weltreise: Rizomilos nach Pori

18.05.2025

Lesedauer ca. 4 min

Die Nacht war unglaublich ruhig und gut. Wir haben komplett durchgeschlafen. Auch wenn wir uns an das Wildcampen bereits seit Monaten gewöhnt haben und die Geräusche draußen als vollkommen “normal” wahrnehmen, wachen wir immer wieder von Autogeräuschen, Hundebellen oder ähnlichen in der Nacht auf. Doch diese Nacht war anders. Es war super ruhig. Unser heutiges Ziel: Zum Olymp und hoffentlich wieder am Meer schlafen! Als wir gerade los fahren wollen, kommt der Inhaber mit seinem Sohn auf den Pistazienhain. Die beiden winken nur aus der Ferne und beginnen sofort mit der Arbeit. Ein deutliches Zeichen, dass sie es nicht gestört hat, dass wir hier geschlafen haben, was soeben noch offensichtlich war. Unser Weg führt uns über die Hauptstraße in Richtung Larisa. Der Wind steht gut und so rollen wir schnell dahin. Unglaublich wie schnell wir mitlerweile sind, wenn es flach ist und der Wind von hinten kommt. Ohne Pause in unglaublicher Hitze, suchen wir dann schließlich doch ein schattiges Plätzchen, doch es ist kein Baum in der Nähe.

Schließlich machen wir unter einer Brücke Pause. Die Pause ist auch dringend nötig, denn in einem Telefonat geben wir Michis Vater eine Bestellung durch, die er für uns aufgibt. Aktuell sammeln sich bei Michis Eltern einige Sachen, die nur nach Deutschland verschickt werden konnten. Darunter ein neuer Deckel für unseren Kocher, ein neuer Silencer für den Kocher und ein neuer Windschutz, Michis neue Isomatte auf der ebenfalls noch Garantie war sowie zahlreiche Ersatzteile für unsere Ortliebtaschen. Nun noch bestellt wird eine externe Festplatte zur ersten Datensicherung, die anschließend wieder nach Hause geschickt wird, sowie ein Satellitentelefon für abgelegene Orte in Zentralasien. Dazu kommen zahlreiche Kleinigkeiten. Alles gebündelt soll anschließend nach Griechenland geschickt werden. Dazu haben wir eine Adresse von einem Host bei Welcome to my Garden (eine Community, wo langsam Reisende bei Privatpersonen ihr Zelt im Garten aufschlagen dürfen) in Thessaloniki erhalten. Damit das Paket bei uns rechtzeitig ankommt, muss es mit DHL express versendet werden. Dadurch dauert die Lieferung von Deutschland nach Griechenland gerade einmal 1-3 Tage. Sie ist jedoch auch dementsprechend teuer. Ein Preis, den wir zwar ungerne zahlen, der aber notwendig ist, denn viel Zeit bis wir in der Türkei sind und somit außerhalb der EU ist nicht mehr. Zoll zu zahlen ist teurer… (An dieser Stelle wollen wir unseren Eltern einen großen Dank aussprechen, dass sie uns so sehr unterstützen. Unsere Post öffnen und natürlich sich um Pakete kümmern) Nach dem organisatorischen Teil gibt es noch Essen und anschließend fahren wir weiter. Der Olymp ist bereits in sichtbarer Nähe und drückt mit seiner schneebedeckten Kuppel eine große Präsenz aus. Wir nutzen die leere Straße und machen auf der endlos geraden Straße in Richtung der Gebirgskette ein paar Fotos. Das Ergebnis gefällt uns sehr. Immer an der Autobahn entlang knickt unsere Straße schließlich ab und wir folgen dieser in Richtung Meer. Die Landschaft verändert sich, doch glücklicherweise bleibt es flach, obwohl wir uns unmittelbar neben dem höchsten Berg Griechenlands befinden. Dann stehen wir plötzlich vor einer Mautstation. “Huch… Hier sollte doch gar nicht die Autobahn sein?” sagt Michi etwas irritiert. “Ich gehe mal zum Häuschen gucken und nachfragen”, antwortet Kyra, nachdem wir beide nochmal überprüft haben, ob die folgende Straße zu einer Autobahn wird. Doch laut Karten handelt es sich um eine Parallelstraße. Das Häuschen der Mautstation ist leider nicht besetzt und so gucken wir kurz etwas ratlos. Unser Aufenthalt und die dazu gehörige Ratlosigkeit bleiben jedoch nicht unbemerkt. Nach wenigen Minuten läuft ein Mann in Warnweste auf uns zu. “Wo kommt er denn jetzt her?” fragen wir uns gegenseitig. Er gibt uns zu verstehen, dass wir auf ihn warten sollen und ihm nicht über die Straße entgegen kommen sollen. Dann erklärt er, dass wir ohne etwas zu bezahlen weiterfahren dürfen.

Die folgende Straße ist keine Autobahn, jedoch führen die Auffahrten dorthin. Perfekt! Wir schieben an der Schranke vorbei und schwingen uns auf die Esel zurück. Nach wenigen Kilometern verlassen wir die Straße durch einen Tunnel unter der Autobahn hindurch und befinden uns wieder an der Küste. Bei Pori finden wir am Rande der Stadt einen wunderschönen Strand, wo wir uns zunächst umschauen und schließlich etwas erhöht auf einer Düne kochen. Zwischen den Dünen liegen nur wenige Menschen verteilt und als wir unsere Nudeln naschen, verschwinden alle nach und nach. Wo sich vorhin noch ein Mann gesonnt hat, breiten wir unsere Plane aus. Außer zwei Fischern und uns, ist keiner mehr in Sicht. Die Fischer sind jedoch so mit sich selbst beschäftigt, dass sie uns beim Zeltaufbau nicht wahrnehmen.

Kurz bevor es dunkel wird und wir ins Zelt verschwinden, kommt ein Wohnmobil zu uns gefahren. Das Wohnmobil hat ein polnisches Kennzeichen und nach seinem etwas längeren Parkmanöver unterhalten wir uns noch nett. Da es jedoch bereits dunkel geworden ist und wir alle müde sind, zieht es uns schnell ins Bett. Gute Nacht!