Tag 352 - In Salinen Schwimmen mit Schlammkur

Fahrrad-Weltreise: Pori nach Alykona Beach

19.05.2025

Lesedauer ca. 7 min

Wir erwachen mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Es ist noch früh und wir lassen uns Zeit. Wie so viele Morgende auf dieser Reise lauschen wir dem Rauschen der Wellen, werfen ein paar Blicke aufs Handy und raffen uns schließlich auf aufzustehen. Als wir das Zelt abbauen, kommt unser polnische Nachbar auf eine Nacht, vorbei. Er fragt uns mithilfe eines Übersetzers, ob wir einen Kaffee wollen. Unsere strahlenden Augen und das Grinsen verrät scheinbar sofort unsere Antwort: “Klar! Unbedingt!”. Er strahlt ebenso zurück und sagt: “Moment!”. Als wir die Drahtesel fertig gepackt haben und bereits zu ihm hoch schieben, er hatte dort auf der Düne gestanden, wo wir gestern gegessen haben, kommt er uns mit dem fertigen Kaffee entgegen. Für Michi schwarz, für Kyra mit ein bisschen Milch, perfekt! Was für ein Start in den Tag. Während wir den Kaffee genießen ist er ebenfalls ab Abbauen und umorganisieren. Wir quatschen währenddessen ein bisschen und erfahren, dass er mit seiner Frau  nun wieder auf dem Rückweg ist. Jedes Jahr fahren sie in eine andere Ecke in Europa, doch Griechenland hat ihnen sehr gefallen. Als wir ihm Tee als Dankeschön schenken, holt er plötzlich einen Polen Magneten aus dem Fahrzeug hervor. Wir lachen und bedanken uns. Dann geht es los! Tobias, unser Welcome to my Garden (Community bei der langsam Reisende bei Privatpersonen im Garten zelten dürfen) Host in Thessaloniki ist leider krank. Wir dürften trotzdem bei ihm vorbei kommen, doch er hat uns ebenso einen Kontakt in der Nähe gegeben, wo wir für eine Nacht anfragen können. Ganz in der Nähe von Salinen, in denen man baden darf. Was für eine coole Idee! Direkt am Morgen schreiben wir Karin, die neben den Salinen ein Feriendorf am Meer hat. Sie antwortet sofort, dass wir mit Zelt bei ihr auf dem Gelände willkommen sind. Super! Was für ein entspannter Tag. Wir haben das Baden in Salinen vor uns und müssen nicht einmal einen Schlafplatz für die nächsten Tage suchen. Denn von Karin kann es so weiter zu Tobias gehen.

Als wir jedoch auf den ersten Metern einen steilen Anstieg überwinden, mit dem wir nicht gerechnet haben, beginnt unsere Laune kurzzeitig umzuschlagen. Unten sehen wir die alte Bahntrasse, die ein perfekter Radweg werden könnte. Doch im aktuellen Zustand nicht befahrbar. Oben angekommen haben wir jedoch den einzigen Anstieg des Tages überwunden und die Abfahrt belohnt wie immer. Die Laune ist wieder positiv! Wir rollen hinunter zum Strand und folgen der Straße am Wasser eine ganze Weile. In Leptokarya machen wir eine Pause beim lidl, denn wir haben große Lust auf eine Wassermelone. Kyra geht hinein einkaufen, während Michi draußen wartet. In der zwischenzeit kommen drei Rennradfahrer kann, die ebenfalls einen etwas schnelleren Einkauf erledigen. Ihr Gepäck ist ultralight und soll nur für wenige Tage reichen. Weiteres Gepäck wird durch ein Begleitfahrzeug gefahren. Sie nehmen an einem Rennen in Griechenland teil und fahren dieses zu dritt. Es ist ein Rennen, in dem es mehr um Gesellschaft, als ums Gewinnen geht, erzählen sie Michi, während der erste bereits Kyra im Innern anspricht: “Dein Mann hat uns draußen schon erzählt was ihr macht, super!”. Kyra guckt ihn verwirrt an. Sein Kumpel kommt ebenso verwirrt, da er die Worte seines Freundes nicht verstanden hat und fragt Kyra nach Müsliriegel. Nun ist Kyra wirklich sichtbar verwirrt. “Oh! Arbeiten sie nicht hier?” fragt der Freund des ersten Mannes, welcher nun lacht und sagt: “Nein! Sie gehört zu Michael draußen. Sie sind mit dem Fahrrad hier” Er entschuldigt sich, die beiden gehen weiter einkaufen und Kyra steht immer noch verwirrt im Laden. Erst draußen vor dem lidl verschwindet die Verwirrung ganz und ein kurzes Gespräch beginnt. Die drei reden von vielen Kilometern, von einigen Höhenmetern und von zahlreichen Rennen. Das alles hat mit Sicherheit Respekt verdient, doch unsere Art zu reisen scheint ihnen trotzdem etwas fremd zu sein. Sie scheinen nicht ganz zu verstehen, dass man für eine längere Reise mehr Gepäck benötigt und dass jeder Mensch auf die eigene Art und Weise reisen darf. Es muss nicht immer ultra leicht sein, es dürfen auch mal ein paar Kilogramm mehr sein. Das hat nichts mit Komfort zu tun, denn das was wir betreiben ist ein Leben mit und auf dem Fahrrad und nicht eine sportliche Herausforderung. Wir verabschieden uns wieder und für uns beginnen die letzten Kilometer. Diese sind zum Glück flach und vergehen schnell. Das Meer liegt zu unserer rechten und schon bald biegen wir zu diesem ab, denn wir möchten heute in den Salinen schwimmen, bevor wir den Ferienhof von Karin erreichen. Am Strand bei den Salinen steht bereits ein deutsches Wohnmobil. Wir fahren winkend zu den beiden Besitzern hin. Sie erzählen uns auf unsere Nachfrage, wo man hier genau in den Salinen schwimmen kann, dass hier gerade ein paar Personen, komplett mit schwarzen Schlamm voll am Wasser waren. Wo genau man schwimmen kann, wissen sie jedoch nicht, nur dass es scheinbar geht. Tobias hatte uns bereits erzählt, dass man sich traditionell nach dem Schwimmen mit Schlamm einschmieren soll. Den Schlamm wird man anschließend bei einem zweiten Bad im Meer wieder los. Wir gucken uns etwas um und gehen auf Entdeckungstour. Schnell müssen wir jedoch nicht suchen. Ein kleiner Pfad führt uns direkt zu den Salinen.

Viele große Becken liegen direkt nebeneinander. Zwischen ihnen sind schmale Dämme im Wasser über welche man gut zu Fuß laufen kann. Ein Damm ist sogar richtig befestigt und wir entdecken kleine Leitern, die ins Wasser ragen. Also scheint hier schwimmen tatsächlich offiziell erlaubt zu sein. Bei den hinteren Becken stehen Schilder, die deutlich machen, dass hier schwimmen verboten ist. Na dann, sind wir ja genau richtig hier. Zur Sicherheit fragen wir noch eine griechische Familie, die soeben aus dem Wasser kommt. Sie bestätigt uns, dass diese Becken hier vorne zum Schwimmen frei gegeben sind. Zudem ermutigen sie uns sofort ins Wasser zu steigen. Wir laufen jedoch noch einmal schnell zurück zu dem deutschen Wohnmobil, wo wir Emil und Elias stehen lassen haben. Wir ziehen uns um und gehen erneut zu den Salinen. Michi traut sich als erster ins Wasser und wir müssen sofort lachen. Sein Hintern schwimmt oben. Sein ganzer Körper wird nach oben getrieben, so viel Salzgehalt hat das Wasser bereits. Wenn er einen Schwimmzug nach vorne macht, wird er nicht gestoppt. Sein Körper schießt immer weiter nach vorne. Kyra klettert hinterher und wir haben richtig Spaß. Doch wir wollen den Bode nicht berühren, denn dieser ist wirklich ziemlich eklig glitschig. Voller Freude lassen wir uns treiben. “Guck mal! Hier kann ich endlich mal einen toten Mann machen”, lacht Michi, der sonst bei dem Versuch nach wenigen Sekunden unter geht. Wir machen ein paar Fotos und verlassen das Wasser wieder, denn es ist noch relativ kalt. An Ende der Salinen sehen wir das große Schlammfeld und schmieren uns komplett ein. Erneut kommen wir aus dem Lachen kaum heraus. Kyra sieht aus, als hätte sie eine zweite Augenbraue oben über ihrer natürlichen. Ihr Gesicht schaut dadurch sehr erschrocken. Bei Michi hingegen gucken oben die blonden hellen Haare heraus, sie haben sich zu einem Irokesen auf gestellt. Lieber schnell ins Meerwasser, damit wir wieder wie Kyra und Michi aussehen. Ohne groß drüber nachzudenken, rennen wir fast komplett schwarz eingeschmiert ins Meer hinein. Dieses ist jedoch erstaunlicherweise wärmer als die Salinen. Im Flachen wenden wir uns ein paar mal und rubbeln den schon zur Kruste getrockneten Schlamm ab. Lecker! Nicht… Damit wir wirklich alles erwischen, helfen wir uns gegenseitig und gehen anschließend noch unter die eiskalte Stranddusche. Nun ist uns so kalt, dass wir uns lieber schnell wieder anziehen. In diesem Moment wissen wir noch nicht, dass uns der heiße Sommer bald einholen wird und die heutigen Temperaturen im Vergleich, auch wenn wir leicht frieren, mehr als angenehm sind. Zu Karin und ihrem Ferienhof sind es nun zum Glück nur noch 2 km. Die sind schnell geschafft, doch zuvor quatschen wir nochmal kurz mit den beiden Deutschen vom Wohnmobil, die allein beim zusehen, wie wir ins Wasser gerannt sind, genauso viel Spaß hatten. Sie haben sogar von uns Fotos gemacht, da wir mit dem Schlamm so lustig aussahen. Höflich fragen sie, ob das in Ordnung ist und sie die Bilder behalten dürfen. Wir nicken lachend. Was für ein Tag!

Wenige Minuten später bei Karin angekommen, wird der Tag nicht weniger langweilig. Karin empfängt uns unglaublich freundlich. Sie gibt uns einen kurzen Überblick über ihren Ferienhof und zeigt uns wo wir das Zelt aufbauen können, bevor sie schnell zu ihren neuen Gästen muss. Wir zögern nicht lange und gehen an die gezeigte Stelle. Doch beim Aufbauen werden wir immer wieder von den hier lebenden Eseln abgelenkt. “Sind die süß!” sagt Kyra mehrmals und geht zu ihnen herüber. Karin kommt hinzu und erzählt, dass auf dem Zaun aktuell gerade kein Strom ist und wir gerne hinein gehen können. Die Esel können sogar gestreichelt werden. Doch im ersten Moment haben die fünf etwas Respekt vor uns und so lassen wir das erstmal. Dafür werden für von Karin zu heute Abend zum Essen eingeladen. Sie kocht immer wenn neue Gäste kommen und heute hat sie sowieso so viel Essen da, dass wir einfach dazu kommen dürfen. Das freut uns natürlich riesig. Als wir das Zelt schließlich aufgebaut haben, ist es schon bereit die vereinbarte Uhrzeit und wir helfen noch schnell das Essen auf den Tisch zu stellen. Es riecht herrlich. Neben uns sitzen zwei Familien aus Berlin, die mit ihren kleinen Kindern hier zusammen für 2 Wochen Urlaub machen. Die Kinder verstehen sich richtig gut und sind im gleichen Alter. Gemeinsam naschen wir uns durch den Abend. Es gibt Pita, Salat und übrig gebliebene Trüffelspaghetti vom Vortag. Das beste daran: Die Trüffel sind selbst von Karin gefunden. Hier auf dem Ferienhof leben nämlich neben den Eseln auch zwei Trüffelhunde. Wir sind sofort begeistert und könnten tausend Fragen gestellen. Doch wir versuchen uns etwas zurück zu halten und werden gefragt, ob wir morgen Lust haben die Esel von einem eingezäunten Bereich zum anderen zu führen. Wir sagen sofort zu und freuen uns bereits die niedlichen Tiere näher kennenzulernen. Nun wird es jedoch Zeit ins Bett zu gehen. Wir räumen alle zusammen den Tisch ab und verschwinden anschließend müde ins Zelt. Gute Nacht!