Tag 57 - Geburtstagskind Kyra (28.07.2024)

Von Lerwick nach Sumburgh Head

„Happy birthday to you, happy birthday to you… Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“ singt Michi leise auf der noch sehr belebten Fähre. Zum Glück haben wir noch einen Platz gefunden, wo nicht viel los ist und nur ab und zu Personen auf Toilette gehen. Aus diesem Grund bekommt das kleine Ständchen niemand mit. Wir essen noch kurz unsere Brezel auf und ein paar Chips, bevor wir es uns auf den kleinen Sesseln bequem machen. Wir sind so müde, dass wir beide kurz nachdem wir die Augen schließen einschlafen. Die Nacht ist dennoch Unruhig. Mal wachen wir auf, da es unbequem wird oder ein Sessel verrutscht ist. Mal wachen wir auf, weil Leute auf Toilette gehen oder sich laut unterhalten. Und mal wachen wir auf, weil sich die Fähre im Seegang ganz schön wiegt. Als Kyra schlussendlich gegen 6:00 Uhr die Augen öffnet, ist Michi nicht da. Seine Stimme halt jedoch aus der Toilette herüber und als er nach kurzer Zeit wiederkommt, berichtet er: „Ich habe mit einem der Männer, die bei unseren reservierten Plätzen sitzen gesprochen. Er war ganz nett, aber gut, dass wir dort nicht geblieben sind. Die scheinen ganz schön getrunken zu haben. Er hat mich nach Zahnpasta gefragt.“ In diesem Moment kommt dieser von der Toilette und winkt herüber. Seine Freunde scheinen noch zu schlafen, denn er ist allein unterwegs und passiert uns ein paar Mal. „Du hast dich ja frisch gemacht“, fällt Kyra mit einem Blick zu Michi auf.  „Ja, Haare gewaschen und rasiert zum Geburtstag“, lacht Michi. „Ui! Ich hatte hinten eine Dusche gesehen, vielleicht klappt das ja“, erwidert Kyra und geht mit ihren Hygiensachen auf Suche. Als sie nach circa 15 min wiederkommt berichtet sie: „Die Dusche kostet leider, aber ich konnte das Waschbecken nutzen und hinter mir abschließen. Jetzt bin ich genauso frisch“ Wir beide lachen und beschließen unsere Plätze aufzugeben, um ein Kaffee zu organisieren. Das Restaurant an Bord hat noch geschlossen, aber als wir von einem kleinen Spaziergang von draußen wiederkommen, öffnet es gerade. Michi organisiert uns zwei Cappuccino und wir trinken diese genüsslich während wir Sehenswürdigkeiten auf den Orkneys und Shetlands aus einem Werbefilm, der auf einem kleinen Bildschirm läuft, notieren. Nun wollen wir etwas frühstücken und zufällig sind unsere Plätze der Nacht noch frei. Somit setzten wir uns zurück und essen Scone mit Marmelade während wir immer näher kommendes Land bei bewölkten Himmel beobachten. Wir gehen beide nochmal auf die Toilette und schon werden alle gebeten zu den Fahrzeugen zurückzukehren. Um zum Autodeck zu gelangen, lassen wir uns vom Menschenstrom treiben und müssen uns bei den Fahrrädern angelangt beeilen, da wir als erstes von Bord dürfen. Vor uns sehen wir Alicia und Jim, wie sie bereits über die Rampe hinauslaufen.

Wir machen es ihnen gleich und treffen sie am Parkplatz des Fähranlegers. Die beiden haben in ihren luxuriöseren Sesseln auch nicht gut geschlafen und möchten sich nun einen Kaffee besorgen. Wir tauschen noch Nummern aus und schon sind die beiden wieder unterwegs. Kyra beantwortet noch einige Geburtstagsgrüße und telefoniert mit der Heimat, bis auch wir uns auf den Weg machen. Nach nur wenigen Metern sehen wir erneut Alicia und Jim. Die beiden sitzen auf einer Bank und frühstücken. Sie konnten kein geöffnetes Café finden und deshalb ging es in den Supermarkt. Bei Maps entdecken wir, das aktuell nur ein Café geöffnet hat, doch dieses sieht nicht schön aus. Ein zweites öffnet hingegend in 5 min und scheint sehr beliebt und gut zu sein. Um Kyras Geburtstagskuchen zu essen, fahren wir somit dort hin. Jim und Alicia kommen vielleicht nach, aber eigentlich haben sie noch Pläne für heute und wollen eine nahegelegene Insel für Papageientaucher besuchen. Der Weg führt uns Steil nach oben, doch als wir das Café erreichen werden wir nicht enttäuscht. Die Kuchen sehen sehr gut aus. Wir bestellen uns beide ein Stück mit Kaffee und genießen den Geburtstagskuchen auf der Außenterasse, während sogar ein bisschen Sonne durch kommt. Nach unserer Geburtstagspause kümmern wir uns um die Drahtesel. Emils Bremsbeläge werden gewechselt und von beiden die Ketten gereinigt. Elias hat ein bisschen Luft verloren und wird aufgepumt.

Gegen 14 Uhr sind wir startklar und fahren in Richtung Süden. Wir kommen nicht weit, denn noch in Lerwick besuchen wir den Broch von Clickimin. Dabei handelt es sich um eine ehemalige runde Befestigung aus der Eiszeit und Hofanlage aus der frühen Bronzezeit. Es ist beeindruckend durch die Gänge zu laufen und in kleine Ecken zu kriechen. Ein kleiner dunkler Raum am Ende ist fast schon unheimlich. Wir genießen die Besichtigung sehr und gucken uns eine Weile um, bis wir weiterfahren. Während der Wind um unsere Ohren fegt und wir immer weiter in Richtung Süden fahren, können wir es kaum glauben hier zu sein. Wir genießen unzählige schöne Buchten mit traumhaften Stränden, an denen das blau türkise Wasser bricht. Dabei fahren wir bergauf und bergab, immer dem Eurovelo folgend. Die karge Landschaft wechselt von Felsen zu Mooren und Heide. Zwischendurch fahren wir durch kleine Orte, wo flatternd  die Wäsche im Wind trocknet und vereinzelt Einheimische an ihren Häusern oder im Garten arbeiten. Immer wieder gelangen wir auf die Hauptstraße, an welcher wir schließlich bleiben, um zum Leuchtturm ganz im Süden der Shetlands zu gelangen. In der Ferne sehen wir auf der Insel Mousa den Broch von Mousa und machen aus der Entfernung ein Foto.

Etwa 5 km vor unserem Ziel lächelt uns eine Frau an, wir bleiben stehen und kommen ins Gespräch. Sie erzählt uns, dass wir bis nach Tea Time bleiben sollen, weil wir dann Papageientaucher sehen. Das überzeugt uns sofort. Mit neuer Kraft radeln wir die letzten Kilometer Steigungen auf und runter. Den Leuchtturm können wir bereits als der Ferne sehen. Nur noch am Flugplatz vorbei, die letzte Steigung hoch und geschafft! Kurz hinterm Autoparkplatz ist ein Aussichtshaus zum Wald beobachten. „Kyra, eigentlich der perfekte Schlafplatz, oder?“ lacht Michi. „Auf jeden Fall, lass einfach hier bleiben!“ antwortet Kyra. Und noch während Kyra ihre Geburtstagswüsche beantwortet, geht Michi mit der Kamera davon, da er Papageientaucher entdeckt hat. Diese fliegen nah an unserem kleinen Häuschen vorbei zu ihren Höhlen. Noch bevor wir das Zelt aufbauen und essen, machen wir ein kleiner Spaziergang zum Leuchtturm. Als wir gerade los wollen, kommt ein Radfahrer den Berg hoch. Wir tauschen uns über schöne Ecken und Schlafplätze auf den Shetlands aus. Anschließend gehen wir alle drei den Berg zum Leuchtturm hinauf.

Dort trennen sich vor Begeisterung aufgrund der nahen und vielfältigen Papageientaucher unsere Wege. Die kleinen Tiere sitzen ganz nah bei uns. Sie schütteln ihre Flügel, fliegen davon und kommen wieder. Während sie fliegen flattern die kleinen orangenen Füßchen in der Luft, was unglaublich niedlich aussieht. Einige Landungen sehen wie Bruchlandungen aus und manchmal schubst ein Papageientaucher einen anderen hinunter. Einfach unbeschreiblich schön und niedlich! Die Tiere haben uns sofort in ihren Bann gezogen. Nach einer Ewigkeit gehen wir zurück zum Häuschen.

Dort unterhält sich der Radfahrer mit zwei Einheimischen aus Lerwick. Er verabschiedet sich und wir vier bleiben zurück. Karen und Bob sind unglaublich freundlich, offen und herzlich zu uns. Sie erklären uns, wie häufig es Wale zu sehen gibt und wie die ganze Insel verrückt wird, wenn welche gesichtet wurden. Die Insel könnte kippen, wegen der Belastung auf einer Seite, scherzt Bob. Die Idee heute Nacht hier zu schlafen finden die beiden toll und wir werden mehrmals eingeladen, dass wir uns melden sollen, falls wir etwas brauchen. So nett! Wir sind dankbar und glücklich. Als die beiden gehen, bauen wir unser Zelt auf. Währenddessen kommen vier Person vorbei, wovon zwei ebenfalls deutsche Radreisende sind. Sie hat sich auf der Fährfahrt etwas eingefangen und einen flauen Magen, wodurch sie bei den anderen beiden Einheimischen untergeordnete sind. Wir quatschen nur kurz, denn es ist bereits spät geworden. Schnell kochen wir und noch Reis, essen Gemüse und Brot dazu und verschwinden im Unser Zelt, während die Papageientaucher in ihren Höhlen verschwinden. Zur Feier des Tages zaubert Kyra eine kleine Lichterkette hervor und befestigt diese am Zelt. Doch die Müdigkeit holt uns ein. Gute Nacht!