Tag 77 - Auf nach Skye! (17.08.2024)

Von Lochmaddy zum Old man of Storr

„Hörst du? Es regnet nicht mehr“, sagt Kyra fröhlich. „Stimmt. Guten Morgen“, antwortet Michi. Einzig eine Jungmöwe bettelt beständig das erwachsene Tier an. So fiept es in einer Tour durch, bis wir unser Zelt abgebaut haben. Dann rollen wir zum Anleger. Das Personal ist gut drauf und wir unterhalten uns kurz, ehe wir die Esel an allen Autos vorbei zum Fahrradstellplatz bringen. Zum Frühstück gibt es noch einen Rest Müsli mit Milch. Interessiert verfolgen die ungeduldig Wartenden hinter den Scheiben unser Tun. Ob es an unseren kurzen Hosen bei 11 °C liegt, den bepackten Drahteseln, dem Hafenfrühstück oder der ebenso vor Ort durchgeführten Mundhygiene liegt. Wir wissen es nicht. In jedem Fall sind wir scheinbar eine kleine Attraktion am ansonsten tristen Morgen. Dann geht es los. Wir verabschieden uns vom netten Einweiser, den äußeren Hebriden, Lochmaddy und rollen an Bord. Schnell erklimmen wir die Stufen im noch leeren Schiff, um uns Plätze mit Steckdose zu sichern. Wie besprochen schließt Kyra die zu ladende Elektronik an und Michi sprintet in eine Dusche. Kurz darauf ist er wieder da. Frisch geduscht, frisch riechend mit etwas, das man sogar als Frisur bezeichnen könnte. Dann ist Kyra dran. „Hast du das Schild gesehen? Man muss dem Manager bescheid sagen, wenn man duschen will“, sagt sie. „Ähhhm… nein“, erwidert Michi mit einem irritierten Lächeln. Als Kyra nachfragt scheint es die Crew jedoch nicht wirklich zu interessieren ob jemand die Dusche nutzt oder nicht. Glück gehabt.

Dann ist auch sie frisch und die jungen Frauen neben uns bringen uns und allen Umstehenden den aktuellsten Insel-Schnack näher. Dann springen Delphine am Fenster vorbei und ehe das halbe Schiff seine Kameras gezückt hat sind sie auch schon wieder abgetaucht. Und schon legen wir in Uig auf Skye an. Treppen runter, Emil und Elias losbinden, warten bis die Autos weg sind, verabschieden und vom Schiff rollen. Alles soweit Routine und dann genießen wir ein paar Minuten Straßen für uns und Entspannung zwischen den Fähren. Denkste! Auf Skye ist es anders. Hier herrscht touristischer Hochbetrieb zudem ist ein großes Fest und alles ist zugeparkt. Die Autos suchen Parkplätze, ein Einweiser in Tracht winkt uns. Wir machen uns auf zum nächsten Supermarkt und stellen fest, dass selbst dieser kleine Laden deutlich günstiger ist, als auf den äußeren Hebriden. Gut für uns, denn wir müssen ein paar Lebensmittel auffüllen. Dann rollen wir weiter. Runter von der Hauptstraße auf eine kleine einspurige Nebenstraße. Wir schrauben uns den Hügel hinauf in Richtung Fairy Glen. Dort angekommen erwartet uns ein voller Parkplatz. Die Autos stehen bereits Schlange, um überhaupt auf diesen fahren zu können. Wir rollen entspannt vorbei, Parken die Esel und genießen unsere frisch erstandenen Knoblauch-Fladenbrote mit Tomate, Humus und Salat. Interessiert betrachten wir zunächst das hektische Treiben und die Diskussionen um die richtige Parkdauer für die Tickets, dann wenden wir uns der Landschaft zu, schalten ab und genießen. Ein Schotte im Kilt nickt uns zu und stellt sich ebenso Stumm mit dem Blick in Richtung Natur. Als wir fertig sind mit Essen und schauen drehen wir uns wieder um. Geändert hat sich nichts, hektisch strömen die einen, bewaffnet mit Smartphone und Bauchtasche, in die malerische Hügellandschaft und die anderen aus dieser hinaus zu ihren Autos, zur nächsten Attraktion. Dann folgen auch wir dem ausgewiesenen Pfad hinein in das sagenumwobene Fairy Glen mit seinen unzähligen kleinen Hügeln und der imposanten Felsenburg in der Mitte. Diese scheint eindeutig magische Eigenschaften zu haben, denn sie zieht alle Besucher in ihren Bann, sodass sich hier erneut lange Schlangen am engen Zugang bilden. Wir wandern weiter den Pfad entlang. Erblicken eine kleine Spirale aus Steinen am Boden. Dann ist eine Lücke im Zustrom zum Felsen und wir erklimmen ihn ebenso. Die Aussicht ist wahrlich grandios mit einem anderen Pärchen machen wir wechselseitig schnell Fotos. Ganz bis zum Rand trauen wir uns nicht. Der Wind pfeift, der Boden ist vom Regen rutschig und aufgeweicht und das Gelände fällt steil ab. Dennoch findet sich auf dem gesamten Areal kein Halteseil, keine feste Absperrung. Wir sind diesbezüglich etwas zwiegespalten, aber finden es eigentlich gut, dass nicht jeder Abgrund gesichert ist und somit die Natur Natur bleibt. Doch führt dies scheinbar auch dazu, dass die wenigen Schilder, die darauf hinweisen, dass man die ausgewiesenen Pfade nicht verlassen soll, weitgehend ignoriert werden. So wuselt es überall und wir werden Zeuge der Erstbesteigung durch Farn, unter Applaus und „Ohhh“ „Ahhhh“ Rufen der restlichen Reisegruppe hängt die Seilschaft an Wurzeln. Zurück bleiben matschige Pfade und plattgetretenes Grünzeug und Fotos in unberührter, herrlicher Natur. Wir werden etwas nachdenklich, campen wir doch auch zumeist wild, wandeln ebenso manchmal abseits der ausgetretenen Pfade für einen anderen Blickwinkel und hinterlassen so ebenso ungewollt unseren Abdruck in der Natur. Die Unterschiede sind, dass wir es nicht machen, wo es extra aufgrund der Menschenmengen mit Schildern verboten ist und weniger Menschen wie wir reisen. Vielleicht ist jedoch der größte Unterschied, dass wir genau jetzt diese Gedanken haben und nichts hinterlassen.

Zurück am Parkplatz fahren wir den Weg zurück, wie wir gekommen sind. Viele Male müssen wir in Passing Places Auf entgegenkommende Fahrzeuge warten oder diese überholen lassen. Wir waren noch nie so froh, dass wir einen Rückspiegel an den Drahteseln haben. Je nachdem wie der Wind steht, sind die Fahrzeuge von hinten nicht zu hören und so manche versuchen waghalsige Überholmanöver. Als wir die Hauptstraße wieder erreicht haben, geht es kurze Zeit später rechts den Hügel hinauf. Aufgrund der Single Track Road stehen wir mehrmals kurz im Stau, da Wohnmobile, Busse, Camper und Autos nur knapp aneinander vorbeikommen. Doch als wir oben angekommen sind, wird es mit einem Schlag ruhiger und der Ausblick ist atemberaubend. Nun haben wir schon so viele schottische Inseln gesehen, doch keine gleicht der anderen und Skye scheint nochmal ganz anders zu sein. Wir fahren durch eine grüne Graslandschaft mit Heidegewächsen. Um uns herum ragen spitze zum Teil bewachsene Felsen in die Luft und vereinzelt können wir kleine Wasserfälle sehen. Vor uns taucht ein großer Parkplatz auf für die Wanderroute zum Quiraing. Auch dieser Parkplatz ist überfüllt. Wir hingegen schieben unsere Drahtesel zu einem Aussichtspunkt, machen ein paar Fotos und genießen die Sicht auf das Meer sowie die Berge und Felsen um uns. Als wir gerade weiter wollen, kommen zwei junge Männer von hinten und schießen ein paar Fotos. Doch die beiden hören gar nicht mehr auf. In einer Tour werden viele Fotos in unterschiedlichen Posen gemacht. Gut, dass wir nicht so viel Zeit auf Instagram verbringen. Die beiden sind noch immer beschäftigt, da rollen wir bereits die Straße hinunter.

Mit hoher Geschwindigkeit fahren wir bei einsetzendem Regen der Ostküste von Skye entgegen. Dort angekommen geht es in Richtung Süden. Ein Schild nach links macht auf den Kilt Rock Waterfall aufmerksam. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen und lenken nach links ein. Es lohnt sich, die Steine im Meer sehen unter der Wasseroberfläche im klaren Wasser malerisch aus und auch die Küste ist wunderschön. Wieder fällt uns auf, wie unterschiedlich jede Insel ist. Wir genießen den Anblick kurz und fahren weiter, denn unser heutiges Ziel ist der Old man of storr. Während der Fahrt hört es auf zu Regnen, doch der Wind bläst uns hart um die Ohren. Erneut müssen wir aufpassen, das uns der Wind nicht den Lenker verreißt. Ein deutsches Wohnmobil fährt vorbei und das Paar im Inneren guckt uns erschrocken an. Vielleicht sieht das Fahren noch gefährlicher aus, als es sich für uns anfühlt. Es ist zwar anstrengend und wahrlich nicht schön, doch hätten wir die Drahtesel nicht mehr unter Kontrolle, würden wir eine Pause machen. Das nächste Auto rauscht an uns vorbei und das Paar dort im Auto schaut eher belustigt und denkt, wir hätten Spaß. Wir sind etwas irritiert und Kyra vermutet: “Vielleicht denken sie, wir haben Rückenwind?” Wir können keine Gedanken lesen und sind erleichtert als wir um eine Kurve fahren und der Wind uns nicht mehr so stark trifft. In der Ferne können wir bereits den Old men erblicken. Um den Felsen herum hängen dunkle Wolken und nur wenige Sonnenstrahlen bahnen sich in Streifen ihren Weg durch das dichte Wolkendach. Die Stimmung ist mystisch und wir fühlen uns an Mordor von Herr der Ringe erinnert. Als wir den Parkplatz erreichen, nutzen wir zuerst die Toilette und suchen anschließend einen Schlafplatz. Etwas erhöht hinter dem Parkplatz werden wir fündig. Nachdem wir aufgebaut haben gibt es Nudeln mit Pesto und schlafen schnell ein. Gute Nacht.