Tag 94 - Wechsel nach Strandhill (03.09.2024)

Von Mullaghmore nach Strandhill

Der Regen prasselt unablässig gegen die Scheibe, als wir im warmen Bett des Ferienhauses ein letztes Mal erwachen. “Guten Morgen!” grüßt Michi Kyra und dreht sich zu ihr um. “Heute geht es weiter!” macht er deutlich. “Ja”, sagt Kyra noch etwas müde. “Was müssen wir denn alles erledigen?”, fragt sie. Die Liste ist halbwegs lang: Wäsche waschen, packen, Müll rausbringen, Holzstühle und -tisch in die Garage stellen, Kippschalter der Steckdosen auf aus stellen, Warmwasser abstellen, Gas abstellen, abspülen, alle Fenster schließen, etwas Süßes aus dem Geschäft als Dankeschön besorgen, Brief/Gruß hinterlassen… “Bis 14 Uhr könnten wir das schaffen”, sagt Michi motiviert. Doch zuerst genießen wir noch kurz das warme Bett und springen anschließend unter die Dusche. Kyra stellt bereits die Wäsche an, während Michi uns Frühstück bereitet. Doch bei all den Sachen stressen wir uns nicht, sondern machen alles in Ruhe. Denn heute ist es egal, ob wir um 14 oder doch 15 Uhr aufbrechen. Und nach einigen Stunden ist es tatsächlich so, dass wir fertig bepackt um 15 Uhr vor dem Haus ein Selfie mit den Drahteseln für Peter und Colette machen. Dann geht es los!

Zunächst rollen wir den kleinen steilen Hügel hinunter, fahren am Hafen und Strand vorbei, blicken ein letztes Mal zur Classiebawn Castle zurück und verlassen die Halbinsel von Mullaghmore. Auf der geradeaus verlaufenden Straße fahren wir einige Kilometer. Es geht vorbei an Feldern, Bauernhöfen und Wohnhäusern. Dabei nähern wir uns den zwei Tage zuvor mit Peter besuchten Bergen. Ben Wisken sieht noch genauso imposant aus und wir können uns kaum trennen. Nach einer Rechtskurve nähern wir uns Ben Bulben. Der Berg sieht laut Peter aus, als hätte ein großes Tier mit seinen Krallen dran gekratzt. Wir konnten diese Beschreibung sofort nachvollziehen und müssen erneut daran denken. Im Wesentlichen fahren wir die gleichen Straßen, wie vor zwei Tagen, bis wir eine links-rechts Kurve machen und auf einer sehr einsamen Straße uns der Hauptstraße nähern. Die Hauptstraße hat erneut einen breiten Seitenstreifen und so kürzen wir über diese ab. Die Sorge, dass Emils Felge bricht ist noch immer groß und so freuen wir uns über jeden eingesparten Kilometer. Auf der National Road 15 erreichen wir schnell Sligo. Hier sind wir kurz vom Stadtverkehr überfordert, doch wir finden unseren Weg zu lidl, wo wir einen Großeinkauf machen. Ein halber Einkaufswagen ist voll, als wir aus dem Laden zu unseren Drahteseln laufen. Wie soll das nur alles mit? Irgendwie schaffen wir alles zu verstauen und hoffen, dass nun mit dem Extragewicht auch auf den letzten 10 Kilometern alles gut läuft.

Wir rollen vorsichtig aus der Stadt hinaus und müssen kleine Steigungen überwinden. Dann sehen wir zu unserer Rechten das Meer. Wie wir es bereits von der Insel Colonsay und Oronsay kennen, kann man die Insel Coney nur bei Niedrigwasser über eine Straße über den Meeresgrund erreichen. Drei Autos bahnen sich gerade ihren Weg. Hier ist dieser jedoch durch Tonnen gekennzeichnet und der Meeresboden ist tatsächlich trocken. Trotzdem sieht es ein wenig merkwürdig für unsere Augen aus. Dann sind wir oben angekommen und unsere Straße führt uns wieder hinunter. Rasant fahren wir auf Strandhill zu und machen uns bereits Gedanken, wie lange die Rezeption geöffnet sein wird? Immerhin ist es bereits nach 19 Uhr. Doch als wir vor dem Tor des Campingplatzes stehen, sind wir erleichtert. Ein Schild weißt darauf hin, dass die Rezeption von 9:00 bis 21:00 Uhr geöffnet ist. Wir fahren durch die kleine Öffnung und stellen die Fahrräder vor der Rezeption ab. Direkt werden wir freundlich empfangen: “The bike travelers from Germany? You had announced your arrival and have problems with the bikes?” Wir bejahen. “Unfortunately, one package has not yet arrived for you. How long would you like to stay?” fragt der nette Mitarbeiter. Das ist eine gute Frage. Wir tauschen uns kurz aus und entscheiden, dass wir mindestens bis Samstag bleiben müssen, da wir die Mäntel frühestens am Freitag erwarten. Die Auslieferung kann jedoch bis zum Abend erfolgen. Uns wird versichert, dass wir auch spontan verlängern können und wir die siebte Nacht umsonst bekommen. Wie nett und danke! Anschließend wird uns unser Platz gezeigt: “Since you are staying a little longer, we have a really nice place for you. It’s well protected from the wind. You’ll love it!” und als wir den Platz in einer Kuhle zwischen den Dünen erreichen, sind wir tatsächlich begeistert. Der Platz ist groß und nicht leicht einsehbar. Zudem, wie beschrieben, gut windgeschützt und deshalb etwas wärmer als die Umgebung. Perfekt! Schnell bauen wir unser Zelt auf und beginnen die bekannte Abendroutine. Michi kocht im Vorzelt vor Wind und Regen geschützt und Kyra bereitet den Blog vor. Kurz bevor wir die Augen schließen, schreiben wir Colette und Peter noch eine Nachricht: “Hi Colette, we’re now at the campsite in Strandhill. We left your house quite late at about 3 pm. We bought quite a lot at Lidl to “survive” the next few days, writing the blog and celebrating the birthday. Hope you two had a good start into the week. Many greetings to both of you from Kyra as well. Have a nice evening. Kyra & Michael” Dazu schickt er ein BIld, wie Kyra am Laptop in Zelt sitzt, mit der Bildunterschrift: “busy Kyra” – Gute Nacht!