Tag 96 - Suche nach Fahrradgeschäft (05.09.2024)
Kein Fahrtag
Die Sonne scheint auf unser kleines Zelt und im inneren wird es warm. Richtig warm! So warm, dass wir uns entscheiden das Frühstück draußen zu essen. Nach einem schnellen Toilettengang, setzen wir uns raus auf unsere Plane. Es gibt Müsli mit Joghurt und etwas Milch verdünnt sowie Obst. Das neue Müsli schmeckt richtig lecker. Anschließend schreiben wir etwas Blog, damit ein neuer Beitrag online gehen kann, während wir uns gleich auf die Suche nach einem Fahrradgeschäft machen, welches uns helfen kann. Das Blog schreiben und anschließende Duschen dauert so lange, dass wir noch schnell die Reste von gestern Abend zu Mittag essen. Frisch sauber geht es zur Bushaltestelle, wo wir nicht lange warten müssen. Wir bezahlen jeder zwei Euro für die Fahrt und setzen uns auf zwei Sitze nebeneinander. “Oh guck mal Michi, der Bus hat W-Lan und USB-Steckdosen!”, stellt Kyra fest. “Hätten wir das mal gewusst”, antwortet Michi. Während der Bus an Fahrt aufnimmt, schauen wir uns die Gegend an. Es ist nahezu die gleiche Strecke, die wir vorgestern gekommen sind, doch bei diesem schönen Wetter, hat man eine noch viel bessere Sicht. Als wir in Sligo aussteigen, gefällt uns die Stadt sofort.
Ein reißender Fluss fliegt hindurch und Unwuchten sind aufgrund der zahlreichen Steine im Wasser erkennbar. Wir laufen auf direktem Weg zum Fahrradgeschäft und müssen aufgrund der Mittagspause noch circa 15 Minuten warten. Auf dem Parkplatz vor der Eingangstür entdecken wir ein Famine Memorial. Das Bronzedenkmal wurde 1997 im ehemaligen Hafen von Sligo zum 150. Jahrestag des Gedenkens an die schreckliche Hungersnot in Irland aufgestellt. In den Jahren 1847 bis 1851 verließen 30.000 Menschen Sligo, um im Ausland ein neues Leben zu beginnen. Die Fahrt begann genau hier, im ehemaligen Hafen von Sligo. Eine Tafel weist zudem auf zwei weitere Skulpturen in der Stadt hin. Als wir uns gerade noch fragen, wie an dieser Stelle große Schiffe ins Meer ablegen konnten, sehen wir vor uns ein altes Wrack im Wasser liegen. Dann sind es nur noch 2 Minuten bis der Fahrradladen öffnet und wir gehen zurück. Kurz darauf kommen auch zwei Mitarbeiter des Geschäftes aus der Mittagspause wieder und öffnen die Tür. Beide sehen uns nur für wenige Sekunden an und grüßen nicht einmal.
Bereits jetzt haben wir ein schlechtes Gefühl. Wir laufen den beiden jedoch hinterher und Michi beginnt, unser Problem zu erklären. Er verweist auch auf den Anruf von gestern, doch bereits an der gesamten Körpersprache des Verkäufers wird deutlich, hier haben wir keine Chance. Er entschuldigt sich nichtmal und interessiert sich in keinster Weise für unser Problem oder die Tour. Bei der Nachfrage, ob sie denn Nippel für die Speichen oder Felgenband hätten, verweist er uns auf seinen Kollegen. Auch dieser ist zunächst nicht sonderlich freundlich. Zudem hat er erneut schlechte Nachrichten: Nicht einmal Nippel sind im Geschäft zum Kaufen vorhanden und für das Felgenband sollen wir 4 € zahlen. Zur Sicherheit nehmen wir dieses mit. Bevor wir gehen, wird uns noch gesagt: “Try a guy in Strandhill who repairs bikes or the other bike store here in town.” Wir erklären, dass auch der Mann in Strandhill leider keine Zeit für uns hat und wir es bei dem anderen Fahrradgeschäft versuchen werden. Dieses liegt nur ein paar Kilometer entfernt und so nehmen wir direkt den Weg zu “Chain Driven Cycles” auf. Dort angekommen haben wir bereits beim Blick in den Laden ein besseres Gefühl. Hier sieht es richtig nach einem Radladen aus. Der Besitzer des Geschäfts begrüßt uns und hört sich geduldig unser Problem an. Als wir fertig sind sagt er: “Bring me the rims tomorrow, I’ll take a look and center them.” Wahrscheinlich ist er im ersten Moment erstaunt, warum wir uns plötzlich so freuen, doch für uns ist es eine große Erleichterung. Da ist selbst egal, dass wir an Michis Geburtstag nochmals mit dem Bus in die Stadt fahren müssen. Hauptsache die Fahrräder funktionieren wieder und wir können demnächst weiterfahren.
Auf dem Rückweg zur Bushaltestelle statten wir Lidl nochmal einen Besuch ab. Zur Feier des Tages gibt es ein Eis, welches wir ganz in Ruhe am Hafen löffeln. Ein paar Meter weiter befindet sich ein Werkzeuggeschäft, welches wir aufgrund einer Empfehlung von einem Outdoor-Laden aufsuchen und hoffen endlich den passenden Dichtungsring für den Primus-Kocher zu erhalten, doch leider… Der passende Ring ist nicht vorhanden. Da der Bus etwas Verspätung hat, machen wir einen kleinen Spaziergang und laufen ein paar Bushaltestellen weiter. Die Straße führt uns an zahlreichen großen und neuen Häusern vorbei, wodurch wir aus dem Staunen und Gucken nicht herauskommen. Dann wird es ziemlich eng und wir beeilen uns, die nächste Bushaltestelle zu erreichen. Dort warten wir dann doch ein paar Minuten und werden von einem Ehepaar angesprochen, welches im Garten arbeitet. “Fancy a bit of work?” fragt uns der Mann und reicht uns symbolisch die Schaufel entgegen. “Not today! But if we’re stuck here any longer, we’d love to.”, antwortet Michi. Wir kommen kurz ins Gespräch und die Frau erzählt uns, wo sie bereits alles in Deutschland waren. Sie liebt es mit dem Fahrrad in Deutschland unterwegs zu sein und wünscht uns noch eine ganz tolle Reise. Als der Bus kommt, winkt sie ihn für uns und erzählt dem Busfahrer, dass er gut auf seine deutschen Gäste aufpassen soll. Wir sind ein bisschen peinlich berührt und bezahlen die 4 € für die Busfahrt. Schade! Trotz des Spaziergangs haben wir uns keinen Cent gespart. Schnell sind wir zurück in Strandhill. Das Wetter ist noch immer ausgezeichnet und so macht sich Michi direkt an die Arbeit des Umspeichens. Kyra geht zur Küche und bereitet das Essen vor. Es gibt Risotto mit grünem Spargel, Knoblauch und Tomaten. Als Michi mit der ersten Felge fertig ist, kommt er in die Küche und wir genießen das Essen. Es schmeckt ausgezeichnet und vor uns geht die Sonne langsam unter. Auf dem Rückweg zum Zelt machen wir einen kleinen Umweg über den Strand und genießen einen traumhaften Sonnenuntergang. Der Himmel ist blau und die wenigen Wolken werden durch die Sonne orange bis rosa gefärbt. Die Sonne strahlt in ihren letzten Zügen über das Meer und wir sehen den roten Feuerball noch so gerade über die Sanddünen leuchten. Fest nehmen wir uns vor an Michis Geburtstag beim Sonnenuntergang am Strand zu sitzen. Nun verschwinden wir schnell ins Zelt, da es trotz des schönen Wetters ganz schön kalt geworden ist. Dort machen wir uns erneut einen Kinoabend mit Knabberzeug. Gute Nacht!