Tag 97 - Geburtstagskind Michi (06.09.2024)

Kein Fahrtag

“Happy Birthday to you, happy birthday to you” begrüßt Kyra den Morgen. Michi öffnet verschlafen die Augen und sagt “Danke!”. Da wir heute nach Sligo müssen, um die Felgen zum Zentrieren abzugeben, macht er sich trotz seines Geburtstags sofort an die Arbeit und speicht die zweite Felge um. Er hat von gestern bereits so viel Übung, dass es relativ schnell geht. Kyra macht währenddessen Frühstück. Es gibt ein Geburtstagsfrühstück mit Toast, Avocado, Zitrone, Käse, Frischkäse, Erdnussbutter, Marmelade, Honig und Geburtstagskuchen. Der Geburtstagskuchen ist ein aufgepeppter Fertigkuchen. Einmal in der Mitte horizontal durchgeschnitten, wurde er von Kyra mit Marzipan belegt und wieder zusammengeklappt. Zudem hat sie von oben vertikal zweimal in den Kuchen geschnitten und das mittlere Drittel an Teig herausgenommen. Nach einer weiteren Schicht Marzipan zur Begrenzung wurde die Lücke mit Vanillepudding gefüllt und mit karamellisierten Walnüssen bestreut. Als wir probieren, sind wir begeistert: Es schmeckt richtig lecker! Nach dem Frühstück ziehen wir uns an und gehen zum Bus.

Dieser hatte anscheinend Verspätung, denn zahlreiche Personen warten. Als er kommt, steigen wir ein und fahren die bekannte Strecke von gestern nach Sligo. Auch den Weg zum Fahrradgeschäft kennen wir bereits und schaffen ihn ohne uns zu verlaufen oder aufs Handy schauen zu müssen. Bevor wir hineingehen, telefoniert Michi noch mit seinen Eltern. Die beiden gratulieren ihm zum Geburtstag. Der Ladeninhaber erkennt uns sogleich und nimmt die Felgen entgegen. Wir sprechen nicht lang, denn erscheint einiges zu tun zu haben und so sind wir bereits nach wenigen Minuten wieder draußen. Wie gestern schlendern wir kurz durch die Stadt und besuchen den dort befindlichen Lidl. Michi überlegt nicht lange, was er sich zum Abendessen wünscht. “Das gleiche nochmal! Risotto mit Spargel”, sagt er. Also gehen wir zusammen hinein und kaufen neben grünem Spargel noch ein paar weitere Sachen ein. Passend zu Michis Geschmack gibt es Stieleis, welches mit Pistazien und Schokolade ummantelt ist. Als wir den Laden verlassen, steht ein Fahrrad um die Ecke an die Wand gelehnt und ein junger Mann verstaut seine Einkäufe. Wir fragen ihn gleichzeitig: “Where are you from?” und er antwortet: “Germany” Wir wechseln ins deutsche und fragen ihn, wohin es geht. Er erzählt, dass er in Deutschland gestartet ist und sein Weg ihn über Frankreich, Luxembourg, Belgien und die Niederlande führte. Die Niederlande hat ihm sehr gefallen. Von dort hat er die Fähre nach Hull genommen und ist nahezu die gleiche Strecke wie wir bis Inverness gefahren. Hinter Inverness hing ihm jedoch die Zeit im Nacken, weshalb er von dort in den Westen ist und vor zwei Wochen die Insel Skye besuchte. Anschließend ging es an der Westküste entlang bis nach Nordirland. In Nordirland ist er dann nicht der Küste gefolgt, sondern auf schnellstem Weg hier her. Diese Strecke hat ihm nicht so gut gefallen. Überall waren nur Felder und Bauernhöfe, weshalb er sich nun sehr auf die Küste und das Meer freut. Für heute Abend hat er bereits einen Campingplatz gebucht. Leider ist er jedoch nicht auf unserem Campingplatz, sondern auf der anderen Seite der Bucht in Rosses Point. Nachdem wir unser erstes Eis aus der 4er Packung beendet haben, bieten wir ihm zum zweiten Mal ein Eis an und er nimmt dieses an. Wir quatschen noch ein bisschen weiter übers Radreisen, über das Wetter der letzten Tage und anderes. Justin macht sich ein bisschen Sorgen, in Irland wild zu campen und wir tauschen uns über unsere Strategien aus. Gerne wäre er einen Tag mit uns geradelt, doch leider hängen wir weiter fest und hat er bereits den nächsten Campingplatz gebucht. Sein Plan war es ebenso nach Irland zurück nach Wales zu fahren und anschließend über Frankreich nach Spanien zu fahren. Dort möchte er dann etwas Pause machen und die Zeit genießen. Bis Ende des Jahres hat er sich dafür Zeit genommen. Nun will er jedoch nicht zurück nach Großbritannien, da er aufgrund der Jahreszeit ein bisschen Sorgen hat und nimmt direkt die Fähre von Irland nach Frankreich. Seine letzten Pfund tauschen wir gegen 10 € ein, da wir uns weiterhin relativ sicher sind, nach Frankreich über Großbritannien zu reisen. Dann müssen wir unseren Bus bekommen und verabschieden uns. Mit einem Blick aufs Handy stellen wir jedoch fest, dass der Bus immer mehr Verspätung hat. Vielleicht ist es ein Geschenk zu Michis Geburtstag, denn als wir die Bushaltestelle erreichen, steht der Bus, wie durch ein Wunder, doch da und ist bereits sehr sehr voll. Zahlreiche Schulkinder in Schuluniform sitzen im Inneren. Trotzdem passen wir noch hinein und so können wir zurück nach Strandhill fahren. 

In Strandhill angekommen ist es bereits später Nachmittag und da Michi zu seinem Geburtstag noch den Abend ohne Fahrradsorgen genießen soll, schlägt Kyra vor kochen zu gehen, während Michi etwas telefoniert. Doch beim Einpacken der benötigten Lebensmittel stellt Kyra fest, dass die Schokolade im Zelt komplett geschmolzen ist. Eine Banane liegt daneben und so kommt ihr ein süßer Gedanke. Schlemmernd tanken wir ein paar Sekunden später die Banane in die geschmolzene Schokolade. 

Doch dann geht Kyra vor zur Campingplatz Küche und Michi telefoniert mit Freunden und Verwandten. Nach einer Stunde klingelt Kyra bei Michi durch, dass das Essen fertig ist und kurz darauf sitzen wir im Sonnenuntergang am Meer und genießen das Risotto. Nach dem Essen sitzen wir eine Weile still da und hören nicht nur die Wellen rauschen sondern auch das rollen der Steine, wenn das Wasser zurück ins Meer fließt. Es hört sich an, wie lautes knistern von Feuer oder wie das Knarren von frischen Schnee unter den Schuhen. Nur ist es viel lauter. Bei großen Wellen vibrieren sogat die Steine unter uns, was für ein Ergebnis. Während die Sonne immer tiefer sinkt, genießen wir noch Rotwein und etwas zum Knabbern. Ein wunderschöner Abend neigt sich dem Ende zu. Als die Sonne dann schließlich hinter dem Horizont verschwindet und es auf einen Schlag richtig kalt wird, packen wir zusammen und verschwinden im Zelt. Gute Nacht!