Mit Rad und Zelt durch:

Georgien

Hier findet ihr unsere persönlichen Erfahrungen – praktisch, ehrlich und voller Reiselust.

Unsere Reise

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Mit dem Rad quer durch Georgien zu fahren, heißt nicht nur atemberaubende Landschaften und spannende Kultur zu entdecken, sondern auch echte Begegnungen mit Menschen, die dieses Land so einzigartig machen. Von den quirligen Straßen Tbilisis bis zu den stillen Seen im Kaukasus – jede Etappe unserer Reise öffnet neue Türen zu einem Land voller Überraschungen und Herzlichkeit.

Georgien überrascht mit seiner herzlichen Gastfreundschaft, wilden Natur und einer Mischung aus Tradition und modernem Leben – eine Reise, die lange im Herzen bleibt.
Kyra

An- & Einreise

Wir sind von der Türkei aus nach Georgien eingereist – genauer gesagt über den ruhigen Grenzübergang Akhalkalaki–Kartsakhi im Osten des Landes. Die Abwicklung auf beiden Seiten verlief zügig und freundlich. Obwohl wir nur mit dem Personalausweis gereist sind (in die Türkei ein- und ausgereist), war das für beide Seiten kein Problem – es wurde einfach auf einem separaten Blatt gestempelt. Auf georgischer Seite warf ein Grenzbeamter einen kurzen Blick in unsere Taschen, fragte nach Aufenthaltsdauer und Unterkunft. Als wir erklärten, dass wir mit dem Rad unterwegs sind und spontan reisen, war das vollkommen in Ordnung.

Deutsche Staatsbürger:innen benötigten in unserem Zeitraum für Georgien kein Visum, der Aufenthalt ist bis zu einem Jahr visumsfrei möglich.

Neben unserem gewählten Übergang gibt es zwei weitere offizielle Grenzübergänge von der Türkei nach Georgien: Vale–Türkgözü, etwas weiter westlich und ebenfalls relativ ruhig. Und Sarpi–Batumi, der meistgenutzte Grenzübergang an der Schwarzmeerküste. Vor allem Letzterer wird von vielen Radreisenden gewählt – allerdings haben uns andere Radreisende von langen Wartezeiten und stark befahrener Küstenstraße auf türkischer Seite berichtet. Wer landschaftlich schöne Strecken und wenig Verkehr bevorzugt, dem können wir unseren Grenzübergang Akhalkalaki–Kartsakhi empfehlen. Eine Einreise von Armenien ist ebenfalls möglich. Viele Reisende durchqueren dabei zuerst Georgien, da die Grenze zwischen der Türkei und Armenien geschlossen ist. Auch eine Einreise aus Aserbaidschan ist grundsätzlich möglich – jedoch war zum Zeitpunkt unserer Reise die Ausreise von Georgien nach Aserbaidschan nicht gestattet, was eine Weiterreise erschwert. Die Einreise aus Russland erfolgt über den nördlichen Übergang bei Wladikawkas–Stepanzminda (Georgische Heerstraße). Für Radreisende ist dieser Übergang jedoch eher untypisch, unter anderem wegen der bergigen Route und teils schwieriger politischer Lage.

Wer Georgien auf dem Seeweg erreichen möchte: Es gibt eine Fährverbindung über das Schwarze Meer, z. B. von Varna (Bulgarien) oder Constanța (Rumänien) nach Batumi oder Poti. Diese Option wird selten genutzt, ist aber möglich – vor allem mit Fahrrad eine spannende Variante.

Wer auf dem Luftweg anreist, kann internationale Flughäfen in Tiflis, Batumi oder Kutaissi nutzen. Kutaissi wird besonders häufig von günstigen europäischen Airlines angeflogen. Zugverbindungen gibt es aus der Türkei und Armenien – oft aber mit umständlichem Fahrradtransport. Auch Busse fahren regelmäßig über die Landesgrenzen, z. B. mit Metro Turizm oder Ecolines.

Wir selbst sind per Flugzeug ausgereist, von Tbilisi nach Aktau (Kasachstan). Die georgische Airline SCAT bot hierfür eine günstige Verbindung. Der Buchungsvorgang war über die Website unkompliziert. Handgepäck und Aufgabegepäck konnten direkt gebucht werden, das Fahrrad wurde anschließend per E-Mail angekündigt. Hier wurden bereits die Maße des Kartons abgefragt – ein Thema, das man nicht zu spät angehen sollte, da Fahrradkartons in Tbilisi zur Hauptsaison rar sind.

Unser Tipp: Frühzeitig organisieren! Einige Radläden bieten Verpackungsservice inklusive Karton an. Wir haben uns für Hippovelo entschieden – ein sehr kompetentes und hilfsbereites Team, das sich um alles gekümmert hat.

Straßen & Verkehrt

Wir sind ehrlich überrascht: Der Zustand vieler asphaltierter Straßen in Georgien war deutlich besser, als wir erwartet hatten. Offenbar wurde in den letzten Jahren kräftig in die Infrastruktur investiert – vor allem auf den Hauptstrecken rollt es sich angenehm. Abseits der großen Straßen sieht es jedoch anders aus: In ländlichen Regionen führen viele Wege über Schotter, Wiese oder Feldwege. Wer gerne Offroad unterwegs ist, kommt hier definitiv auf seine Kosten – wer lieber auf Asphalt bleibt, muss seine Route mit Bedacht wählen. Radwege sind außerhalb der Hauptstadt so gut wie nicht vorhanden. Erst in Tbilisi haben wir ein ausgebautes Netz gesehen. Generell hatten wir das Gefühl, dass das Radfahren in Georgien im Aufschwung ist. Wir sind georgischen Tourenradlern begegnet und haben sogar einige Teilnehmende eines 600 km-Radrennens getroffen – 40 Stunden „Non-Stop“ durch Georgien!

Was uns jedoch immer wieder herausfordert: der Verkehrsstil. Viele Autofahrende fahren schnell, überholen knapp und hupen viel – oft ohne erkennbaren Grund. Es wirkt chaotisch, manchmal unberechenbar. Auch breite Seitenstreifen sind eher die Ausnahme. Dafür sind viele Nebenstraßen wenig befahren und eignen sich gut zum Radfahren, wenn man dem Trubel aus dem Weg gehen will.

Ein Thema, das man in Georgien nicht übersehen kann, sind die Straßenhunde. Sie sind überall – auf Dorfplätzen, an Tankstellen, in den Bergen. Die meisten sind sehr freundlich, an Menschen gewöhnt und haben uns eher angebettelt als angebellt. Einige sind uns sogar stunden- oder tageweise gefolgt, haben mit uns Mittag gemacht und neben dem Zelt geschlafen. Eine Begegnung, die uns berührt hat.

Zelten

In Georgien wild zu zelten, ist nicht nur erlaubt – es fühlt sich manchmal fast so an, als wäre es sogar erwünscht. Wir haben uns in der Natur sehr wohl gefühlt und meist problemlos schöne Plätze gefunden, besonders an Seen oder in abgelegeneren Regionen. Die Menschen begegneten uns dabei durchweg offen und gastfreundlich: Am ersten Abend wurden wir sogar spontan von einer Familie zum Übernachten eingeladen. Später luden uns andere zum Abendessen ein, als sie uns mit dem Zelt entdeckten – das Gefühl willkommen zu sein, war fast überall spürbar.
Rechtlich ist Wildcampen in Georgien tatsächlich erlaubt, solange man nicht auf Privatgrund zeltet und die Umgebung respektvoll behandelt. Auch in Nationalparks ist das Übernachten möglich, allerdings oft nur in ausgewiesenen Bereichen oder nach Anmeldung. Mit ein wenig Achtsamkeit steht einer Nacht unter freiem Himmel also kaum etwas im Weg.

Ein Hinweis, gerade für Touren durch den (Kleinen) Kaukasus: In einigen Gebirgsregionen leben Bären. Wir selbst haben keine tierischen Begegnungen gehabt – außer mit Straßenhunden, die uns häufig bettelnd bei Essenspausen besucht haben oder uns kilometerweit gefolgt sind. Trotzdem gilt in Bärengebieten: Essen und Hygieneartikel am besten mindestens 100 Meter vom Zelt entfernt lagern und nicht im Zelt essen. So bleibt die Nacht ruhig – für Mensch und Tier.

Insgesamt war Zelten in Georgien für uns nicht nur unkompliziert, sondern oft auch einer der schönsten Teile des Tages. Mit Blick auf den Sonnenuntergang am See, mit einer warmen Mahlzeit in der Hand – und dem Gefühl, dass genau hier gerade alles richtig ist.

Unterkünfte

Übernachtet haben wir in Georgien unterwegs im Zelt oder bei Einheimischen zu Hause – nur in der Hauptstadt Tbilisi gönnen wir uns eine feste Unterkunft. Die Auswahl dort ist groß: Hotels, Hostels, Gästehäuser und Airbnb gibt es in allen Preisklassen. Selbst zentral gelegene Unterkünfte sind oft deutlich günstiger als in Deutschland, und wer etwas abseits des Stadtzentrums sucht, findet noch günstigere Angebote. Es war kein Problem zu zweit etwas spontan während der Hauptsaison zu buchen. Für unsere Unterkünft zahlten wir im Zentrum circa 30 €/Nacht zu zweit. 

Versorgung

Lebensmittel bekommt man in Georgien fast überall – die Frage ist nur, wo. In Tbilisi fühlt es sich an, als gäbe es an jeder Ecke einen Supermarkt, besonders oft die Kette Spar. Allerdings ist die Ausstattung dieser Märkte oft überraschend einseitig: viel Softdrinks, Alkohol und Süßigkeiten, dafür nur eine kleine Auswahl an frischem Obst und Gemüse. Häufig mussten wir erst im Laden spontan entscheiden, was wir kochen – einfach, weil die Zutaten für geplante Gerichte sonst oft fehlten. Wer wirklich frisches Obst und Gemüse sucht, wird an Straßenständen fündig. Hier bekommt man süße Trauben, aromatische Tomaten oder saftige Pfirsiche – meist direkt von den Produzent*innen. Brot kauft man am besten in traditionellen Bäckereien, die in Tonöfen backen. Dort gibt es fast ausschließlich Brot, während Chatschapuri (Käsebrot) eher in speziellen Bäckereien angeboten wird – dort wiederum selten das klassische, einfache Brot. Brot, Obst und Gemüse sind in der Regel sehr preiswert, Supermärkte dagegen oft etwas teurer.

Georgien hat eine tief verwurzelte Trinkkultur. Bier, Wein und Tschatscha (ein hochprozentiger Tresterbrand) sind allgegenwärtig – oft hausgemacht und nicht gerade sparsam eingeschenkt. Besonders Wein ist ein kulturelles Herzstück: Georgien gilt als das Geburtsland des Weins, mit einer Tradition, die über 8.000 Jahre zurückreicht. In vielen Regionen lohnt sich der Besuch eines Weinguts, wo Weinproben meist von gutem Essen begleitet werden.

Wasser ist in weiten Teilen des Landes problemlos trinkbar, vor allem auf dem Land und an den vielen öffentlichen Trinkwasserbrunnen in den Bergen. In Tbilisi und Batumi sollte man jedoch vorsichtig sein – hier ist abgefülltes Wasser oder ein Wasserfilter empfehlenswert.

Die georgische Küche ist vielseitig und sättigend. Neben Chatschapuri und Chinkali (gefüllte Teigtaschen) sind auch Mtsvadi (gegrillte Fleischspieße) sehr beliebt, oft begleitet von frischen Kräutern, Salaten und Walnusssaucen. Wer es deftig mag, wird hier glücklich – und nach ein paar Tagen vermutlich ein kleines Käse- und Brot-Fanclub-Mitglied.

Radreisende sollten zur Versorgung auch Fahrradwerkstätten im Blick haben: Auf dem Land sind diese nur vereinzelt oder gar nicht vorhanden. In Tbilisi hingegen gibt es eine größere Auswahl guter Werkstätten. Reparaturen werden in der Regel sorgfältig durchgeführt, jedoch sind oft nicht alle gewünschten Ersatzteile in der passenden Marke verfügbar – besonders, wenn es um Felgen oder spezifische Komponenten geht.

Menschen & Begegnungen

Unsere wenigen Fahrtage in Georgien waren reich an Begegnungen – so reich, dass aus manchen sogar Freundschaften entstanden. Schon am ersten Abend wurden wir spontan zum Essen, Trinken und Übernachten eingeladen. Empfangen wurden wir mit einer Wärme, die uns sofort das Gefühl gab, willkommen zu sein. Die Verständigung klappte dank eines klugen, jungen Dorfbewohners, der gerade seine fünfte Sprache lernte – und mit viel Geduld zwischen uns und der Familie übersetzte.

Im Südosten des Landes wird viel Armenisch gesprochen. Manche älteren Menschen dort können weder Georgisch lesen noch sprechen, sondern nur Armenisch. Übersetzungen sind hier eine kleine Herausforderung: Eine georgische oder armenische Sprachausgabe gab es zu unserer Zeit nicht. Da jedoch viele Menschen Russisch sprechen, funktioniert eine Verständigung oft über die russische Sprachausgabe deutlich besser. Englischkenntnisse sind vor allem bei der jüngeren Generation verbreitet, insbesondere in der Hauptstadt. Auf dem Land hingegen – und bei älteren Menschen – kommt man mit Englisch nicht weit, Russisch dagegen ist durch die gemeinsame Sowjetvergangenheit vielerorts eine Brücke.

Unterwegs wurden wir noch ein weiteres Mal zum Abendessen eingeladen. Vor Tbilisi lernten wir Menschen kennen, die uns herzlich baten, sie dort zu besuchen. Die Gastfreundschaft – besonders auf dem Land – ist beeindruckend. Wie so oft unterscheidet sich das Bild in der Hauptstadt: Hier erlebten wir die Menschen eher gehetzt oder ein wenig übersättigt vom Tourismus.

Kosten & Budget

Georgien ist für Reisende, vor allem auf dem Land, vergleichsweise günstig. Wir haben dort im Schnitt zwischen 15 und 20 € pro Tag ausgegeben – inklusive Essen, Trinken und gelegentlicher Kleinigkeiten. In der Hauptstadt Tbilisi sah das anders aus: Die Preise klettern hier deutlich nach oben, besonders in Restaurants, Unterkünften oder bei Freizeitaktivitäten.

Gezahlt wird in Lari (GEL). Bargeld ist vor allem auf dem Land wichtig, da Kartenzahlung dort nicht überall möglich ist. In den Städten dagegen kann man in den meisten Geschäften, Restaurants und sogar in vielen Taxis bequem mit Karte zahlen. Geldautomaten gibt es in den größeren Orten ausreichend, und oft sogar mit der Möglichkeit, direkt Euro oder US-Dollar abzuheben.

Für viele Dinge im Alltag sind die Preise niedriger als in Deutschland – etwa für Brot, frisches Obst oder Gemüse. Importierte Waren, internationale Markenprodukte oder Alkohol in Bars und Restaurants können dagegen ähnlich viel oder sogar mehr kosten als zuhause.

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