Fahrrad-Weltreise - Von Valley Camping nach Tétouan
Mittelmeer
14.01.2025 - Tag 227
Wir wachen früh auf und packen unsere Sachen zusammen, während es draußen noch dunkel ist und die Welt um uns herum tief schläft. “Holt ihr mich bei der Toilette ab?” sagt Kyra und eilt bereits mit ihrem Drahtesel voraus. Die Toilette liegt neben dem Ein- bzw. Ausgang. Tim, Angela und Michi gehen ein paar Minuten später nach vorne und warten auf Kyra, die währenddessen auf Toilette ist. Anschließend öffnen wir das Tor und verschwinden langsam in Richtung Straße. Zum Glück haben wir bereits gestern gezahlt. Das tägliche Leben in Marokko scheint von der Uhrzeit her etwas später zu starten. So hätten wir eine Weile warten müssen, um bezahlen zu können. Die Route beginnt sogleich mit einer steilen Auffahrt. In gewohnten Schlangenlinien fahren wir hinauf. Als wir an einer Abzweigung stehen, entscheiden wir uns gegen die vorgeschlagene Strecke von Komoot. Das letzte Mal, als wir nicht der Hauptstraße gefolgt sind, landeten wir jeweils im Nirgendwo. Aus diesem Grund haben wir gesagt, wir lernen daraus und folgen den sowieso leeren jedoch gut asphaltierten Straßen. In diesem Fall müssen wir zwar einige Höhenmeter mehr in Kauf nehmen, aber wir wissen nicht, was uns auf der Schotterpiste erwartet hätte. Während wir weiter hinauf fahren, ist die Sonne allmählich komplett aufgegangen und einige Hunde kläffen uns vom Straßenrand an. Manche bewachen Grundstücke und andere leben in Rudeln auf der Straße. Dann wird es endlich flach, bis die erlösende Abfahrt kommt.
Rasant geht es hinunter und wir genießen den Wind, der uns leicht zu stoppen scheint. “Da ist das Meer! Ich sehe Meer”, ruft Kyra schließlich und zeigt mit dem Finger in die Ferne. Bevor wir das Meer jedoch tatsächlich erreichen, fahren wir zunächst durch viel Landwirtschaft und der Stadt Oued Laou entgegen. Spontan suchen wir einen Supermarkt auf und kaufen 5l Wasser sowie eine große Cola. Als Michi den Wasserkanister öffnet knackt oder zischt es nicht. Zunächst denken wir uns nicht viel dabei und füllen all unsere Wasserflaschen auf. Als der Verkäufer jedoch andeutet, dass er gerne den Kanister zurück haben will, wird uns klar warum… Dieser wurde nur mit Wasser abgefüllt. Für die Marke und das darauf versprochene Wasser haben wir anscheinend nicht gezahlt. Etwas ärgerlich und wir fühlen uns ein bisschen hinters Licht geführt, aber egal. Hauptsache wir haben Wasser und hoffentlich vertragen wir dieses. Kyra, die bereits seit heute Morgen Durchfall hat und sich nicht ganz so gut fühlt, wird dafür leider kein Indikator sein. Wir fahren weiter und kurz bevor wir ans Meer gelangen, führt uns die Straße einen Hügel hinauf. Oben angekommen machen wir Pause und Angela findet ein schönes Plätzchen zwischen Olivenbäumen im Windschatten der Berge. Wir naschen Brot von gestern und essen einige Reste. Dann geht es auch schon weiter. Die Küstenstraße führt uns im Gegenwind hinauf und hinab. Immer wieder können wir bereits Blicke auf unser heutiges Tagesziel Tetouan erhaschen, doch noch ist die Stadt in weiter Entfernung. Wir glauben bereits nah an ihr zu sein, da geht es erneut hinab und hinauf. Jede Bucht nimmt die Straße mit und in jeder Bucht befindet sich ein Ort, durch welchen wir fahren. Ein einem macht die Straße eine besonders lange Kurve und wir kommen ohne halten zu müssen durch eine Polizeikontrolle. In einer anderen Bucht werden wir von zwei kleinen Kindern aus dem Fenster angefeuert und fahren mit dadurch großer Motivation den nächsten Hügel hinauf. Dann kommen uns bei einer Abfahrt zwei Bikepacker entgegen, wovon die Frau auf dem Fahrrad komplett verhüllt ist. Kurz darauf übersieht ein Auto glatt Michi und drängt diesen somit ziemlich ab. Trotzdem er durch schnelles Handeln Glück gehabt hat, ist ihm nun erstmal alles zu viel. In die Stadt möchten wir jedoch alle nicht und so suchen wir einen Supermarkt oder ein Restaurant mit Internet auf. Unsere erste Idee ist Mc Donalds. Angela hatte gesehen, dass dieser in der Nähe vom Flughafen ist.
Kurz bevor wir dort ankommen, sehen wir jedoch ein Carrefour und Burger King. Normalerweise hat der französische Supermarkt ebenfalls WLAN und Toiletten, weshalb wir es zunächst in diesem versuchen. Die Toiletten sind sauber, doch WLAN scheint es nicht zu geben. Aus diesem Grund gehen wir zu Burger King. Um das WLAN nutzen zu können, müssen wir uns etwas zum Essen bestellen. Während wir unser für marokkanische Verhältnisse sehr teures Essen verspeisen, suchen wir nach Übernachtungsmöglichkeiten. Bisher haben wir einmal bei Einheimischen gefragt, waren einmal Wildcampen, haben ein Hotel und Campingplatz getestet. Heute könnte ein Airbnb dran kommen. Und tatsächlich finden wir für 4 Personen ein nettes Airbnb für gerade einmal 33 €. Perfekt! Doch bevor wir zur angegebenen Adresse fahren, kaufen wir noch schnell etwas bei Carrefour ein. Etwas geschockt über die Preise rollen wir anschließend zur Wohnung.
Wir werden dort vor der Tür sofort erkannt. Ein Wachmann kommt auf uns zu und übergibt uns den Schlüssel der Wohnung. Er zeigt uns diese schnell und ist ebenso schnell wieder verschwunden. Die Wohnung ist zwar klein und übersichtlich, für uns vier jedoch vollkommen ausreichend. Zudem ist sie sauber und mit einer Waschmaschine gut ausgestattet. Auch wenn wir erst vor wenigen Tagen in einem Hotel waren und dort via Hand gewaschen haben, lassen wir es uns natürlich nicht entgehen die Waschmaschine zu nutzen. Sofort wird eine gemeinsam angestellt und eine zweite mit Handwäsche soll folgen. Während die Waschmaschine ihre Arbeit macht, fangen wir an zu kochen. Es gibt verschiedenes grünes Gemüse mit einer Erdnuss-Kokosmilch-Soße, dazu Reis. Es schmeckt köstlich und Tim isst mit Kyra sogar noch alles restliche auf. Mit Duschen, einer Kostenaufstellung wer von uns Pärchen jetzt eigentlich wie viel ausgegeben hat und der morgigen Routenplanung, ist der Abend schnell gefüllt und wir fallen müde ins Bett. Wir sind gespannt, was der morgige Tag und die Rückreise nach Spanien bringen wird. Gute Nacht!