Fahrrad-Weltreise - Von Aljaraque nach Corredor verde del Guadiamar (Sanlucar)
Tim und Angela
06.01.2025 - Tag 219
Der Wecker klingelt um 7 Uhr, doch es fühlt sich einfach noch zu früh an. In Portugal hätten wir es gerade 6 Uhr, weshalb wir uns erlauben nochmal die Augen zu schließen. Um kurz vor 8 Uhr wird es dann jedoch Zeit. Michi schreibt Tim und erfährt, dass die beiden sich gleich auf den Weg machen. Sie wollen uns hier abholen, also wird es Zeit aufzustehen. Wir schälen uns aus den Schlafsäcken und packen alles ein. Etwas geekelt ziehen wir unsere nassen Sachen wieder an und bauen das Zelt ab. Dabei läuft bereits der erste Spaziergänger an uns vorbei. “Was wird er dahinten gemacht haben”, fragt Michi irritiert, nachdem der Mann wieder an uns vorbei gelaufen ist. “Vielleicht war er auf Toilette?” meint Kyra, doch wir werden es nie erfahren. Zum Glück ist der Himmel blau und die Sonne wirft ihre ersten warmen Strahlen auf uns hinunter. Das scheinen auch andere Radbegeisterte zu nutzen, denn zwei Rennradfahrer düsen an dem Fahrradweg neben uns, an uns vorbei. Als wir gerade noch die letzten Taschen packen und rumräumen erreichen Tim und Angela unseren Zeltplatz. Nach 3 Tagen getrennt fahren, geht es nun zusammen weiter. Auf den ersten Metern des super Radweges nach Huelva tauschen wir uns über die letzten Tage und unsere Erlebnisse aus. Viele Stellen sind wir gleich gefahren, manche jedoch auch unterschiedlich. In Huelva angekommen schlängeln wir uns durch den Stadtverkehr und folgen anschließend wenig befahrene Autostraßen. Der Wind steht dabei perfekt und pustet uns nach vorne. Dadurch purzeln die Kilometer schnell. In Niebla wird es Zeit für eine Pause. Wir finden eine Bank und breiten uns zu viert auf dieser aus. Bei uns gibt es verspätetes Frühstück: Müsli mit Milch. Dann noch eine Banane, Kekse und den Marzipanstollen, den Michis Eltern geschickt haben. Dabei scheint uns die Sonne auf den Rücken. Da wir jedoch noch nasse Schuhe von gestern haben, ist es trotz Sonne etwas kühl. Der Wind ist ebenfalls etwas kälter als die Tage und somit fahren wir schnell weiter.
Es geht leicht einen Hügel hinauf, doch die Steigung ist schnell gemeistert. Im Ort stehen wir plötzlich vor einer Baustelle und müssen die Fahrräder über den Gehweg schieben. Dann geht es durch kleine Straßen auf und ab aus der Stadt hinaus. Bei jeder Kreuzung müssen wir vorsichtig gucken ob ein Auto kommt und dann folgen wir wieder der Autostraße. Kyra, die auf Toilette muss, hat eine öffentliche herausgesucht. Diese liegt kurz vor der nächsten Stadt. Doch als wir davor stehen, ist sie verschlossen. Also fahren wir weiter zum nächsten Ort, wo es erneut angenehm hinauf geht. Nach dem Ort weist ein Schild den Weg nach La Palma aus. Haben wir uns etwa verfahren? Nein, wir nähern uns dem Ort La Palma del Condado. Dieser ist jedoch schnell durchquert. Irgendwann bekommen wir Hunger und Kyra fragt laut in die Fahrradrunde: “Sollen wir noch weitermachen oder wie hier unter Olivenbäumen essen?” Angela ruft spontan “Hier!” und wir bleiben alle ebenso spontan stehen. Der Weg über die Olivenplantage ist so lehmig, dass wir nur mit Mühe drüber fahren können. Kyras Hinterrad blockiert schließlich so sehr, dass sie nur mit Angelas Hilfe nach hinten schieben kann. Wir breiten unsere Zelte und Tarps zum Trocknen in der Sonne aus. Genau in diesem Moment fängt es leicht an zu regnen. Die Suche nach der Übeltäter-Wolke ist schnell beenden. Eine groß graue Wolke schwebt neben uns. Diese sollte jedoch schnell vorbei gezogen sein.
Während Kyra eine Stelle zum auf Toilette gehen sucht, fängt Michi mit Angela und Tim an zu kochen. Zum Glück hört der Regen schon wieder auf. Es gibt bei uns allen Nudeln, das Lieblingsessen aller Radreisenden. Als wir fertig sind, sind die Zelte getrocknet. Perfekt, denn bis zu unserem herausgesuchten Schlafplatz sind es nur noch circa 14 km. Auch die letzten 14 km sind schnell geschafft. Auf der linken Seite sehen wir drei Solarkraftwerke, von welchen insbesondere Michi begeistert ist. Leider scheint die Sonne gerade zu wenig bzw. Es sind zu viele Regenwolken am Himmel, sodass ein cooles Foto mit reflektierender Sonne leider nicht möglich ist. Dafür scheinen wir vollen Erfolg bei der Schlafplatzsuche zu haben. Der herausgesuchte Park ist zwar noch besucht, jedoch nicht zu stark. Als wir den Parkplatz näher unter die Lupe nehmen, staunen wir nicht schlecht. Auf dem Kennzeichen vor uns steht “LER” für Leer. “Die ersten Ostfriesen!”, lacht Kyra laut und Angela stimmt zu. Tim läuft mit Kyra vor zum Camper und tatsächlich ist jemand innen drin. Aus Sorge die Person zu erschrecken trauen wir uns erst nicht zu klopfen, doch als Angela und Michi nachkommen, klopft Angela an der Tür. Eine Frau öffnet und ist im ersten Moment überrascht. Mit so vielen Personen hatte sie anscheinend nicht gerecht. Wir berichten, dass wir vier aus Emden kommen und nur kurz Moin sagen wollten. Die Frau erzählt, dass sie mit ihrem Freund seit Februar unterwegs ist und sie nun noch nach Italien wollen, doch ihr Jahr ist bald rum, dann geht es zurück nach Hause. Ihr Freund sei gerade mit der Gitarre irgendwo im Wald. Da wir nicht weiter stören wollen verabschieden wir uns wieder und begeben uns in den Park auf Schlafplatzsuche. Nach wenigen Metern werden wir auf dem Bretterpfad über den kleinen See von einem Mann mit Hund angesprochen: “Hey! Where are you from?” Wir berichten von unserer Strecke uns er, der sich als Straßenmusiker vorstellt, ist begeistert. Er hatte uns vor ca. 30 km überholt. Früher war er auch mit dem Fahrrad unterwegs, doch nun mit seinem Hund ist es im Camper leichter. Aktuell lebt er in Portugal, aber er scheint viel unterwegs zu sein. Nach einem netten Gespräch verabschieden wir uns und laufen den Weg weiter entlang. Nach kurzem Suchen finden wir hinter einer Art Deich oder langem Hügel eine Grünfläche. Bäume versperren die Sicht auf die Wiese und somit scheint die Fläche perfekt zum Zelten. Wir bauen auf und genießen die lustige Situation von einem Zelt zum anderen zu rufen. Draußen ist es in der Zwischenzeit dunkel und kalt geworden. Als Kyra nochmal raus aif Toilette geht, zittert sie. Das kann ja etwas werden… zurück im Zelt schreiben wir noch Blog und schlafen relativ schnell ein. Gute Nacht!