Fahrrad-Weltreisetag 187 - Willkommen in Portugal (05.12.2024)

Von Vigo nach Carreço

Wir haben in unserer großen Pilgerunterkunft für uns alleine gut geschlafen. Es war ruhig, so ruhig wie noch nie in einer Albergue. Was natürlich bei nur 2 Personen auch nicht so schwer ist. Um 8 Uhr müssen wir die Herberge verlassen, weshalb wir unsere Sachen packen und nach unten zu den Drahteseln gehen. Schnell sind diese bepackt und herausgeschoben. Da niemand da ist, fällt nicht auf, dass wir erst um 20 nach 8 Uhr die Tür nach draußen passieren. Dort setzen wir uns erstmal hin und genießen unser Frühstück, während die Sonne aufgeht. Dabei beobachten wir das Treiben der Stadt. Schulkinder laufen an uns vorbei, ein Mann liefert einer Bar neues Bier und zahlreiche Hunde werden Gassi geführt. Ein Hund sticht dabei heraus, wie er einem kleinen Ball hinterher jagd, den sein Herrchen immer wieder weg tritt. Als wir einpacken uns los radeln bekommen wir ein paar Regentropfen ab, doch noch scheint sich das Wetter zu halten. Wir müssen zunächst eine kleine Steigung hoch, damit wir dem Ende der Stadt näher kommen. Als wir die Steigung wieder herunter fahren, kommt uns eine große Schulklasse entgegen. Die Kinder machen alle ein Zeichen zum Hupen und gucken uns erwartungsvoll an. Als wir klingeln jubeln sie alle, als wären wir stars und sie unsere größten Fans. Wir und auch die Lehrer*innen müssen lachen. Mit guter Laune folgen wir der Straße und verlassen langsam die Stadt.

Unsere Route führt uns auf eine Hauptstraße, die am Rand einen guten Fahrradweg hat, um entspannt Fahrrad zu fahren. Zwischendurch werden wir immer wieder von der Straße weg geleitet, nur um kurze Zeit später wieder zurückzukehren. In Canido ist beispielsweise eine solche Stelle. Mit Kraft radeln wir in das Örtchen empor, nur um wieder hinunterzufahren. Dabei sehen wir jedoch einen großen Steinhaufen der Pilger des Camino Portugues und ein Schild, welches den Eurovelo 1 ausweist. Wir freuen uns sehr, nach so langer Zeit zurück auf dem EV 1 zu sein. Der Weg hat uns bereits in vielen Ländern begleitet und in Portugal wird es wahrscheinlich das letzte Mal sein, denn hier endet der Atlantikküstenradweg (EV1). Wir folgen weiter dem Fahrradweg, der gleichzeitig der Camino ist und bewundern dabei das Meer.

Michi ist von den großen Wellen beeindruckt und immer wieder können wir Fischer beobachten. Am Ufer stehen zahlreiche Windmühlen, die unseren in der Machart gar nicht ähneln. Das finden wir spannend und überlegen, wie hier wohl die Blätter angebracht waren? Dann benötigen wir eine Pause. Leider kommen immer dann, wenn man Bänke sucht, keine. Also machen wir es uns auf der Fahrbahnbegrenzung der Hauptstraße an einem Rastplatz gemütlich. Es gibt Baguette mit Frischkäse, Gurke, Tomaten und vielen Gewürzen. Lecker! Während wir sitzen und essen, kommen zwei weitere Radfahrer vorbei, die uns lächelnd winken. Dann fahren wir weiter und erreichen schnell A Guarda, von wo die Fähre nach Caminha in Portugal übersetzen Soll. Wir freuen uns schon sehr, gleich ein neues Land auf unserer Reise zu durchradeln, da erkennen wir, dass die Fähre heute nicht fährt. Der angeschlage Fahrplan scheint aus unbekannten Gründen nicht für den November zu gelten. Kyra ist sauer und weiß nicht wohin mit ihrer Wut, doch wir sind selbst schuld, sind nur wir selbst. Auf der Internetseite finden wir die Angaben. Somit hätten wir einfach besser gucken müssen. Es hilft nichts, wir haben nur die Möglichkeit zur nächsten Brücke zu fahren. Ein Umweg von circa 30 km. Zum Glück ist es weiterhin relativ flach, nur der immer wieder leicht einsetzende Nieselregen nervt uns. Der Weg zur Brücke führt zunächst weiter über eine Hauptstraße, dann durch Wald und schließlich durch Weinfelder.

Dann sehen wir die Brücke und ein blaues großes Länderschild mit den EU-Sternen und dem Wort Portugal. Wir haben es geschafft! Wir sind im 8. Land unserer Reise angekommen. Ein schöner Radweg führt uns unmittelbar am Wasser des Grenzflusses Rio Minho zurück an die Küste. Als wir beiden unseren Gedanken beim Fahren nachgehen fällt Kyra plötzlich ein, dass wir für kurz nach der Grenze einen Übernachtungstipp von Virginie erhalten hatten. Es handelt sich dabei um eine Albergue, die auch Zelte auf Spendenbasis aufnimmt. Das hört sich super an und möchten wir gerne nutzen. Somit liegen noch 20 km vor uns, die wir wahrscheinlich nicht mehr im hellen schaffen. Doch wir kommen gut voran und kurz vorher gehen wir noch schnell einkaufen. Im stehen vor dem Supermarkt teilen wir uns ein Eis und fahren nach Sonnenuntergang weiter. Noch 6 km liegen vor uns. In Afife verlassen Wir die Hauptstraße und fahren auf groben Kopfsteinpflaster den Ort empor. Es ist anstrengend, doch gut machbar, bis wir auf einmal auf einem alten verlassenen Weg stehen. Wir holen die Kopflampen heraus, um noch irgendetwas sehen zu können. Auf dem Boden sind große unregelmäßige Steine, die ein weiterfahren unmöglich machen. Wir müssen über den Weg durch den dunklen Wald schieben. Plötzlich bleibt Michi stehen und fängt an Fotos zu machen. Vor ihm sitzt ein dicker drolliger Feuersalamander und guckt uns an. Er scheint sich Tod zu stellen, denn er bewegt sich kein bisschen. Nach dem Fotoshooting rollen wir weiter und entdecken noch einige in der Dunkelheit. Der Weg wird zwischenzeitlich besser, wir können ein paar Meter fahren und schieben schließlich wieder. Doch vor uns sehen wir bereits Lichter des nächsten Ortes. Hunde bellen aus den Gärten laut, als wir den Ort erreichen. Kurz erschrecken wir uns, doch alle sind eingesperrt. Dann sind wir da! Zum Glück. Was für ein Höllenritt am Ende. Hugo der Inhaber zeigt uns alles und wünscht uns einen schönen Abend. Auf der Wiese für Zelte und Camper steht nur ein weiterer Kölner. Er kocht gerade und wir quatschen kurz. Er kommt aus Deutschland und studiert aktuell In Porto. An diesem Ort ist er häufig um Surfen zu gehen. Er mag die lockere Art und liebt das Gelände. Bei Licht sollen wir uns morgen unbedingt umschauen. Dann verabschieden wir uns, da wir das Zelt aufbauen müssen. Anschließend kochen wir Nudeln und suchen den Gemeinschaftsraum auf, in dem Hugo den Ofen angemacht hat. Der Kölner Student und ein weiterer Mann sind ebenfalls hier. Während wir anfangen zu essen, beginnen wir zu viert ein Gespräch. Der weitere Mann kommt gebürtig aus Indien und arbeitet in London. Er schläft in der Albergue und läuft aktuell den Camino Portugués. Wir tauschen uns über unsere Erlebnisse aus. Er ist beeindruckt und kann selbst eine solche Tour nicht machen. Seine Familie war bereits geschockt, als er ihnen von seinem Plan mit dem Jakobsweg berichtet hat. Aus diesem Grund fragt er interessiert, wie es bei uns so ist. Wir vier quatschen noch bis 22 Uhr, doch dann werden wir alle müde. Wir spülen schnell ab und verschwinden anschließend ins Zelt. Gute Nacht.