Fahrrad-Weltreisetag 190 - Portugisischer Rückenwind (08.12.2024)
Von Maceda nach Quiaios
Das Meer neben uns ist über Nacht nicht ruhiger geworden. Große Wellen brechen bei lautem Rauschen vor dem wunderschönen Sandstrand. Der Himmel darüber ist komplett blau. Keime Wolke steht am Himmel, doch der Wind ist unangenehm stark, wodurch es kühl wirkt. Wir erwachen um 6:30 Uhr durch unseren Wecker in der traumhaften Umgebung. Doch wir sind zu müde und es ist zu kalt, um aufzustehen. Wir bleiben noch eine Weile liegen und genießen die Wärme der Schlafsäcke. Doch wir müssen beide auf Toilette und bekommen Appetit, weshalb wir das Zelt kurz verlassen müssen. Anschließend gibt es ein Müslifrühstück im Zelt. Dabei bemerken wir, dass unser Müsli Vorrat langsam zur Neige geht. Als wir aufgegessen haben, telefonieren wir mit Kyras Mutter und bauen nebenbei langsam ab. Wir machen während des Telefonates zum Ton Bild an und zeigen ihr die Umgebung. Zur Verabschiedung des tollen Schlafplatzes gehen wir beide noch auf Toilette und putzen die Zähne. Dann kann es los gehen.
Wir rollen die paar Meter von gestern zunächst über den Sand- und dann über den Schlammweg zurück. Anschließend fahren wir neben der Straße durch den Wald am Meer auf einem Fahrradweg. Wir überholen einige Jogger, die den Sonntagmorgen für eine sportliche Auszeit nutzen. Dabei mag uns ein mitlaufender Hund besonders und lässt uns gar nicht erst vorbei. Dann läuft er uns halb hinterher, während sein Herrchen ruft. Als wir das Waldstück verlassen folgen wir dem Ria de Aveiro. Mit Rückenwind und im Flachen rasen wir dahin. Fast 20 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit können wir halten, was für uns Mit dem schweren Gepäck gar nicht so einfach ist und nur selten vorkommt. In der Ferne auf der anderen Flussseite sehen wir die Berge von Portugal. Doch an Berge wollen wir noch gar nicht denken. Heute soll es schön flach bleiben und erst morgen wieder hügelig werden. Dabei ist der Untergrund sogar super um Kilometer zu machen. Es ist durchwegs asphaltiert. Mal haben wir einen eigenen Radweg und mal können wir auf dem breiten Seitenstreifen fahren. Michi, der während der Fahrt zum 2. Advent mit seinen Eltern telefoniert, ruft Kyra zu: “Hoffentlich fährt heute die Fähre, sonst müssen wir hier zu dieser Brücke zurück” und schon sind wir dran vorbei gefahren. Doch Kyra hatte sich heute morgen extra informiert. Die Fähre soll fahren. Michi legt auf und wir fahren weiter mit Spitzengeschwindigkeit daher. Es wird nur kurz Pause für ein Foto gemacht, welches ein einsames Boot auf dem Fluss festhält. Plötzlich wird unsere schnelle Fahrt jedoch unterbrochen. Auf dem Radweg liegt ein Baum. “Geht es dahinter überhaupt weiter?”, fragt Michi sehr irritiert. “Ich glaube nicht”, antwortet Kyra genauso verblüfft. Also heißt es drehen und ab auf die Straße. Nur noch wenige Kilometer trennen uns von São Jacinto und somit der Fährfahrt. Der Rückenwind bläst uns rasant in den Ort und trotzdem das Tor zur Fähre geschlossen ist, ist der Ticketautomat zugänglich. Die Fähre scheint zu fahren! Als ein Portugiese ein Ticket für sich, seine Frau und das gemeinsame Auto zieht, scheint die Fährfahrt gesichert, doch wir fragen bei ihm nochmal nach, ob irgendwas am verschlossenen Tor steht. Er verneint und beruhigt uns, dass die Fähre Kommen sollte, auch wenn er zum ersten Mal hier ist. Wir kaufen ebenso ein Ticket und freuen uns, dass die Fahrräder kostenfrei sind. Während wir die 25 min warten, lassen wir die Fahrräder am Fährhaus stehen und suchen einen nahegelegenen Bäcker auf. Die lange Schlange deuten wir als gutes Zeichen und der Geruch aus dem Inneren überzeugt uns. Wir stellen uns an, doch als wir an der Reihe sind, wundern wir uns, dass alle mit Bargeld zahlen. “Do you speak english?” fragt Kyra, doch die Frau schüttelt den Kopf. Michi zeigt auf die Karte und die Frau schüttelt erneut den Kopf. Enttäuscht und weiterhin hungrig verlassen wir die Bäckerei. Der Imbiss nebenan sieht leider nicht so gut aus und somit laufen wir zurück zu den Drahteseln. “Hast du gesehen wie die alle geguckt haben?” fragt Michi. Kyra schüttelt den Kopf. “Als wären wir irgendwelche Dahergelaufenen”, lacht Michi. Als wir Emil und Elias erreichen ist soeben die Fähre angekommen. Zunächst fahren die Autos hinauf, doch dann sind wir an der Reihe. Wir zeigen dem Kontrolleur unsere Tickets, der diese nicht richtig greift weil er abgelenkt ist. Der Wind hingegen ergreift die Papierschnipsel und weht sie davon. Michi ist zum Glück schneller und fängt alle wieder auf. Der Kontrolleur lächelt uns an und winkt uns auf die Fähre. Dort hilft ein weiterer Beschäftigter Kyra mit dem Fahrrad. Unglaublich nett! Wir lassen die Drahtesel erneut stehen und gehen nach oben. Da es draußen sehr windig ist, setzen wir uns nach innen hinter die Glasscheibe. Die Sonne lacht uns von draußen entgegen und wärmt uns. Es ist richtig angenehm. Wir freuen uns über den blauen Himmel, die netten Menschen und einfach alles. Als wir die Fähre verlassen hupt der Portugiese zum Abschied, winkt und zeigt einen Daumen. Wir winken ebenso und müssen vor Freude lächeln. Der Wind treibt uns währenddessen weiterhin von hinten an. Michi, der Möwen während der Fahrt filmt übersieht eine Begrenzung aus Steinen und reibt sich die Tasche vorne rechts auf. Mist! Gut, dass wir jedoch alles zum Flicken dabei haben. Da es erstmal nicht regnen soll, verschieben wir das Flicken auf einen ruhigen Moment. Trotzdem brauchen wir eine Pause. Wir haben Hunger! Da passt es super, dass wir nach wenigen weiteren Metern eine Bank finden. Diese ist zwar nicht windgeschützt, aber mit dicker Jacke im Sonnenschein ist es gar keim Problem. Wir essen unsere Reste und fahren weiter mit Rückenwind in den Süden. Unser Weg führt am Rio de Aveiro entlang, wo das Meer einiges an Müll anspült. Auf der anderen Seite des Flusses scheint zwischen diesem und Meer ein Tourigebiet zu sein. Die Halbinsel lässt sich nur über wenige Brücken befahren. Links von uns taucht plötzlich ein Auto mit Münchener Kennzeichen auf, doch die Besitzer scheinen am Wasser zu sein, weshalb wir nicht anhalten und weiterfahren. Der Schotterweg endet und der Untergrund wird sandig mit vielen Schlaglöchern. Zum Glück hält der holprige Weg nicht lange an und wir befinden uns nach einem Ort auf einer asphaltierten Straße mitten in einer Dünenlandschaft. Autos dürfen hier nur 30 km/h fahren, was wir zwischenzeitlich durch den Rückenwind ebenfalls fahren, doch im Schnitt kommen wor auf 25 km/h. Verrückt! Ein echtes Vergnügen und der Ausblick über die karge Dünenlandschaft ist ein Traum. Wir haben gute Laune und genießen den Nachmittag.
Einige Kilometer später beginnen wir mit der Schlafplatzsuche. Ein Weg führt rechts zum Meer und wir fahren hinein. Der Schotterweg ist stellenweise kaputt, doch wir kommen gut voran. Am Ende des Weges landen wir am Strand. Das Meer türmt sich zu großen Wellen auf und es ist ganz schön windig, doch wunderschön. Wir rollen ein paar Meter zurück, denn der Boden hier besteht aus tiefem Sand. Mit dem Wind halten unsere Heringe nicht und Sand als Untergrund ist sowieso nicht unser Freund. Hinterm Parkplatz ist jedoch eine kleine Freifläche zwischen den Bäumen, wo wir perfekt das Zelt aufbauen können. An den Bäumen hängen selbstgebastelte Traumfänger und Schaukeln. Auch sind selbstgebaute Bänke und Tische da. Es ist auf der einen Seite ein kleines Paradies im Nirgendwo und auf der anderen Seite so surreal, dass es gruselig wirkt. Ein Baum quietscht dazu bedrohlich, doch wir finden einen Platz, auf den kein Baum fallen sollte. Da die Sonne noch am Himmel steht, trocknen wir zunächst unsere Planen, die seit Tagen nass sind, während Michi diese faltet, sucht Kyra Grünzeug Für unseren Adventskranz. Leider können wir erst heute damit beginnen, da die Natur zuvor zu nass war. Während Michi Nudeln kocht, fängt Kyra an zu basteln. Leider wird es plötzlich schnell dunkel und ohne Sonne ziemlich kalt. Aus diesem Grund verziehen wir uns zum Essen ins Zelt. Der Adventskranz muss morgen fertiggestellt werden, denn nun schreiben wir noch Blog, bis uns die Augen zu fallen. Gute Nacht.