105 - Ende des Regens in Sicht? (14.09.2024)
Von Burren View Point nach Liscannor
Flooppp… „come!“, sagt eine Stimme zu seinen Hund. Die Person ist soeben über eine unserer Abspannschnüre gestolpert. Und kurz darauf folgt eine zweite Person, die am telefonieren ist. „Wir sollten aufstehen“, sagt Michi noch verschlafen. Die Nacht hat es fast ohne Unterbrechung durchgeregnet und auch jetzt fallen mal viele dicke Tropfen oder wenige bis viele dicke Tropfen aufs Zelt. Wenn es für ein paar Minuten weniger wird, hören wir die Wellen am Strand rauschen und den Wind entlang der Dünen pfeifen. Doch wir stehen schön windgeschützt, lediglich dem Regen sind wir ausgesetzt. Michi wirft jedoch den Kocher im Außenzelt an und macht Pfannkuchen. Als wir fertig gefrühstückt haben regnet es noch immer und dieser scheint nicht aufzuhören bis… „Ich glaube… Wir haben wieder Glück. Es ist eine kurze Regenpause, lass schnell abbauen“, sagt Kyra freudig. Und tatsächlich haben wir Glück. Der Regen beginnt aufs Neue, als wir gerade fertig eingepackt haben. Das Zelt ist jedoch trotzdem nass, da es auf die Schnelle natürlich nicht trocknen konnte. Wir bekleiden uns mit Regensachen und nehmen den Kampf aufs Neue auf. Zum Glück beginnt der Tag mit Rückenwind nach Galway.
Es geht die Straße rauf und runter mit einigen verregneten Blicken aufs Meer. In Galway fahren wir eine kleine Runde durch die Stadt, um die Stimmung ein wenig einzufangen. Es ist viel los. Bereits auf der Straße in die Stadt dachten wir uns, dass das schlechte Wetter einige Touristen und Einheimischen in die Stadt führt. Kein Wunder… Die Innenstadt mit Fußgängerzone ist genauso überfüllt, wie die Straße soeben und so werfen wir nur einen kleinen Blick hinein. Es sieht jedoch nett, belebt aus. Wir schlängeln uns durch den Stadtverkehr und erreichen nach einer langen Ampelschaltung Lidl. Kyra rennt zuvor nochmal auf die andere Straßenseite und geht bei McDonalds auf Toilette. Dann wird im frisch eröffneten Lidl eingekauft. Trotz des schlechten Wetters gönnen wir uns ein Eis, welches wir noch vor dem Geschäft zufrieden unter einem Vordach löffeln. Der Regen macht gerade jedoch eine Pause. Pünktlich als wir los fahren, setzt er wieder ein. Als wir die Stadt verlassen wird der Regen immer stärker. Wir schauen uns Villen und andere große Wohnhäuser am Straßenrand an und entscheiden bei Clarinbridge noch ein Kaffeepause zu machen. Zum Kaffee gibt es die Berliner, die Kyra bereits bei Lidl gekauft hatte. Wir genießen unser Mahl und winken vier anderen Radfahrer*innen zu, die an der Hauptstraße an uns vorbei düsen. Ein paar Minuten später folgen wor ihnen und der Regen wird immer unangenehmer. Erneut sehen wir die vier anderen leicht bepackten Radreisenden, wie sie vor einem Hotel stehen und diesmal rauschen wir vorbei.
Bis zum Meer, nach Kinvara folgen wir der Hauptstraße und kürzen den Eurovelo 1 somit etwas ab. Ein schöner neuer Fahrradweg macht uns die Fahrt jedoch leicht, bis wir auf eine Single track road wechseln und die letzte Steigung des Tages vor uns liegt. Die Straße ist auf beiden Seiten von hohen Hecken umschlossen und die Landschaft wechselt zwischen Weide-, Steinlandschaft und kleinen Wäldchen. Nur selten fahren wir an einem Wohnhaus oder Bauernhof vorbei. Eine kurze flache Passage lässt uns kurz aufatmen, bevor es in kleinen Serpentinen den Berg hinauf geht. Nun umgeben uns nur noch große Steinfelder, die durch die typischen Steinmauern unterbrochen werden. Nach neun Kurven haben wir es geschafft und vor uns taucht der Burren View Point auf. Eigentlich hat man hier eine fantastische Sicht über den Burren, ein großes Kalksteingebiet im Nordwesten des County Clare. Auf irisches wird das Gebiet „An Bhoireann“, was so viel wie „der steinige Ort“ bedeutet, bezeichnet. Wir sehen uns in Ruhe um und überlegen wo wir unser Zelt aufstellen können, denn wirklich Lust weiterzufahren haben wir nicht. Wir sind, wie bereits gestern, bis auf die Unterhose nass. Jede kleine Pause bringt uns direkt dazu in der Kälte zu zittern. Da der kleine Parkplatz an der Straße jedoch von der Fläche begrenzt und der Grünstreifen ebenso nicht so groß ist, schaut Michi sich eine alte Steinhausruine an. Während er unterwegs ist, pflückt und isst Kyra ein paar Brombeeren. Plötzlich taucht aus dem Regen ein junger Mann mit Hund auf. Michi, der gerade auf das nicht verschlosse Tor bei der Ruine zu läuft, ist genauso irritiert wie Kyra. „Wo kam er denn her?“, fragt er. „Gute Frage… Wir hätten ihn ja mit den Fahrrädern überholen müssen. So lange stehen wir hier ja noch nicht.“, stellt Kyra fest. Wir beobachten wie er nun rauchend weiter den Berg hinauf läuft. „Da oben kommt doch nichts mehr, oder?“, fragt Kyra weiterhin irritiert. Nach ungefähr 10 min kommt er zurück und wir fragen, ob es okay wäre, wenn wir hier unser Zelt aufstellen. Er lächelt freundlich und antwortet: „it’s okay“.
Schon geht er weiter und wir warten nicht lang. Uns ist unglaublich kalt und wir wollen nur noch in den Schlafsachen. Schnell ist das Zelt im immernoch anhaltenden Regen aufgebaut. Damit uns wieder warm wird, gibt es einen großen Topf Nudeln mit Lachs, Sahne, Knoblauch und viel Käse. Hhmmm… zum Nachtisch essen wir noch die letzten zwei Pfannkuchen und hören zum Einschlafen etwas Hörbuch. Wir unterbrechen dieses, als plötzlich in hoher Geschwindigkeit kein Auto an uns vorbei fährt. Etwas verunsichert schauen wir uns ratlos an, doch in den ganzen Stunden, seitdem wir hier sind, war es das einzige Auto. In Gedanken an Sonnenschein fallen uns die Augen zu… Gute Nacht.