Tag 160 - Radreisefreunde (08.11.2024)
Von Bias nach Capbreton
Wir wachen um 7:00 Uhr mit dem Wecker auf und schließen nochmal die Augen. Als es 20 min später heller wird, werden wir langsam richtig wach und packen die Sachen. Michi fühlt sich stinkig und entscheidet sich draußen sich zu waschen. Draußen sind es circa 10 °C, somit ist es nicht zu kalt, doch durch das eiskalte Wasser frieren wir. Dann hören wir Schüsse. Mittlerweile etwas bekanntes, doch diese sind sehr nah. Schnell trocknen wir uns ab, ziehen uns an und bauen das Zelt ab. Erneut hören wir Schüsse, doch wir entscheiden ganz spontan noch auf Plane zu frühstücken. Der Jäger wird uns schon nicht erschießen. Die Entscheidung bereuen wir schnell, denn noch bevor wir mit dem Frühstück anfangen hören wir die Klingel eines Jagdhundes ganz in der Nähe. Kurze Zeit später rennt der Hund nur 50m von uns entfernt über den Weg und verschwindet erneut im Wald. Auch den Jäger können wir hören, er ruft dem Hund Kommandos zu. Schnell räumen wir wieder alles ein und fangen an die Plane zu falten. Noch bevor wir fertig sind, tritt der Jäger aus dem Wald. Doch er beachtet uns kaum, er guckt uns kurz an und ignoriert uns anschließend. Wie sein Hund zuvor. Dieser rennt bereits das dritte Mal an uns vorbei und beachtet uns in keinster Weise. Sekunden später sind beide verschwunden und auch wir sind startklar. Wir schieben die Fahrräder zurück zum Fahrradweg, schwingen uns hinauf und fahren los. Wir sind froh den Ort verlassen zu haben und wieder unterwegs zu sein. Die ersten Kilometer gehen durch den Wald und sind schnell gemeistert. In Contis les Bains finden wir ein paar Bänke unter hohen Kiefern, wo wir für unsere Frühstückspause anhalten. Es gibt wie fast immer Müsli mit MIlch und einen Apfel. Während wir sitzen und essen, scheint das kleine Dorf erst zu erwachen. Vermutlich sind jedoch eh kaum Leute da, da wir uns bereits außerhalb der Saison befinden. Nur ein paar wenige Leute laufen an uns vorbei und in der Nähe arbeitet jemand im Garten. Ein Bikepacker fährt an uns vorbei, doch er scheint uns gar nicht mitzubekommen. Zwei weitere Radfahrer irren etwas ratlos bei uns herum, bis sie ihren richtigen Weg finden. Als wir unser Müsli fertig gegessen haben, fahren auch wir weiter. Die Aussicht ist wie bereits vor dem Ort und gefühlt seit Tagen. Wir sehen Wald und noch mehr Wald, doch langsam haben wir uns an diese Umgebung gewöhnt. Auch die letzte Nacht war wesentlich besser, als die Nächte zuvor, seitdem wir das Wildschwein gesehen haben. Kyra hat sich mit dem Gedanken jedoch nicht angefreundet, aber abgefunden, dass es hier Wildschweine gibt. Nach wenigen Kurven ruft Kyra von hinten “Achtung, Rad von hinten!” und bei der nächsten kleinen Steigung auf eine Düne werden wir eingeholt. Es ist der gleiche Bikepacker, den wir bereits in Contis les Bains gesehen haben. Er rollt an uns vorbei und wir überlegen kurz ihn anzusprechen. Manchmal sind wir uns nicht sicher, ob die Leute dies mögen. Nach einer kurzen Überlegung, fährt Michi ihm hinterher und die beiden beginnen ein Gespräch. Kyra hat beide kurze Zeit später eingeholt. Giovanni kommt aus Sizilien, doch er hat die letzten 10 Jahre in Australien gewohnt.
Er ist bereits in Japan und Südkorea geradelt und er empfiehlt uns die Länder sehr. Wir hatten bereits gehört, dass man in beiden Ländern gut radeln kann und dass es neue super ausgebaute Radwege gibt, doch als er uns ein paar Bilder zeigt, sind wir trotzdem noch positiv überrascht, wie schön es aussieht. Wir berichten ihm zudem von unseren Touren und tauschen uns über unsere letzten Schlafplätze sowie Orte an denen wir gewesen sind aus. Wir alle drei fanden die Dune de Pilat unglaublich schön. Dann machen wir eine kleine Pause, da auf der rechten Seite ein Trinkwasserspender ist. Wir füllen unsere Flaschen auf und fahren weiter. Im nächsten Ort möchten wir zusammen einkaufen gehen. In Leon finden wir schnell einen Supermarkt. Kyra bleibt draußen und passt auf die drei Drahtesel auf. Giovanni und Michi kaufen ein paar Kleinigkeiten zum Mittagessen. Anschließend setzen wir uns auf eine Bank zusammen in die Sonne und genießen Baguette mit unterschiedlichen Sachen. Giovanni zeigt uns seine Kamera, welche uns sehr überrascht. Schon länger spielen wir mit den Gedanken uns diese zuzulegen, doch der Preis hält uns davon ab. Nachdem wir uns gegenseitig Videos gezeigt haben, starten wir erneut. Wir radeln einige Kilometer und diese fliegen nur so dahin. Schnell erreichen wir Capbreton und somit das Ziel von Giovanni. Als wir gerade zur Düne vor dem Strand hinunterfahren, staunen wir nicht schlecht. Wir sehen für einen kleinen Moment zum ersten Mal die Berge der Pyrenäen. Majestätisch steigen sie empor. Wir rollen ein paar Meter hinunter und müssen einer Dame ausweichen, die mitten auf dem Fahrradweg steht. Ihre Kette scheint herausgesprungen zu sein. Kyra fragt: “Can we help you?” Aber sie scheint kein englisch zu sprechen und ihre französischen Worte können wir nicht verstehen. Wir steigen ab und Michi hilft ihr die Kette reinmachen. 2 min später sitzt diese wieder richtig und die Frau freut sich sehr weiterfahren zu können. Sie bedankt sich mehrmals auf englisch und französisch. Wir fahren ebenfalls ein paar Meter weiter und entscheiden dann zu dritt eine Unterkunft zu suchen. Giovanni findet etwas bei Airbnb. Wir mieten ein kleines Haus zu dritt. Dort angekommens schließen wir zunächst die Elektronik an und gehen anschließend einkaufen. Giovanni lädt uns zu Nudeln ein. Er kocht, als wir zurück sind. Es gibt Nudeln mit Thunfisch und getrockneten Tomaten sowie Knoblauch. Das einfache Gericht schmeckt richtig gut. Wir essen unglaublich viele Nudeln und gehen anschließend duschen. Den ganzen Abend verstehen wir uns gut und führen ausgelasse Gespräche. Schade, dass wir morgen bereits in wenigen Kilometern wieder getrennte Wege fahren werden, da Giovanni ein anderes Ziel hat. Müde gehen wir schlafen, gute Nacht.