Tag 161 - Nach langem Regen

Von Capbreton nach Autevielle-Saint-Martin-Bideren

Regen prasselt auf das Dachfenster über uns. Es hört sich beinahe so an, als würden wir im Zelt liegen, doch mit der Gewissheit geschützt im trockenen zu sein, drehen wir uns nochmal um. Erst als es draußen langsam hell wird und die Uhr 8:00 Uhr anzeigt, entscheiden wir aufzustehen. Michi muss auf Toilette und verlässt somit als erster das warme Bett. Als er von unten wieder kommt, hören wir auch Giovanni langsam erwachen. Er hat die gesamte Nacht unten auf der Couch verbracht. Noch am Abend hat er uns mehrmals versichert, dass er dort gerne schläft und weiß, dass er auch bei uns oben im Schlafzimmer schlafen kann. Wir packen die Schlafsäcke ein und nehmen die noch klamme Wäsche ab. Dann gehen wir runter. Zunächst gibt es Frühstück für uns drei. Wir alle essen Müsli und wir zwei trinken noch einen Kaffee dazu. Anschließend spült Kyra ab und wir packen alles zusammen. Währenddessen haben wir noch nette Gespräche mit Giovanni. Wir tauschen uns aus, wo es heute hingeht, wie das Wetter so wird und was uns sonst noch erwartet. Giovanni überzeugt uns zudem seine Heimat Sardinien zu besuchen. Michi muss daran denken, dass ihm erst vor kurzem eine Fahrradtour durch eine Tropfsteinhöhle auf Sardinien vorgeschlagen wurde. Wenn das nicht genug Gründe sind nach Sardinien mit der Fähre überzusetzen? Am Ende saugt Giovanni noch, wir kontrollieren das Haus, schließen ab und fahren los. Zum Glück hat es mitlerweile aufgehört zu regnen und es zeigen sich sogar blaue Stellen am Himmel. Die ersten 10 Kilometer wollen wir noch gemeinsam fahren, bevor wir vom Eurovelo 1 zum Eurovelo 3 kreuzen. Auf dem Eurovelo 3 sind wir bereits in Schweden und Norwegen gefahren und irgendwie gefällt uns der Gedanke auf einen alten Bekannten zu stoßen. Die ersten 10 Kilometer verfliegt und zum Abschied machen wir noch ein gemeinsames Foto. Dann fährt Giovanni weiter geradeaus und wir links. Bereits nach wenigen Kilometern geht es leicht den Hügel hinauf. Alles bleibt von den Steigungen und Höhenmetern jedoch im Rahmen. Dann geht es eine längere Strecke bergab und wir haben dabei erneut eine Aussicht auf die bevorstehenden Berge. Doch bei uns wird es zunehmend wieder flach, denn wir haben den Eurovelo 3 erreicht und dieser führt nun ein kleines Stück am Fluss Adour entlang. Wir genießen die nun vollkommen andere Landschaft. Wälder sind Feldern gewichen und das Meer dem Fluss. Selbst die Vegetation sieht ganz anders aus. Weniger Nadelbäume und mehr Laub. Dadurch wirkt es plötzlich viel herbstlicher. Zum Glück scheint nach dem Regen letzter Nacht zwischendurch die Sonne und es ist mit 17 °C relativ warm, wodurch es sich für uns eher nach Sommer anfühlt. Am Himmel können wir Kraniche sehen und laut hören. Wir schicken an unsere Rad-Freunde Peter und Annemiek aus der Nähe von Rotterdam, wo wir am Anfang unserer Tour mehrere Nächte und Tage verbracht haben, eine Sprachnachricht. Die beiden sind nämlich aktuell in Deutschland und beobachten dort Kraniche. Nachdem wir unsere Umgebung ein bisschen genossen haben, fahren wir über eine Brücke und entdecken ein weiteres Radreisepaar.

Die beiden machen gerade Mittagspause und wir gesellen uns dazu. Marie und Will sind zum ersten Mal mit einem Tandem unterwegs und wollen bis nach Lissabon und Gibraltar fahren. Anschließend soll es nach Teneriffa gehen und dort hoffen sie auf ein Segelboot nach Amerika. Wie spannend! Vor 2 Wochen sind sie in den französischen Alpen gestartet, doch ihren Job haben sie bereits vor über einem Jahr gekündigt. Ihre erste Reise nach der Kündigung führte sie auf dem Rad in Richtung Osten. Circa 8.500 km haben sie dabei zurückgelegt, aber das reichte ihnen noch nicht, weshalb sie nach kurzer Pause nun dieses Abenteuer starten. So begeistert wir von ihren Plänen sind, so begeistert sind sie von unseren. Wir tauschen uns über Erfahrungen aus und essen dabei unser Mittagessen. Danach wird es Zeit weiterzufahren und da unsere Wege in unterschiedliche Richtungen führen, tauschen wir nur noch schnell unseren Kontakt aus. Dann geht es weiter. Erstaunlich stellen wir auf den ersten Metern fest, dass wir Rückenwind haben. Doch dies bedeutet auch, dass die Regenfront hinter uns uns einholt. Als es anfängt zu regnen, bleiben wir stehen und ziehen seit circa 2 Wochen zum ersten Mal unsere Regensachen an. Zum Glück wird der Regen nicht so stark, dafür jedoch auf einmal die Steigungen. Wir haben den Radweg am flachen Fluss verlassen und müssen einen Hügel hoch strampeln. Wir schaffen das trotz langer Bergpause gut, jedoch kommen wir ordentlich ins Schwitzen. Nach dem ersten Hügel folgt der zweite und dritte. Dann ist es erneut halbwegs flach, aber es wird Zeit einen Schlafplatz zu finden.

Zunävhst macheb wir jedoch noch Fotos an einer alten Eisenbahnbrücke, suchen anschließend auf der Karte in der Umgebung nach einem Schlafplatz und entscheiden noch ein paar Kilometer weiter zu fahren. Bis zur herausgesuchten Möglichkeit, einem Landwirtschaftsweg ins Nichts, halten wir die Augen auf, ob wir bereits früher etwas finden, doch wir entdecken nichts. Auch der auf der Karte gefunde Weg ist kein Glückstreffer, aber immerhin finden wir eine kleine Stelle, wo wir nach Sonnenuntergang im letzten Licht der Dämmerung unser Zelt aufbauen. Der Untergrund ist sehr steinig, weshalb wir etwas Sorge um den Zeltboden haben. Doch vorsichtig klettern wir ins Zelt uns hoffen das alles gut geht. Nach Baguette zum Abendessen, schreiben wir Blig und schlafen ein. Gute Nacht.