
Tag 238 - Von grüner Landschaft in die Halbwüste
Fahrrad-weltreise: Granada nach Guadix
25.01.2025
Wir wachen noch müde auf, als es draußen langsam hell wird. Die vielen Eindrücke von gestern und auch die vielen Schritte haben an uns gezerrt. Zum Glück müssen wir erst um 12 Uhr auschecken und wir haben es nicht eilig, so können wir uns nochmal im warmen und gemütlichen Bett umdrehen. Doch irgendwann muss man sich überzeugen und so stehen wir gegen halb 9 langsam auf. Wir fangen an einzupacken und springen unter die Dusche. Anschließend gehen wir zum Frühstück. Durch gestern können wir bereits abschätzen, was wir gerne essen möchten. Bei Kyra steht “viel Melone” auf dem Plan und bei Michi Churros. Beim Betreten des Frühstückraums nennen wir unsere Zimmernummer, holen uns ein Kaffee und suchen uns den Platz ganz hinten aus. Heute ist es wesentlich voller als gestern. Wir hören unterschiedliche Sprachen, darunter auch deutsch. Zudem scheinen mehr Familien als gestern da zu sein. Neben uns sitzt eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Der Opa organisiert einen Kinderhochstuhl und seine Enkelin grinst ihn freudig an, als sie in diesen gesetzt wird. Für sie gibt es ein Croissant und Ei. Dann ist sie ins Essen vertieft und wir holen uns unser Frühstücken. Auch dabei lassen wir uns Zeit. Erst kurz vor Ende der Frühstückszeiten verlassen wir das Buffet und gehen zurück hoch, um Zähne zu putzen und unsere Sachen zu holen. Michi telefoniert noch mit seiner Schwester und dann werden die Drahtesel gesattelt. Pünktlich zum Check-out fahren wir los. Als wir die Stadt verlassen, kommen uns zahlreiche Rennradler und Mountainbiker entgegen. Manche fahren mit E-Motor, andere ohne. Manche sind schnell, andere langsam. Manche grüßen, andere nicht. Wir biegen links ab und sehen einen Rennradfahrer am Straßenrand Pause machen. Er zückt sein Handy und… “Hat er uns gerade fotografiert?” fragt Kyra wütend. Michi bejaht. Wir fahren jedoch weiter und beschweren uns nicht. Stattdessen hängen wir uns an einen Rennradfahrer ran, der vor uns fährt. Immer wenn es bergauf geht, wird der Abstand größer, doch wenn wir auf einer Ebene sind oder bergab fahren, kommen wir wieder näher. Das Spiel geht eine ganze Weile, bis er sich zu anderen Leuten an einen Tisch in der Sonne vor einem Café setzt. Uns wird freudig gewunken und wir winken zurück.



Dann beginnt der Anstieg. Wir quälen uns eine Steigung im Dorf hinauf und merken anschließend, dass wir auf der anderen Straße hätten bleiben können. Doch nun ist die Steigung wieder angenehmer und wir erreichen einen Stausee. Dieser leuchtet blau zwischen den Bergen hervor. Wir halten an, um ein paar Fotos zu machen, etwas zu trinken und die Schönheit zu bewundern. Radreisefreunde (@zweiaufrad) sind in diesem Moment auf der Fähre nach Marokko und haben WLAN, weshalb sie über Instagram live sind. Wir schalten uns kurz dazu und tauschen uns aus. Dann rollen wir auch schon weiter. Es geht auf und ab, doch die Steigungen sind moderat. Kurz bevor wir die Spitze erreichen , holt uns der Regen ein.



Es regnet zwar nur leicht, doch es ist kalt hier oben und durch die regenfreien Wochen sind wir dies gar nicht mehr gewöhnt. Ehrlich gesagt, haben wir auch einfach keine Lust mehr auf Regen. Also stellen wir die Räder in die Nähe von einem Baum und spannen das Tarp ab. Darunter bleibt es trocken und wird es warm. Wir ziehen uns trotzdem etwas über und essen 3 Tage altes Baguette. Nicht so lecker, aber es muss weg. Dazu gibt es ein Joghurt und Orange. Die Autos, die auf der Straße an uns vorbei fahren, scheinen uns gar nicht zu bemerken. Wir beobachten ein bisschen die Umgebung und den Straßenverkehr, bis es aufhört zu Regnen. Dann bauen wir ab und setzen die Fahrt fort. Die letzten Metet der Steigung sind schnell geschafft und 1297 m (Puerto de los Blancares) erreicht.



Anschließend geht es rasant hinunter. Doch wir müssen plötzlich stark abbremsen, denn auf der Straße stehen Gämse. Zunächst schauen uns diese verwirrt an und dann springen sie den Berg hinauf. Wir sind beide entzückt, denn sie sahen so süß aus. Ein paar Meter weiter haben wir noch einmal das Glück und dann noch einmal. Begeistert fahren wir weiter und erreichen die Stadt La Peza. Ein Mann steht an seinem Auto auf der Straße und grüßt uns nett. Wir grüßen zurück und rollen immer noch mit hoher Geschwindigkeit vorbei. Dann geht es wieder hoch und plötzlich verändert sich die Landschaft.



Die Hügel bzw. Felsen um uns herum sind obenherum rot. Wir fühlen uns wie in einem Western. Der Untergrund ist sandig und überall sehen wir Höhlen im Berg. Wir versuchen die Szenerie mit der Kamera einzufangen, doch das ist gar nicht so einfach. Dann fahren wir durch einen kleinen Ort und erreichen anschließend die Stadt Purollena. Als wir gerade auf die Hauptverkehrsstraße fahren klingelt die Kirchglocke neben uns. Die Straße geht leicht nach oben und wir bewundern beim Hinauffahren weitere Höhlenhäuser sowie einen Fußweg neben der Straße, der fast komplett unter Bauschutt und Müll verschwindet. Die Lichter darüber sehen glänzend neu aus. Von der Straße werden wir bis nach Guadix geführt. Dort führt uns ebenfalls die Hauptstraße durch die Stadt nach oben. Wir folgen ihr uns biegen kurz vor der Autobahn rechts ab. “Wo sind wir denn hier gelandet?” fragt Kyra. Und tatsächlich kann man den Weg unter uns nicht wirklich als Weg oder geschweige denn Straße bezeichnen. Viel eher befinden wir uns in einem ausgespülten, getrockneten Flussbett. Der Sand- und Kiesuntergrund ist so lose, dass wir zum Teil tief einsinken durchtreten. Der Weg führt uns in Schlangenlinien durch den Wald. Am Rand geht es zum Teil in tiefe Gräben oder Hänge ragen empor. Aufgrund der nahenden Dunkelheit fühlen wir uns etwas unwohl.






Doch dann endet der Wald und vor uns breitet sich eine wellige sandige weite Ebene aus. Wir befinden uns in einer Halbwüste. Zum Glück sehen wir im Vorbeifahren rechts einen kleinen Weg. Wit schieben diesen empor und haben den perfekten Schlafplatz für die Nacht gefunden. In der Ferne sehen wir Sierra Nevada und sonst ist nichts außer Staub und wenige Büschel um uns herum. Damit die Heringe nicht aus dem sandigen Boden gezogen werden, holt Michi große Steine und legt sie aif die Heringen. Unter einem versteckt sicj eine große Spinne, sodass wir den Stein lieber liegen lassen. Als wir gerade die Augen schließen hören wir in der Ferne Schüsse. Irgendwo muss ein Feuerwerk sein, doch leider ist es für uns nicht sichtbar. Gute Nacht

