Tag 244 - Eine traumhafte Altstadt

Fahrrad-Weltreise: Javea (kein Radfahren)

31.01.2025

Lesedauer ca. 4 min

Wir wachen auch ohne Wecker pünktlich auf. Daniela scheint bereits wach zu sein, wir hören sie in der Küche. Schnell ziehen wir uns etwas an und gehen ebenfalls hinunter. Bevor sie zur Arbeit muss, möchten wir noch einen schnellen Kaffee zusammen trinken. Auch ihr Freund Alberto ist bereits wach. Auch er muss arbeiten. Daniela arbeitet in der Nähe von Valencia für ein großes Reitzentrum mit verschiedenen Reitplätzen. Sie organisiert große Turniere mit internationalen Teilnehmenden. Alberto ist Zahntechniker und hat die ehemalige Firma von Danielas Vater übernommen. Beide haben viel zu tun und verlassen pünktlich das Haus. Den Vormittag sind wir alleine. Auch, wenn wir es nun bereits so häufig erlebt haben, ist dieser Moment immer wieder faszinierend für uns. Uns wird so großes Vertrauen geschenkt, dass wir in einer praktisch fremden Wohnung alleine bleiben dürfen. Vielen Dank! Wir möchten die Zeit zum Blog schreiben nutzen. Doch… Irgendwie will es heute nicht so wirklich. Wir sind müde, liegen etwas im Bett rum, trinken noch einen Kaffee und genießen das nichts tun. Nebenbei übertragen wir immerhin die Bilder der letzten Tage. So geht der Vormittag schnell vorbei und um 14 Uhr kommt Daniela nach Hause. Wie bereits gestern, holt sie Essen von Albertos Tante von nebenan. Erneut hat sie typisches spanisches Essen für uns gekocht. Es gibt Ofenreis mit verschiedenem Fleisch, wie zum Beispiel spanische Blutwurst. Durch das Fleisch ist das Essen relativ fettig, aber genau das macht es auch so geschmackvoll. Wir könnten uns hineinlegen und finden es unglaublich lecker. Aus diesem Grund essen wir alles auf, was scheinbar eine Besonderheit ist. Die Portion ist einfach so riesig. Doch unsere Freude darüber, traditionelles Essen zu testen, ist so groß. Es begeistert uns sehr und wann hat man schonmal die Möglichkeit dazu? Während wir genießen, unterhalten wir uns gut. Es ist erstaunlich, was für eine große Vertrautheit da ist, obwohl sich Daniela und Michi eigentlich kaum kennen. Die beiden haben sich vor 26 Jahren das letzte Mal in der Grundschule gesehen, doch die Heimat, gemeinsame Erlebnisse und Erinnerungen an eine schöne Kindheit verbinden. Die gemeinsame Zeit wird voll ausgekostet und wir trinken noch einen gemeinsamen Kaffee, da entdecken wir, dass es bereits dunkel wird. Haben wir uns so lange verquatscht? Eigentlich wollten wir noch etwas unternehmen. Also ziehen wir uns schnell dick an und verlassen das Haus. Wir bekommen gerade noch die letzten Sonnenstrahlen ab und sehen wie die Sonne langsam untergeht.

Es ist kalt, doch der Himmel ist sternenklar und die Altstadt von Javea zieht uns gleich in ihren Bann. Viele Bewohner*innen haben an ihren Häusern in den schmalen Gassen Pflanzen aufgestellt. Manche Pflanzen haben ihren Topf schon lange verlassen und klettern die Hauswände empor. Die Altstadt drückt einen gemütlichen Flair aus, der insbesondere am Abend richtig zur Geltung kommt. Viele Bars und Restaurants sind gut belebt, doch unser Weg führt uns zum Heimatmuseum, welches wir besuchen. Im Inneren können wir insbesondere altes Porzellan bewundern, das bei Ausgrabungen gefunden wurde. Auch sind zahlreiche Arbeitswerkzeuge zum Beispiel zur Rosinenherstellung ausgestellt und Traditionen werden erklärt. Vor einigen Bildern im Treppenhaus stehen wir eine ganze Weile. Wir sehen verschiedene Szenen, die die alten Traditionen der Stadt darstellen. Darunter auch ein Feuerstier. Wie auf dem Bild zu sehen, wird bei dieser Tradition ein Stier mit brennenden Hörnern durch die engen Gassen der Stadt getrieben. Dem Stier verbrennen dabei die Haare und Haut auf dem Kopf. Menschen am Straßenrand hetzen den Stier auf. Wir lernen, dass die leidenden Stiere teils für Stunden, bei den erfolglosen Versuchen, die Flammen zu löschen, mit dem Kopf gegen Steinwände und Laternenpfähle rannten. Heute ist der “Toro Jubilo” verboten, doch Stierkämpfe und das Treiben von Stieren (ohne Feuer) durch enge Gassen gibt es weiterhin in einigen Städten Spaniens. Aber auch die alte Tradition der Weintrauben-Herstellung wird dargestellt.

Zum Abschluss unseres Besuches findet Daniela noch die alte Dachterrasse. Von hier oben haben wir einen wunderbaren Blick über die vielen Lichter bei Nacht von Javea. Daniela erklärt uns, dass der Hügel Montgo von Javea wie ein großer Elefant aussieht. Morgen wollen wir ihn uns bei Tageslicht genauer ansehen. Nun heißt es jedoch zurück nach Hause. Wir verlassen das Museum und schlendern auf dem Rückweg noch ein wenig durch die alten Gassen. Im Haus von Daniela und Alberto angekommen machen wir uns sofort ans Abendessen. Es gibt eine Art Gries-Wrap mit spanischen Thunfischsalat und Sardinen. Erneut schmeckt es ausgezeichnet. Nach dem Essen sitzen wir noch lange zusammen.

Wir reden über die bald in Deutschland anstehende Wahl und Politik im Allgemeinen. Zudem vergleichen wir das Renten- und Arbeitlosenversicherungssystem von Spanien und Deutschland. Es ist spannend, sich auszutauschen und bestimmte Lebenssituationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Wir diskutieren viel, lernen unterschiedliche Perspektiven kennen und überdenken die ein oder andere persönliche Einstellung. Als wir weit nach Mitternacht ins Bett gehen, stellten wir fest, dass trotz des anstrengenden Themas der Abend wunderschön war. Glücklich und zufrieden schlafen wir erschöpft ein. Gute Nacht.