Tag 245 - Alte Schulfreunde

Fahrrad-Weltreise: Javea (kein Radfahren)

01.02.2025

Lesedauer ca. 6 min

Erneut wachen wir im Haus von Daniela und Alberto auf. Durch das kleine Dachfenster scheinen bereits die ersten Sonnenstrahlen, doch wir fühlen uns bereits so wohl und angekommen, dass wir uns noch einmal umdrehen. Wir schließen die Augen und genießen die Ruhe. Dann wird es Zeit. Wir springen aus dem Bett, werfen uns etwas über, springen die Treppe hinunter und machen uns einen Kaffee. Daniela und Alberto sind ebenfalls bereits wach. Alberto kommt in die Küche geflitzt, macht sich ein Sportgetränk und verlässt in Eile das Haus. Bevor er uns mit Daniela die Umgebung zeigt, möchte er noch etwas Sport machen. Wir lassen es hingegen gemütlich angehen. Zunächst genießen wir den Kaffee und dann frühstücken wir etwas Müsli. Daniela kommt hinzu und wir stimmen überein, wie nett, der gestrige Abend war. Doch für heute sind politische Themen erstmal tabu, schließlich möchten wir bei der guten Laune bleiben. Wir vertreiben uns die Zeit lieber mit alten Bildern aus der Grundschulzeit von Daniela und Michi. Danielas Eltern sind mit ihr und ihrer jüngeren Schwester ausgewandert, als sie in der dritten Klasse war. Aus diesem Grund gibt es drei Klassenfotos aus der Grundschule, wo die beiden zu finden sind. Suchend schauen wir in die Gesichter von Kindern, die heute bereits Erwachsen sind. Interessiert tauscht sich Michi mit Daniela aus, zu wem man noch Kontakt hat und wer später was gemacht hat. Doch, es gibt auch traurige Dinge zu besprechen. Ein guter ehemaliger Freund aus der Klasse ist bereits vor vielen Jahren verstorben. Michi berichtet von der Beerdigung und dass er viele aus dem Dorf dort das letzte Mal gesehen hat. Zu weit liegt Emden entfernt und auch viele andere sind weggezogen. Mit “Guck mal, er hat immer eine Lederhose an” oder “Hast du eigentlich was von ihr gehört?” geht es weiter. Wie schnell die Zeit doch vergeht. Manchmal würde man diese gerne umdrehen. Doch das Leben geht immer weiter. Aus dem kleinen blonden Jungen in der ersten Reihe ist der erwachsene Michi geworden, der nun auf Fahrrad-Weltreise ist. Wer hätte dies damals gedacht? Als Alberto vom Sport zurück kommt, holt er uns zurück in die Gegenwart. Schnell springen wir nacheinander unter die Dusche und machen uns für den kleinen Ausflug bereit. Mit dem Auto fahren wir den Hügel Montgo hinauf. Die kurvige steile Straße wird uns übermorgen auf dem Fahrrad begrüßen. Oben angekommen parken wir das Auto und gehen die letzten Meter zu den Mühlen “Molins de la plana” zu Fuß. Dort angekommen heißt uns ein fantastischer Blick über Javea willkommen. Das Wetter ist ein Traum. Der Himmel leuchtet so blau wie das Meer und bei all den grünen Sträuchern, kann man kaum glauben, dass heute der erste Februar ist. “In einer Mühle wohnen, das könnte ich mir auch vorstellen”, sagt Kyra als der Blick aus der Ferne zurück zu den Mühlen schweift. Alberto erklärt uns, dass einige der Mühlen im Privatbesitz sind und deshalb nicht zugänglich. Früher wurden diese anscheinend zu einem Schnäppchenpreis verkauft. Die Mühlen, die zur Stadt gehören, müssten jedoch dringend renoviert werden. Aktuell stehen diese leer da und verfallen leicht. Wir schauen in eine Mühle rein, doch viel ist nicht mehr vom einstigen Zweck erhalten. Das Innere ist komplett leer.

Dann gehen wir zurück zum Auto und fahren ein paar Straßen weiter zum Leuchtturm Cabo de San Antonio. Auf dem Weg überholen wir einige Kinder, die alle das gleiche T-Shirt um Halstuch anhaben. Wie Pfadfinder sehen sie aus, doch scheinbar, gehören sie zur Kirchengemeinde. Hinter ihnen bzw. dem Weg, auf welchem sie gehen, geht es hinunter zum Meer. Noch vor wenigen Jahren war hier ein großer Pinienwald, doch beim letzten Waldbrand ist dieser komplett zerstört worden. Heute sehen wir nur noch wenige angekohlte Wurzeln und Baumstämme zwischen den Sträuchern liegen. Als wir unseren Blick erneut über das Meer schweifen lassen, können wir in der Ferne plötzlich Land entdecken. “Das ist Ibiza!”, erklärt Daniela. “Bei richtig gutem Wetter kann man es noch besser sehen. Heute sind da hinten zu viele Wolken.” Und wir entdecken noch mehr. Auf dem Boden vor uns wachsen Lavendel und Rosmarin. Am Lavendel hängen sogar ein paar lilane Blüten. Dann genießen wir nochmal kurz den Panoramablick und fahren zurück in Richtung Javea. Doch bevor wir den Heimweg antreten, fahren wir noch bei einem Grundstück von Albertos Familie vorbei. Es ist das Grundstück, wo sich Daniela und Alberto gerne ihren Traum erfüllen möchten. Den Traum von einem kleinen Haus mit vielen Pflanzen. Vor allem möchten sie Olivenbäume setzen. Bereits jetzt hat Alberto einige Bäume und erstmals eigenes Olivenöl machen lassen. Sobald die von ihnen gewünschte Sorte Olivenbäume wieder erhältlich ist, möchten sie gerne noch mehr pflanzen. Sogar hier bereits auf dem Grundstück. Die Idylle hat jedoch ein Problem aktuell. Ein reicher entfernter Nachbar hat sich am Trinkwasserbrunnen der Nachbarhäuser bedient und eine Leitung zu seinem Haus gelegt. Nun ist der Brunnen nur noch halb voll und reicht nicht mehr für die umliegenden Häuser. Auch hat er bei der Aktion eine historische Entwässerung aus alten Steinen zerstört und das alles unter der Hand, heimlich. Verrückt! Wir bekommen das ganze eher zufällig mit, denn Alberto unterhält sich mit einigen Nachbarn, die gerade draußen unterwegs sind. Eine Nachbarin befindet sich bereits im Rechtsstreit. Wir drücken dennoch die Daumen, dass Daniela und Alberto sich ihren Traum vom Eigenheim zwischen zahlreichen Nutzpflanzen erfüllen können. Auf dem Rückweg nach Hause wird uns erklärt, dass lange Zeit spanische Familien ihr Geld in Grundstücke investiert haben. So besitzt auch Albertos Familie zahlreiche Grundstücke in der Nähe. Einige sind jedoch heute Naturschutzgebiete. Als wir ankommen, macht sich Alberto sofort auf den Weg. Er ist heute zum Paella kochen verabredet.

Wir bekommen in der Zeit etwas ähnliches aufgetischt: Fideua, also Paella nur mit Nudeln, statt mit Reis. Erneut hat Luisa, Albertos Tante, für uns gekocht. Sie kommt kurz mit rüber, als Daniela das Essen abholt. Wir bedanken uns mehrmals herzlich bei ihr und verschenken Ostfriesentee aus unserer Heimat. Es schmeckt einfach alles zu köstlich, was sie zaubert. Zudem dürfen wir uns mit keinem Cent beteiligen und sind komplett eingeladen. Wir fühlen uns bei fast peinlich berührt, so gut können wir es uns gehen lassen. Da wir bisher alles aufgegessen haben und so begeistert waren, hat sie für uns extra noch Nachtisch gemacht. So herzlich, so nett! Und auch heute, schaffen wir wieder die ganze Paella Pfanne. Zu den Nudeln gibt es Meeresfrüchte und insbesondere die Miesmuscheln schmecken fantastisch. Vom Nachtisch hingegen, lassen wir etwas für Alberto und den Abend über. Beim Essen verquatschen wir uns erneut. Wir trinken noch einen Kaffee und Daniela setzt mit Michi das Gespräch über alte Bekannte von heute Morgen fort. Doch wir werden etwas müde und entscheiden spontan eine kurze spanische Siesta zu machen. Nach einer Stunde ist Kyra wieder fit wie ein Turnschuh und Michi doppelt so müde wie zuvor. Doch, wir möchten unseren Ausflug von heute Morgen fortsetzen und die andere Seite von Javea kennenlernen. Mit Daniela fahren wir also nun zu dritt in Richtung Süden los. Sie zeigt uns im Vorbeifahren ihr Elternhaus und wir halten an einer kleinen typischen Bucht mit Sandstrand. Am Strand stehen kleine Holzhäuser, die alt eingesessenen Familien in Javea gehören. Im Sommer ist es hier jedoch so voll, dass kaum noch Einheimische an den Strand kommen. Nachdem uns die letzten Sonnenstrahlen erwärmt haben und die Sonne am Horizont untergegangen ist, fahren wir mit dem Auto die Felsen wieder hinauf. Kyra wird sogar leicht schlecht, so kurvig und steil ist die Straße. Wir sind uns beide einig, mit dem Fahrrad wäre es hier eine Katastrophe. “Da hätten wir schieben müssen!” stellt Kyra überzeug fest. “Das sind mit Sicherheit mehr als 30 %”, ergänzt Michi. So eine steile Straße haben wir auf jeden Fall schon lange nicht mehr gesehen. Nach einem kurzen Abstecher zum Leuchtturm, fahren wir zurück in die Stadt. Als Dankeschön für den tollen Tag, laden wir Daniela auf einen Wein ein. Im Lokas ist es jedoch so laut, dass wir nach zwei Getränken wieder nach Hause fahren. Noch voll vom Mittagessen entscheiden wir uns nur für eine Kleinigkeit zum Abendbrot. Es gibt Oliven, Mandeln, Käse und Schinken. Trotz der Einfachheit, ist es unglaublich lecker. Michi schmecken besonders die Mandeln sehr gut. Den Abend lassen wir erneut bei netten Gesprächen ausklingen. Erst gegen Mitternacht fallen wir alle müde ins Bett. Gute Nacht!