Tag 305 - Tag der wiedergefundenen Dinge

Fahrrad-Weltreise: Campomarzio nach Roccelletta

02.04.2025

Lesedauer ca. 5 min

Die Sonne strahlt hell auf unser Zelt und bei uns im inneren ist es schön warm. Wir erwachen seit Tagen zum ersten Mal wieder mit dem Meeresrauschen und bemerken erst in diesem Moment, wie sehr wir es vermisst hatten. Das Meer ist auf unserer Reise ein ständiger Begleiter, doch schon bald, müssen wir uns von diesem für eine sehr lange Zeit verabschieden. Doch noch genießen wir die Abende und Nächte, die wir an diesem haben. Mit dem Blick nach draußen auf den blauen Himmel und das türkise Meer genießen wir den Morgen eingekuschelt im Schlafsack und mit Müsli im der Hand. Der perfekte Start in den Tag. Mit der Zeit, wird es im inneren so warm, dass es Zeit wird, das Zelt zu verlassen. Dieses Problem hatten wir auch noch nicht häufig auf unserer Reise. Wir packen alles zusammen und lassen die Plane noch liegen, denn heute ist Mittwoch und jeder Mittwoch ist seit Rom Reel-Tag (kurz Video-Tag bei Instagram und YouTube). Somit setzen wir uns mit dem Pulli über Kopf und Laptop gezogen auf die Plane. Zunächst müssen die Foto- und Videoaufnahmen übertragen werden. Aus diesem Grund will Michi die Speicherkarte der GoPro (Aktionkamera) holen. Doch… “NEEEIN!” schreit Michi. Im hohen Bogen fliegt die winzige Karte aus der Kamera und landet… Ja, wo? Im Gebüsch, zwischen hohen Gras, Blumen und Disteln ist sie zum Landen gekommen. Mist! “Ich bin so dumm, warum habe ich nicht besser aufgepasst? Das ist noch nie passiert!” sagt Michi verzweifelt. Auf der Speicherkarte befinden sich die Videoaufnahmen und Fotos der letzten Tage. Somit könnten wir nicht nur kein Reel machen, sondern hätten auch selbst die Erinnerung nicht mehr. Das wäre sehr schade, weshalb wir beide relativ aufgebraucht sind. Doch… Wir versuchen ruhig und halbwegs gelassen zu bleiben. Kyra überträgt die anderen Speicherkarten und Handys, während Michi ausgiebig nach der Speicherkarte sucht. Als alles übertragen ist, fehlt die kleine Karte noch immer. Wir suchen zusammen eine weitere halbe Stunde und denken schon zwischendurch ans Aufgeben, da jubelt Michi plötzlich auf: “hier! Ich habe sie!” und wir nehmen uns freudig in den Arm. Schnell ist auch diese Speicherkarte übertragen und Michi beginnt das einminütige Video zu schneiden, während Kyra Blog schreibt.

Was für eine Aufregung! Doch was ein Glück, dass wir die Karte wiedergefunden haben. Zudem bleibt das angekündigte Unwetter in weiter Ferne. Wir können es beobachten, wie es in Richtung Berge zieht. Erst gegen 13 Uhr sind Wir mit schneiden und hochladen auf Youtube und Instagram fertig. Somit ist zunächst Zeit etwas zum Mittag zu essen und schließlich kann es los gehen. Es ist während unserer Such-, Videoschnitt-, Mittagessenaktion so warm geworden, dass wir richtig Schwitzen. Fast läuft uns der Schweiß vom Gesicht. Den Temperaturwechsel von 6 °C auf 18 °C verkraftet der Körper zwar gut, aber trotzdem ist es ganz schön anstrengend. Als wir jedoch auf den Drahteseln sitzen, den wunderschönen Schlafplatz hinter uns lassen und den Wind in den Haaren spüren, wird es richtig angenehm. Es geht zudem einfach flach daher. Was für ein tolles Fahrgefühl. Zwischendurch müssen wir mit etwas Gegenwind kämpfen, doch zum Glück hält es sich in Grenzen. Wir fahren an zahlreichen geschlossenen Supermärkten vorbei und überlegen schon, ob wir einen Feiertag vergessen haben, doch dann entdecken wir einen offenen Laden. Noch immer sind wir auf der Suche nach Zipbeuteln und zum Glück gibt es sogar zwei verschiedene Größen in dem Supermarkt. Kyra kauft beide Größen und ein paar Kleinigkeiten wie Müsli und Milch. Somit sind wir wieder ausgestattet und können alle Zipbeutel austauschen. Dies ist auch dringend notwendig. Doch wir verschieben die Aktion auf einen anderen Zeitpunkt, denn Radreise-Bekannte, die wir in Portugal getroffen haben, sind heute in Chefchaouen und fahren in Akchour vorbei. Hier wurde Michi vor einigen Monaten, Mitte Januar, der Schlüssel geklaut. Ein Mann hatte ihn gefunden und seine Frau, die sich mit Computern auskennt, Michi als Inhaber ausfindig gemacht, da sein Lebenslauf auf dem Stick gespeichert war. Unsere Radreisefreunde wollen nun für uns den Stick abholen. Leider gestaltet sich die Kommunikation mit schlechtem Netz im Marokko und Sprachbarrieren schwer. Erst glauben wir schon, dass die vier aneinander vorbei laufen und da wir nichts mehr hören, fahren wir bereits mit den Rädern weiter… zweimal halten wir an, um Nachrichten zu verfassen und zu vermitteln, bis die erlösende Nachricht kommt. Annkathrin schreibt, dass sie den Schlüssel mit Stick erhalten hat. Puh… Was für eine Geschichte. Und im Nachhinein, wie witzig! Da wird zwei Radreisenden ein Schlüssel geklaut und ein Marokkaner findet diesen weggeworfen am Straßenrand. Seine Frau macht den Inhaber aus und übergibt diesen fast 3 Monate später an andere Radreisende, die ebenfalls aus Deutschland mit dem Fahrrad gekommen sind, um diesen nun zurück nach Europa zu schleppen und via Post zu versenden. Was für eine Geschichte! Wir sind unglaublich erleichtert und dankbar allen vieren gegenüber.

Nun ist es bereits so spät, dass die Sonne tief am Himmel steht und wir mit der Schlafplatzsuche beginnen können. Vor lauter Suchen und Regeln haben wir jedoch gerade einmal 30 km… Naja, manchmal ist das einfach so. Also treten wir nochmal kräftig in die Pedale, genießen weiterhin das schöne Wetter und bezwingen einen kleinen Hügel. Es geht rasant hinunter über eine Brücke und durch einen Tunnel. Dankbar für die schöne neue Straße, sehen wir unter uns immer wieder die alte Straße, die in Serpentinen jede Bucht raus und runter geht. Wir haben zudem einen breiten Seitenstreifen, sodass das Fahren auf der Hauptstraße sehr ungefährlich erscheint. Nach ein paar Kilometer biegen wir rechts zum Strand ab und finden einen kleinen Pinienwald am Strand. Perfekt für eine ruhige Nacht! Da noch eine kleine Frauengruppe mit Hund unterwegs ist und ein Auto am Parkplatz steht, warten wir mit dem Zeltaufbau und essen Spaghetti mit Pesto. Als alle verwunden und Wir mit dem Essen fertig sind, funkeln bereits über uns dir Sterne und leuchtet der Mond hell. Am Strand läuft ein großes Tier vorbei, welches wir aus der Ferne nur kurz sehen. War das ein Wolf? Ein Hund? Oder doch ein Fux? Wir sind uns einig, für ein Fux oder Vielfraß war das Tier eigentlich zu groß. Die Hüfte und der Hintern erinnerte mehr an ein Wolf an ein Hund, doch Wölfe sind hier eigentlich nur in den Bergen. Wir werden es nicht erfahren. Im Dunkeln spülen wir ab und suchen uns ein Zeltplatz im Wald. Es ist so dunkel, dass wir mit Rotlicht das Zelt aufbauen. Dabei entdecken wir glücklicherweise kein weiteres Tier und schlafen schnell müde ein. Gute Nacht.