Tag 306 - Neue Schuhe!

Fahrrad-Weltreise: Roccelletta nach Cantorato

03.04.2025

Lesedauer ca. 5 min

Es raschelt neben unserem Zelt. Ist es das Zelt im Wind? Oder macht sich da etwa ein Tier an unserem Müllbeutel dran? Kyra braucht ein paar Sekunden, um das Geräusch im Halbschlaf zuordnen zu können, doch dann ist sie mit einem Schlag wach. Da bewegt sich etwas und das etwas mag den Inhalt unserer Tasche sowie des Müllbeutels. “Michi! Wach auf! Da ist etwas an den Fahrrädern”, ruft sie. Mit einem Schlag ist auch Michi wach, der laut ruft, um das Tier zu verscheuchen: “Tschhhh! Weg! Hau ab!”, ruft er, doch das Tier lässt sich kaum beirren. Nur für ein paar Sekunden ist es still, dann hören wir das Kratzen und Knabbern erneut. “Nicht, dass es sich in dir durchbeißt”, gibt Michi zu bedenken, dabei nimmt er die Kopflampe in die Hand. “Ja! Licht ist eine gute Idee”, bestärkt ihn Kyra. Gezielt leuchten wir zunächst innerhalb des Zeltes und anschließend aus dem Inneren vorsichtig nach draußen. Wer weiß, was dort ist? Vielleicht eine Maus, aber vielleicht auch ein Vielfraß. Auf jeden Fall sollten wir vorsichtig sein. Es dauert eine Weile, doch dann scheint das Tier so erschrocken, dass es verschwindet. Wir horchen noch eine Weile und reden etwas lauter, damit es nicht wiederkommt. Es ist 2 Uhr und an schlafen ist gerade nicht zu denken. Erst nach einer ganzen Weile werden wir wieder müde, schließen die Augen und schlafen schließlich ein. Erst am nächsten Morgen, als es bereits hell ist, erwachen wir. Die Sonne steht noch tief am Himmel, aber leuchtet bereits unser Zelt an. Der Himmel ist komplett blau und keine Wolke ist in Sicht. Der Ausblick über den mit Pflanzen bewachsenen Boden im Pinienwald hinüber zum Strand und bis zum Meer ist traumhaft schön. Wir könnten eine ganze Weile so liegen, doch in der Nähe am Parkplatz steht bereits ein Auto und als wir das Zelt verlassen, sehen wir einen Mann mit Rucksack und einen weiteren in Tarnkleidung mit Hund. Erschrocken stellen wir fest, dass es der Förster sein könnte, denn er schmiert etwas an die Bäume. An uns scheint er zum Glück jedoch wenig Interesse zu haben. Damit sich dies nicht ändert, bauen wir schnell ab und schieben zurück zur Straße, wo wir erst einmal frühstücken. Dafür setzen wir uns gemütlich in die Sonne und lassen währenddessen die Solarpanele für uns arbeiten. Michi überprüft nach dem Essen seine Schuhe, die deutlich mitgenommen aussehen. An einigen Stellen hat er versucht sie zu kleben, doch das hat nicht viel gebracht. So langsam fallen sie auseinander. Zum Glück kommt jedoch der Sommer und bereits seit längerem überlegen wir Sandalen zu kaufen. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt? In der Nähe finden wir eine große Sportkette und fahren nach dem Frühstück dorthin. Schnell sind für uns beide passende Sandalen gefunden und gekauft. Perfekt! Anschließend gehen wir noch zu McDonalds , um bei einem Kaffee unsere Laptops und Powerbanks aufzuladen. Zudem nutzt Kyra die Toilette. Dafür nutzen wir solche Fast Food Ketten gerne. Um kurz nach 12 Uhr sind unsere Akkus reichlich voller und wir schwingen uns zurück auf die Drahtesel.

Auf diesen folgen wir der flachen Straße eine ganze Weile. Erst als wir am Straßenrand mit wunderschönem Blick aufs Meer Pause machen, entdecken wir, dass hinter uns eine riesige Regenwolke ist. “OH! Da sind wir scheinbar die ganze Zeit vor weggefahren”, stellt Michi schmunzeln fest. Nicht, dass uns die Wolke jedoch jetzt in der Pause einholt. Deshalb beeilen wir uns etwas und schwingen uns erneut auf die Drahtesel. Beim zurückfahren auf die Straße lassen wir noch einen Traktor vor, dem wir eine ganze Weile im gleichen Tempo folgen. Erst als es bergauf geht, hängt er uns ab. Doch bei der nächsten Abfahrt, haben wir ihn schnell eingeholt. Lachend fahren wir in hoher Geschwindigkeit an ihm vorbei und treten kräftig in die Pedale. Nach der Abfahrt geht es jedoch sofort wieder hoch und Michi sieht bereits im Rückspiegel wie der Traktor immer näher kommt. Im letzten Moment der Steigung überholt er uns und grinst uns an. Wir grinsen zurückgreifen, dann biegt er ab. Was für ein Nettes kleines Wettrennen. Doch das Wettrennen ist schnell vergessen. “HUND”, ruft Kyra von hinten und circa 50 m vor uns läuft eine Hündin mit 6 Welpen über die Straße. Auf unserer Seite bremsen die Autos, doch links ist es zu spät. Erst wird ein Welpe angefahren und dann ein zweiter, der den Unfall nicht überlebt. Schockiert tragen die Insassen des Autos das tote Tier an den Straßenrand und als wir vorbeifahren, sehen wir nur noch rote Stellen auf dem Asphalt. Die Hunde-Mama steht verstört auf der linken Seite, während die Welpen auf der anderen Seite stehen. Die Männer des Unfallautos versuchen die Hundedame zu ihren Jungen zu treiben, doch sie regt sich nicht. Geschockt fahren wir an der Szenerie vorbei, weiter auf der Straße. So schnell kann es passieren. Der Gedanke beschäftigt uns eine Weile. Dabei fahren wir immer weiter zurück in Richtung Meer über die nun wieder flache Straße. Bei einem Conad (italienischer Supermarkt) machen wir noch einmal Pause mit einem Eis. Dabei suchen wir bereits nach einem möglichen Schlafplatz und finden über Google Maps einen scheinbar abgeschiedenen Strand. Super! Das soll unser Ziel Für heute sein. Wir folgen weiter der Straße und biegen in eine Seitenstraße ein. Zwei Hunde, die sich soeben noch in der Sonne ausruhen, springen auf und begrüßen uns mit bellen. Wir bleiben mittlerweile fast routiniert stehen und schreien den Hund an. Auch die beiden hören auf uns nach zu jagen. Nach wenigen Sekunden wird auch das Bellen leiser und wir können vorsichtig weiterfahren. Nach wenigen Kilometern erreichen wir den kleinen Landwirtschaftsweg zum Meer. Er hat einen schlechten Untergrund und viele Stellen sind von tiefen dunklen Pfützen bedeckt. Es ist eine kleine Überraschung bei jeder Pfütze aufs Neue, wie tief diese ist. Doch wir schaffen es sicher hindurch und werden dabei von den zahlreichen bunten Blumen zu beiden Seiten verzaubert. Am Ende des Weges erreichen wir einen menschenleeren weitläufigen Sandstrand Mit Pinienwald im Hintergrund. Es ist ein wahrer Traum. Sofort testen wir mit den Füßen das Wasser und schauen uns in der Umgebung um. Die traurige Seite an diesem italienischen Traumstrand ist der Müll. Überall, auf jedem Meter, finden wir etwas. OP-Masken, Plastikflaschen oder Glasbehältnisse, es liegt einfach so in der wunderschönen Natur. Trotzdem finden wir einen Platz zum Zelt aufbauen. Unweit entfernt steht ein kleiner Traktor, mit dem sehr wahrscheinlich ein Boot ins Wasser gelassen wurde. Das einzige Boot am Horizont befindet sich gar nicht so weit entfernt und Kommt mit hoher Geschwindigkeit näher. Aus diesem Grund warten wir das noch kurz ab und bauen anschließend unser Zelt auf. Der Himmel färbt sich währenddessen bereits immer dunkler und in der Ferne hängen tief schwarze Regenwolken. Es sieht bedrohlich nach einem Unwetter aus. Doch wenige Minuten später bleibt es bei etwas Regen und Wind. Keine Sorge zur Unruhe, der Schlafplatz scheint weiterhin perfekt. Als es bereits düster ist, beobachten wir noch zwei Fischerboote auf dem Meer, die sich für uns gar nicht zu interessieren scheinen und schlafen nach etwas naschen im Zelt, schnell ein. Gute Nacht.