
Tag 313 - Albanien - Land Nummer 11!
Fahrrad-Weltreise: Mittelmeer nach Vlora
10.04.2025
Die Fähre schaukelt sanft von einer zur anderen Seite und vibriert dabei beständig. Michi liegt noch immer auf seinem Sessel, der mit der Rückenlehne nach hinten gestellt ist und Kyra schläft auf dem Fußboden auf ihrer Matratze. Eine Durchsage hallt leise durch die Stille. Zunächst auf albanisch, dann auf italienisch und schließlich auf englisch wird verkündet, dass das Café nun für Frühstück geöffnet ist. Wir wachen durch die Aussage auf und versuchen langsam, im hier und Jetzt anzukommen. Scheinbar nehmen mehrere Passagiere die Durchsage als Beendigung der Nachtruhe wahr. Die Familie neben uns fängt bereits an sich laut zu unterhalten und mehrere Personen laufen zum Café. Draußen wird es währenddessen bereits langsam hell. Der Blick auf die Uhr verrät jedoch, es ist gerade einmal 5:30 Uhr. In eineinhalb Stunden sollen wir im Hafen von Vlora einlaufen. Wir versuchen noch einmal die Augen zu schließen, doch es hilft nichts… Also lässt Kyra die Luft aus der Matratze und auch wir quatschen etwas. Die meisten anderen laufen bereits mit ihrem ersten Kaffee an uns vorbei, weshalb Kyra ebenfalls kurz zum Café läuft und die Kaffeepreise checkt. “2 € für ein Espresso! Das ist aber teuer”, sagt sie, als sie wieder vor Michi steht. “Da suchen wir uns gleich lieber ein Café an Land, oder?” Wir hatten bereits gelesen, dass ein Espresso in Albanien circa 0,80 € kostet. Bei dem Preisunterschied fällt es uns leicht zu warten. Die Zeit vergeht zudem relativ schnell. Aus dem Fenster neben uns können wir bereits Land erkennen und kurze Zeit später kommen wir im Hafen an. Wir packen unsere Tasche zusammen und setzen uns in die Nähe der Treppe zum Autodeck. Hier sitzen wir nur wenige Minuten, bis die erleichternde Durchsage kommt, dass wir nun zu unseren Autos dürfen. Alle drängen sich zum Eingang, um schnell zu ihrem Auto zu gelangen. Dabei sind wir kurz irritiert, da das Autodeck scheinbar ein Deck höher liegt, als das LKW-Deck und dort stehen unsere Drahtesel. Zum Glück erkennen wir die Bilder im Treppenhaus und laufen noch ein “Stockwerk” weiter nach unten. Emil und Elias warten bereits freudig auf uns. Wir nutzen noch kurz die Zeit, um die Taschen wieder richtig um zupacken und rollen von Bord. “Willkommen in Albanien!”, sagt Kyra glücklich. Das Land empfängt uns mit strahlend blauem Himmel und Möwengeschrei. Es ist perfektes Wetter und in der Sonne gar nicht einmal so kalt, obwohl es nur 10 °C sind. Ein netter Albaner, der mit uns auf der Fähre war, fragt noch, ob er ein Foto von uns machen soll, da wir gerade ein Selfie machen. Wir bedanken uns, machen das Foto und fahren zur Passkontrolle. Hier bleiben wir wie gewohnt bei den Autos stehen, doch wir werden rausgezogen. Wie auf italienischer Seite sollen wir den Weg der Fußgänger*innen nutzen. Wir verstehen das nicht ganz, aber folgen brav den Anweisungen. Über eine Rampe betreten wir das Gebäude. Für unsere LKW-Drahtesel ist es ziemlich eng, doch wir passen so gerade durch die Häuschen der Passkontrolle. Beide Reisepässe werden gescannt und anschließend steht die Grenzpolizei zur Durchsuchung vor uns. Der eine Polizist ruft dem anderen zu, dass wir aus Deutschland kommen und wir werden nur freundlich angegrinst. Keine Kontrolle, nichts. “You come from Germany by bike?”, fragt er noch, als wir bereits in Richtung Ausgang laufen. “Yes!”, sagt Kyra stolz. Er erwidert: “To many kilometers” Wir lachen und sagen: “Only about 13.000 km” Er schluckt tief und wünscht uns eine wunderschöne weitere Reise. Noch einmal lachen wir uns zu und verlassen das Hafengelände. Das ging schnell! Wir sind außerhalb der EU und hatten scheinbar mal wieder richtig Glück. Heute wird scheinbar nicht so streng kontrolliert, denn auch die anderen Reisenden dürfen vorwiegend ohne Kontrolle das kleine Haus passieren. Der erste Blick auf Albanien begeistert uns. Nach einem Kreisverkehr wartet ein super Radweg auf uns. Dieser führt direkt neben der Straße am Strand entlang. Unser erstes Ziel ist Burger King, denn wir sind außerhalb der EU und somit ohne Internet und Empfang. Als wir dort ankommen, ist dieser noch geschlossen. Aber nebenan befindet sich ein Frühstückslokal mit Wlan. Perfekt! Wir bestellen zwei Cappuccino und zweimal Frühstück. Zur Auswahl steht English Breakfast und Avocado Toast. Gerne hätten wir die auf der Karte erwähnten typischen albanischen Pfannkuchen probiert, doch leider gibt es sie heute nicht. Das Essen kommt 10 min später und alles sieht gut aus. Besonders die Oliven sind super! Für weniger als 5 € ist das Frühstück reichlich und wir werden beide satt. Anschließend suchen wir nach einer guten, aber günstigen Unterkunft und werden schließlich bei Airbnb fündig. Ein Zimmer mit Bad und Küchenzeile auf der anderen Seite der Stadt am Meer für 25 € die Nacht. Die Bewertungen sind durchweg positiv und zeugen von hoher Sauberkeit. Das ist für uns perfekt! Nach einer kurzen Rückfrage dürfen wir sogar bereits gegen 11 Uhr einchecken. Wahnsinn! Also rollen wir schnell zurück zum Hafen und darüber hinaus auf die andere Seite. Die Rezeption ist zwar nicht besetzt, doch nach einem schnellen Durchruf über das Wlan des Hauses, wird uns geholfen. Wir bekommen die Schlüsselkarte für Zimmer 5 im ersten Stock. Voller Vorfreude laufen wir mit unseren Taschen die Treppe empor, Michi öffnet die Tür und… Jemand sagt etwas im Inneren des Zimmers. Michi entschuldigt sich, läuft einen Schritt rückwärts und schließt die Tür wieder. “Kyra, da ist jemand im Zimmer. Sie haben versehentlich zweimal das Zimmer vergeben!”, sagt er. Nach dem ersten Schock müssen wir lachen und melden uns erneut bei der Nummer, die an der Rezeption steht. Schnell wird uns geholfen und sich mehrmals entschuldigt. Nun erhalten wir das Zimmer 2 im ersten Stock. Es ist frisch geputzt und niemand im Inneren. Zum Glück! Da wir bereits seit 12 Tagen keine Dusche mehr hatten, ziehen wir uns als erstes aus und genießen die Dusche. Dann legen wir uns eine Runde hin und genießen die Zeit, bevor Michi uns etwas zum Mittagessen zaubert. Zum Nachtisch gibt es aus den italienischen Frühstückskeksen eine Pampe gemischt mit Banane und Milch. Für die Improvisation schmeckt es richtig gut! “Hm! Hätten wir mal noch eine Banane!” sagt Kyra. “Wir haben noch eine!” – “Ui! Dann kannst du das ja später oder morgen nochmal machen!”. Voll und müde legen wir uns erneut ins Bett und genießen einfach die Zeit. Wir gucken ein bisschen YouTube und Kyra schläft noch einmal ein. Es ist echt verrückt, wie platt uns die Fährfahrt gemacht hat. Der Abend kommt schnell. Da wir bereits zu Mittag etwas Warmes hatten, gibt es nur noch Müsli. Wir verschieben die Arbeit auf Morgen und genießen den Abend gemütlich im Bett. Gute Nacht!


