Tag 320 - 11. Jahrestag

Fahrrad-Weltreise: Igoumenitsa nach Ligia

17.04.2025

Lesedauer ca. 5 min

11 Jahre! So lange teilen wir uns nun unser Leben. Das sind viele Tage, Stunden, Minuten und Sekunden. Es sind Momente des gemeinsamen Lachends und Weinens. Wir sind zusammen bereits durch dick und dünn gegangen. 2 Bachelorarbeiten und zwei Masterarbeiten, 2 Umzüge und ein Auszug. Viele leichte, einige schwere und eine lebensverändernde Entscheidung. Mit niemandem anderen könnten wir uns diese Reise vorstellen. Mit niemandem anderen haben wir so viel Abenteuer erlebt. Das letzte Jahr war unser intensivstes Jahr, das anstrengendste und wahrscheinlich schönste. Doch, es klappt wahrscheinlich nur, weil wir davor bereits 10 Jahre gemeinsam gewachsen sind. Klar, wir haben uns über die Jahre verändert. Aber immer gemeinsam, nie alleine. Es hat nicht die eine Person die andere abgehängt, wir haben unsere Erfolge und Misserfolge immer geteilt. Wir haben über Einstellungen diskutiert. Uns gegenseitig angehört, Meinungen ausgetauscht und erklärt. Für uns ist es wichtig alles auszudiskutieren, auch wenn das manchmal besonders schwer ist. Doch einander zu respektieren und zu verstehen, ist uns wichtig. Vielleicht ist das unser Schlüssel unserer Beziehung? Immerhin nun bereits seit 11 Jahren. Dies darf gefeiert werden und somit starten wir heute den Tag mit einem leckeren Frühstück. Doch zunächst muss alles gepackt sein. Wir verlassen gegen 9 Uhr das Zimmer und verabschieden uns von Thierry. Er darf unsere Albanien Flagge am Fahrrad noch kleben, dann drücken wir uns zum Abschied fest. Michi bringt sein Handy zum Reparaturladen und dann nehmen wir uns die Zeit fürs Frühstück. Einfach mal genießen. Kyra bestellt sich Pfannkuchen und für Michi gibt es das Frühstück spezial mit Eiern. So können wir Hälfte Hälfte machen und haben von allem etwas. Die Zeit vergehen schnell und während wir genießen wird die griechische Sonne immer stärker. Zum Glück ziehen Wolken auf und bedecken bald den ganzen Himmel. Bei 27 °C tut die Bewölkung und der leichte Wind gut! wir bezahlen und gehen zurück zum Handyladen.

Bereits auf dem Weg dorthin, kommt ein Beschäftigter uns entgegen, erkennt uns anhand der Fahrräder und gibt uns zu verstehen, dass das Handy fertig ist. Perfekt! Das hört sich gut an! Und tatsächlich, der Bildschirm ist getauscht und das Handy funktioniert einwandfrei. Es gab sogar noch eine Schutzfolie aufs Haus, die bereits auf den Display aufgeklebt ist. Wie nett! Wir bedanken uns und lassen von dem Mitarbeiter, der Michis Handy repariert hat, die Griechenland Flagge auf die Drahtesel kleben. Dann geht es für uns weiter. Wir verlassen die Stadt Igoumenitsa sanft bergauf. In einem Supermarkt am Stadtrand kaufen wir noch schnell das Nötigste, wie Wasser und Frauenhygieneartikel, ein. Eine zweite ungeplante kurze Pause legen wir bei einem süßen Esel am Straßenrand ein. Dieser steht hinter einem Zaun und guckt uns mit großen Augen an. Michi steigt sofort von seinem Drahtesel und krault das zutrauliche Tier. Dieses bedankt sich mit treuen Blicken und einem Schnauben. Am liebsten würden wir den Esel mitnehmen, doch das geht natürlich nicht. Also geht es für uns weiter den Hügel hinauf. Dabei können wir das Meer hinter uns sehen und hoffen, dass wir heute Abend bereits das Meer wieder haben.

Oben auf dem Hügel angekommen, wird uns durch ein Schild eine gute Reise gewünscht und schon geht es wieder hinunter. Wir genießen den Wind im Gesicht und unser Körper kann etwas abkühlen. Doch es geht kleine Hügel rauf und runter weiter. Alle zum Glück nicht zu steil und nicht so anstrengend, so können wir relativ schnell durch die schöne Landschaft fahren, bis wir bereits wieder das Meer erblicken. Zu diesem Zeitpunkt wird es auch Zeit für unsere erste richtige Pause. Es gibt Brot mit Feta, Gemüse, Humus und Oliven. Einfach super lecker und leicht gemacht. Dabei ist unser Blick jedoch nicht so perfekt. Vor uns ist zwar das Meer, doch auch ein Haufen Müll, der den Hügel hinunter geworfen wurde. Hier scheinen ganze Mülltonnen geleert worden zu sein. Auch Beton wurde scheinbar heruntergekippt, so ist der Müll im Beton für immer festgemacht. Diese Anblicke schockieren uns auch nach Italien noch immer. Nach der dennoch erholsamen Pause lassen wir uns auf Meeresniveau hinunterrollen und treten sofort kraftvoll die Drahtesel wieder hinauf. Zum Glück für heute ein letztes Mal. Rasant geht es wieder zum Meer bergab und wir halten bereits nach kurzer Zeit, denn wir sehen zwei bepackte Räder am Straßenrand. Die dazu gehörigen Radreisenden bemerken uns sofort und wir verwickeln uns gegenseitig in ein Gespräch. Die beiden kommen aus Frankreich und sind auch dort gestartet. Ihre Route führte sie über Italien nach Griechenland. Insgesamt haben sie 3 Monate Zeit und möchten noch bis in den Libanon kommen. Dafür nehmen sie dann eine weitere Fähre. Nach einem kurzen Austausch und einem Gespräch steht fest, wir gehen zusammen auf Schlafplatzsuche und wollen auch gar nicht mehr weit. Valentine und Marwan haben bereits den Feierabend mit einem Schnaps in der Bar angeläutet. Schnell erreichen wir einen Ort, den Kyra bereits auf Google Maps ausfindig gemacht hat und erweist sich als der perfekte Platz für eine Nacht. Ein schöner Sandstrand ist vor uns und eine kleine Stelle ist durch Gräser befestigt. Die Wellen werden stark vom Wind in die Bucht gedrückt und der Himmel in etwas Entfernung über dem Meer ist bedrohlich dunkel. Schnell testen Valentine und Kyra noch die Wassertemperatur in einer Art Pool, der durch Steine vom restlichen Meer getrennt ist. Etwas kalt und bestimmt perfekt für ein Bad, doch bei dem immer näher kommenden Regen bauen wir lieber uns Zelt auf. Kyra befeuchtet nur etwas das Gesicht und die Arme, um den Schweiß loszuwerden. Zum Glück kommt der Regen nicht ganz so schnell, sodass wir noch gemeinsam kochen können. Bei uns allen vier gibt es Couscous mit Gemüse, jedoch etwas unterschiedlich zubereitet. Während wir essen, kommt der Regen dann leider doch und wir verschwinden alle vier ins Zelt. Gute Nacht!