
Tag 321 - Griechenland aus dem Bilderbuch
Fahrrad-Weltreise: Ligia nach Menidi
18.04.2025
Die Wellen rauschen laut und die Sonne steigt langsam über den Horizont. Im Vergleich zu gestern scheint es beinahe windstill zu sein. Ein Blick nach draußen verrät, der Himmel ist wolkenfrei. Es scheint ein perfekter Tag zu werden. Als wir das Zelt verlassen sitzen die beiden französischen Radreisenden, Valentine und Marwan, bereits vor ihrem Zelt und frühstücken. Wir winken ihnen und rufen “Bonjour”. Sie lächeln zurück. Bevor wir frühstücken, möchten wir ins Meer springen. Ohne groß nachzudenken laufen wir auf den kleinen “Swimmingpool” zwischen den Steinen zu und gehen mit den Füßen ins Wasser. “Es ist ja gar nicht so kalt”, stellt Kyra fest und Michi erwidert: “Ne, wenn man einmal drin ist, dann geht es”. Wir genießen die Erfrischung, ziehen uns saubere Kleidung an und waschen die Dreckwäsche rein mit Meereswasser. Das letzte Mal haben wir dies in Italien versucht und das hatte wirklich gut geklappt. Auch das Salzwasser auf der Haut stört uns nicht wirklich, wir fühlen uns trotzdem sauberer. Als wir zum Zelt zurückkommen, steht die Sonne endlich so weit oben, dass sie unser Zelt bestrahlt. Perfekt, so können wir es gleich trocken einpacken. Durch den Temperaturabfall in der Nacht, hat es ziemlich viel Tauwasser gegeben. Valentine und Marwan sind inzwischen schon fast fertig und während wir unser Frühstück mit Kaffee und Müsli genießen, machen sich die beiden auf den Weg. “We will see you”, rufen wir und winken. Etwa 30 min später sind auch wir fertig und verlassen den Schlafplatz. Doch wir kommen nicht weit. Das Paar aus dem Camper am Straßenrand ist gerade draußen und wir quatschen sie kurz an. Fabi kommt aus der Schweiz und Stefan aus Österreich. Die beiden sind bereits seit 2 Jahren mit ihrem Camper unterwegs. Diesen Winter haben sie in Griechenland verbracht und es sehr genossen. Ihre Zeit im Camper finanzieren sie sich mit Arbeit unterwegs. Zudem haben Sie vorher einige Jahre als Selbstständige ein Café gehabt und dort für Ihren Traum praktisch durchgearbeitet sowie günstig gelebt. Respekt! Wir verquatschen uns richtig gut und lange. So lange, dass Fabi irgendwann sagt: “Eigentlich könnten wir jetzt noch Stühle rausstellen und Kaffee trinken”. Ja, wieso eigentlich nicht? 10 min später stehen wir mit einem Kaffee in der Hand da und quatschen noch immer. Zudem sind wir um zwei Schokoriegel, eine Schokotafel und Nüsse schwerer. Was für ein Luxus! Nach 2 Stunden voller spannender Geschichten, machen wir uns auf den Weg.



Am Anfang erwarten uns noch wenige steile Hügel mit wunderschönen Ausblicken auf das blaue Meer. Doch dann wird es flacher. Als wir einen Gemüsestand am Straßenrand sehen, halten wir kurz an und kaufen etwas ein. Sogar Erdbeeren! Dabei fährt ein Paar aus den USA heran. Während Michi die Einkäufe verstaut, quatscht Kyra mit beiden. Sie sind in Athen gestartet und fahren nun die Küste in den Norden hinauf. Dann geht es für uns alle vier weiter. Mit Rückenwind fahren wir mit 31 km/h über die Hauptstraße. Da Karfreitag ist, ist viel Verkehr und nicht alle halten viel Abstand. Doch es ergibt sich zum Glück keine gefährliche Situation. Wir halten an einem Geschäft, auf dem groß “Jumbo” angeschlagen steht, und Kyra muss beim Betreten feststellen, dass es gar kein Supermarkt, sondern eine Art Einrichtungsladen ist. Einmal drin, muss man wie bei Ikea einem festen Pfad folgen. Mist… Doch dann entdeckt Kyra doch eine Abkürzung und kommt mit leerem Einkaufswagen wieder raus. Keine 10 min später finden wir dann jedoch trotz Karfreitag noch einen geöffneten Supermarkt und können einige Dinge für den Tag einkaufen. Nun müssen wir nur noch ein schönes Örtchen für eine Pause finden. Dafür wollen wir weitere 15 km ans Meer fahren. Auf diesen bekommen wir zwar einiges an Gegenwind aber, doch der Wind kühlt uns etwas herunter. Auch wenn wir aktuell nur 22 °C haben, die Sonne brennt unablässig. Wir folgen nun einer kleinen Straße, die uns durch Oliven- und Orangenbäume führt. Wir genießen die Ruhe und den Wechsel der Landschaft. Kurz bevor wir das Meer erreichen, fahren wir an einigen Kühen vorbei, die leider sehr abgemagert aussehen. Sie gucken uns mit ihren großen Augen an. Eins hat sogar ein Jungtier neben sich. Dann erblicken wir das Meer und vor uns…



Zwei Radreisende in weißen Hemden. Das müssen Valentine und Marwan sein. Langsam holen wir sie ein und schließlich erreichen wir sie. „You are so fast“, sagt Marwan zu uns, was uns leicht irritiert, da wir trotz Rückenwind und flacher Straße in den ersten Stunden gerade einmal 10 km pro Stunde gemacht haben. Wir haben einfach zu häufig aufgrund von Supermärkten gehalten. Doch nun wollen wir erstmal eine Pause machen und unsere Einkäufe naschen. Es trifft sich gut, denn die beiden anderen möchten gerne den abzweigenden Weg erkunden. Also setzen wir uns gemütlich hin und bestreichen unsere Brote mit Zaziki. Darauf kommen weiße Riesenbohnen, die in Tomatensoße mit Öl eingelegt wurden. Den krönenden Abschluss bildet grüne Paprika. Dazu den Blick aufs Meer. Perfekt! Zum Nachtisch essen wir Erdbeeren. Als wir gerade dabei sind, kommen Valentine und Marwan zurück. Wir bieten ihnen Erdbeeren an und bekommen einen selbstgebackenen Keks geschenkt, den die beiden von einer Frau zu Osten auf der Straße erhalten haben. Dann sucht Michi für Marwan noch eine passende Schraube und Mutter für sein Schutzblech heraus. Gut, dass wir so vollumfänglich ausgestattet sind. Während wir noch unsere Erdbeeren essen, zeigen wir den beiden, was wir bei Google Maps gefunden haben, wo wir vielleicht heute schlafen können. Bis dahin sind es noch circa 35 km, was den beiden für sich zu weit erscheint. Also machen sie sich auf den Weg und wir beenden unsere Pause noch in Ruhe. Als alle Erdbeeren aufgeputzt sind, machen auch wir uns wieder auf den Weg.



Dieser führt wunderschön zunächst am Wasser entlang und später durch zahlreiche Orangenbäume. Diese blühen momentan und verbreiten einen unglaublichen Duft, der uns immer an unseren ersten Frühling auf Radweltreise erinnern wird. Erneut begegnen wir den beiden französischen Radreisenden und fahren an ihnen vorbei. Die Orangenbäume wechseln zu Olivenbäumen und immer wieder werden wir von Hofhunden, die auf die Straße rennen, überrascht. Die meisten sind lieb und bleiben sofort stehen, wenn wir stehen bleiben. Ein besonders hartnäckiges Paar versucht jedoch, um Emil herum zu Kyra zu gelangen. Ein solches „einzingeln“ wollen wir nicht und so schreien wir die Hunde an. Michi schafft Platz für Kyra und hält die Hunde auf Abstand, dann können wir uns zum Glück langsam entfernen. Tagsüber wissen wir mittlerweile ganz gut mit den Hunden umzugehen. Die Sorge, erneut nachts welchen zu begegnen, ist jedoch groß, weshalb unser heutiges Ziel am Meer liegt. Dort haben wir in Griechenland bisher keine Hunde gesehen. Und auch diesmal haben wir den richtigen Riecher. Wir kommen erschöpft am Strand an und sehen zugleich ein Wohnmobil und zwei Vans. Perfekt! Zwei von ihnen kommen aus Deutschland und der dritte aus der Schweiz. Manchmal freuen wir uns über andere Übernachter*innen, um sich austauschen zu können. Es verspricht mehr Sicherheit. Doch nachdem wir unser Plätzchen am Wasser gefunden haben, sehen wir noch immer niemanden der drei draußen. Dann bewegt sich eine Frau am Wohnmobil ganz vorne und setzt sich raus. Kyra geht auf sie zu und Michi will in der Zwischenzeit das Zelt aufbauen. Doch auch er verquatscht sich. Die Schweizerin ist auf ihn zugekommen. Sie erzählt ihm von ihren bisherigen Reisen und dem Traum, in die Mongolei zu fahren. Lustigerweise hört Kyra im gleichen Moment vorne beim Wohnmobil das gleiche. Doch irgendwie sollte es bisher nicht klappen. Scheinbar vereint der Traum, in Richtung Osten zu fahren, alle Reisenden, die wir heute getroffen haben. Nach schönen Gesprächen wird es jedoch Zeit. Wir müssen das Zelt aufbauen und verschwinden aufgrund der zahlreichen Mücken auch sofort in diesem. Im Inneren essen wir das restliche Brot mit einer Dose eingelegter Aubergine. Lecker! Anschließend schlafen wir sofort müde ein. Gute Nacht


