Tag 339 - Durch die Berge

Fahrrad-Weltreise: Chrani nach Ag. Vasiliios

06.05.2025

Lesedauer ca. 4 min

Müde erwachen wir im Zelt. Es war still die Nacht. Doch in dem Moment, wo wir darüber nachdenken, raschelt es plötzlich neben uns und knurrt. Wir gucken uns an und Michi sagt laut: “Hau ab!”. Was wird das gewesen sein? Wir wissen es nicht. Vielleicht ein Hund? Später als wir das Zelt verlassen, sehen die Abdrücke um uns herum und auch der frische Kothaufen eher wie Fuchsspuren aus. Wir schieben den steilen Weg hinauf und machen uns auf den Weg nach Kalamata. Da wir erstaunlich früh auf dem Weg sind, kommen wir dort gegen Mittag an. Ein Stopp bei lidl stillt unseren Hunger und Durst. Es ist einfach mega warm! Wir sind mehr als gespannt, wie es gleich auf den Höhenmetern wird, denn nun folgt ein Berg mit 1.300 m, um rüber in Richtung Old Mystras und Sparta zu kommen. Gut gestärkt und abgekühlt beginnt die Auffahrt. Zunächst folgen wir noch kleinen Straßen. Die erste Passage ist angenehm, dann wird es steiler. Der Asphalt verschwindet und der Untergrund besteht nur noch aus Schotter. Stopp! Pause! Mit hoch rotem Kopf setzt sich Kyra direkt auf dem Boden und trinkt große Schlucke Wasser. Auch Michi braucht Flüssigkeit. Langsam kühlen wir runter. Dann näher sich ein Auto. Ganz geduldig wartet der Mann in unserem Alter, dass wir die Drahtesel und uns von der schmalen Straße schieben. Circa 5 min später kommt er erneut zurück und schenkt uns aus dem offenen Fenster jeweils eine Wasserflasche. Dabei wünscht er uns ganz viel Spaß. Wie nett! Mit neuer Motivation kann es dann auch für uns weitergehen. Nach einer kleinen Passage bergab, landen wir auf der Hauptstraße, die so gut wie leer ist. Nun geht es weiter hinauf, doch wir werden abgelenkt.

Die gesamte Mauer am rechten Straßenrand ist mit Graffitis vollgesprüht. Das meiste ist natürlich auf griechisch, doch vieles auch auf englisch. Schnell verstehen wir, worum es geht. Hier hat sich offensichtlich jemand das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz auf die Fahne geschrieben. Wir freuen uns über all die Sprüche und Bilder. Bei einem Spruch bleiben wir stehen und Michi möchte ein Foto von sich mit dem Zitat: “Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.” Mahatma Gandhi. So schwer es manchmal ist zu glauben, dass man selbst etwas zum Klimaschutz beitragen kann, desto wahr ist es. Denn echte Veränderung beginnt nicht im Großen, sondern im Kleinen – bei uns selbst. Mahatma Gandhis Zitat erinnert uns daran, dass jeder Schritt zählt: weniger konsumieren, bewusster einkaufen, öfter das Rad nehmen, lokal essen, Dinge reparieren statt wegwerfen – das sind keine Kleinigkeiten, sondern Teil einer größeren Bewegung. Nachhaltigkeit heißt nicht perfekt zu sein, sondern sich immer wieder neu zu fragen: Was brauche ich wirklich? Und was hinterlasse ich für Spuren? Wer Verantwortung übernimmt, lebt nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch erfüllter – und inspiriert andere, es ihm gleichzutun. Nach dem Foto fahren wir nur ein paar Meter weiter, doch kommen nicht weit. An der Wand sind nun zwei Rennradfahrer abgebildet. Wir stellen uns mit Emil und Elias daneben. Beide nehmen wir die gleiche Haltung wie die gemalten Rennradfahrer ein und machen ein “Gruppenbild”. Es ist wirklich super geworden. Ein vorbeifahrender Rennradfahrer aus der entgegenkommenden Richtung sieht uns dabei, lacht und zeigt uns den Daumen. Auch wir müssen lachen. Erneut motiviert fahren wir weiter.

Eine zweite Abfahrt unterbricht die Auffahrt. In angenehmen Serpentinen geht es bergab und die Landschaft wechselt sofort. Steile Felswände umgeben uns in einem langen Tal, welches unsere Straße mit leichter Steigung durchquert. Zum Glück befinden wir uns dadurch kurz im Schatten, doch bald wird es leicht Steiler und die Sonne kehrt zurück. Es ist nicht warm, es ist heiß. So heiß, dass wir alle 3 km eine Pause zum Trinken einlegen. In Artemisia verbringen wir unsere Mittagspause und essen etwas. An einem Brunnen waschen wir uns den Schweiß von der Haut und kühlen uns herunter. Das kalte Wasser und der Schatten tut gut, doch als es weiter den Berg hinauf geht, ist die Hitze schnell zurück. Irgendwann wünschen wir uns nur noch oben anzukommen, auch wenn die Steigung gar nicht so unangenehm ist, doch es reicht! Nach fabelhaften Ausblicken kommt die Erlösung. Wir sind oben! An einem weiteren Brunnen waschen wir uns und rollen noch mit dem kalten Wasser auf der Haut den Berg hinunter. Sofort wird uns kalt und die Müdigkeit überkommt uns. An einem schmalen Landwirtschaftsweg halten wir an, fahren hinein und finden eine kleine Lichtung, in der wir unser Zelt aufbauen können. Hunger haben wir keinen mehr und so verkriechen wir uns beim gebell der Hunde direkt ins Zelt. Hoffentlich lassen uns diese in der Nacht in Ruhe? Doch es scheint so, als würden sich diese nicht bewegen und fest bei einem Haus in der Nähe sein. Mit dem Gedanken schlafen wir ein. Gute Nacht!