
Tag 340 - Old Mystras und Sparta
Fahrrad-Weltreise: Ag. Vasilios nach Katafigio Agrias Zois Kampos
07.05.2025
Wir erwachen in völliger Stille. Kein Hund war heute Nacht an unserem Zelt, zumindest haben wir keinen gehört. Und auch kein anderes Tier hat uns auf Trapp gehalten. Perfekt! Nach einem Frühstück mit unserem neuen Lieblings-Joghurt (10 % Fett!), kann die Abfahrt beginnen. Diese führt uns über den Lagada-Taygetos Pass hinab, bis nach old Mystras. Auf dem Weg fahren wir an einer orthodoxen Kirche vorbei.



In diesem Fall klein, weiß gestrichen und mit einem roten Ziegeldach. Ein kleiner Turm mit Glocke schmückt die Front. Vor allem fallen uns die unzähligen Heiligenbilder – Ikonen genannt – auf. Sie prägen den Raum. Sie zeigen Christus, Maria, Apostel und Heilige, meist in leuchtenden Farben und mit goldenen Hintergründen. Doch diese Bilder sind mehr als Dekoration: Sie gelten als Fenster zum Himmel, als Brücke zwischen Irdischem und Göttlichem. Statt auf Perspektive oder Realismus zu setzen, wollen sie das Ewige sichtbar machen. Auch der Duft von Weihrauch, die gesungenen Liturgien und die kunstvoll geschnitzte Ikonostase – eine Wand voller Ikonen, die den Altarraum abgetrennt – machen den Besuch zu einem besonderen Erlebnis. Wir verlassen die kleine Kirche wieder und stürzen uns weiter in die Tiefe, bis die Straße durch mehrere kleine natürliche Höhlen durch den Felsen führt. Während wir Fotos machen, sammeln sich langsam mehrere Motorradfahrer. Auch diese machen Fotos von der weiteren Straße. Beim weiteren Hinunterfahren sehen wir diese immer wieder. Wir überholen uns ein paar Mal gegenseitig und winken uns immer wieder.




Dann müssen wir wieder ein paar Meter hoch strampeln, um Old Mystras zu erreichen. Im 14. Jahrhundert war Mystras ein Zentrum von Macht, Kultur und Spiritualität, fast so bedeutend wie Konstantinopel. Heute liegen Stille und Geschichte eng beieinander. Mönche leben noch immer im Pantanassa-Kloster, während Wind und Sonne durch die leeren Fenster der Palastruinen ziehen. Der Blick von oben auf das Tal von Sparta lässt uns für einen Moment vergessen, in welchem Jahrhundert wir uns eigentlich befinden. Um die Szenerie festzuhalten, lässt Michi nochmal Frido fliegen und macht ein paar Fotos. Seit 1989 gehört die Ruinenstadt zum Weltkulturerbe – als herausragendes Beispiel spätbyzantinischer Stadtarchitektur. Von hier oben sehen wir bereits das moderne Sparta. Doch bevor wir uns weiter hinuntertreiben lassen, suchen wir die Touristen-Toilette. Schnell finden wir sie, aber die Frauentoilette ist so überfüllt, dass Kyra nicht zur Ruhe kommt und so fahren wir schnell weiter.



Sparta nutzen wir nur für einen Einkauf und eine ausgiebige Mittagspause im Schatten, bevor wir uns old Sparta angucken. Der Eintritt zur archäologischen Stätte von Sparta ist kostenfrei. Ein paar verstreute Ruinen, ein kleines Theater, ein paar Säulen – und viel Vorstellungskraft. Im antiken Griechenland war Sparta eine der mächtigsten Stadtstaaten: berühmt für ihre Krieger, berüchtigt für ihre Strenge. Schon mit sieben Jahren wurden Jungen der Familie entzogen und zu Soldaten ausgebildet, Besitz zählte wenig – Mut, Ausdauer und Gehorsam alles. Die Spartaner waren die Einwohner des antiken Sparta, eines Stadtstaats auf der Peloponnes, der zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert v. Chr. seine größte Machtentfaltung hatte. Sie galten als die diszipliniertesten und furchtlosesten Krieger der Antike – und ihr ganzes Leben war auf das Militärische ausgerichtet. Im Gegensatz zu vielen anderen griechischen Stadtstaaten hatten spartanische Frauen relativ viel Freiheit und Bildung – sie konnten Land besitzen und galten als wichtige Stütze der Gesellschaft. Unsere Fantasie reicht bei der Hitze heute nicht aus, um die Dimensionen nachvollziehen zu können.






Wir haben über 30 °C und unser Kopf drückt vor Wärme. Lieber schnell weiterfahren und den Fahrtwind Abkühlung schaffen. Ein Eis bei einem Supermarkt auf dem Weg hinaus aus der Stadt unterstützt dabei und schon befinden wir uns auf der nächsten längeren Auffahrt in Richtung Tripoli. Wir folgen der Hauptstraße und nach der Hälfte der Strecke wird es Zeit einen Schlafplatz zu suchen. Direkt neben der Straße, am Rande des Katafigio Agrias Zois Kampos finden wir einen netten Platz. Das Katafigio Agrias Zois Kampos ist ein Wildtierschutzgebiet. Das Gebiet erhält den natürlichen Lebensräume und Schutz der Wildtierpopulationen. Dort ist kein Jagen, Fischen oder Beseitigung der natürlichen Vegetation erlaubt. Die Stille, das Lebensrauschen der Natur und die vielfältige Tierwelt, die dort sicher lebt, machen den Reiz solcher Orte aus – fernab vom Massentourismus. Zu den zahlreichen Wildtieren gehören neben Wildschwein, Rot- und Rehwild, Raubtiere wie Fuchs, Wildkatze, Wolf und gelegentlich sogar Braunbären, aber auch kleine Säuger, Raubvögel und Reptilien sowie Amphibien. Bevor wir das Zelt aufbauen, telefoniert Michi noch eine ganze Weile mit seinen Eltern. Dann sind wir jedoch müde, bauen das Zelt auf und schlafen schnell ein. Gute Nacht!

