Tag 341 - Im Paradies erwacht

Fahrrad-Weltreise: Katafigio Agrias Zois Kampos nach Mykines

08.05.2025

Lesedauer ca. 3 min

Erneut erwachen wir in vollkommener Stille. Diesmal am Rande des Wildtierschutzgebietes “Katafigio Agrias Zois Kampos”. Die Nacht war ruhig und erholsam. Kein Wildtier hat sich unserem Zelt genähert. Der Morgen hier gleicht einem kleinen Paradies. Große Wiesenflächen werden von Bäumen abgetrennt und zahlreiche Wildtierpfade verbinden die verschiedenen Wiesen miteinander, auf denen zahlreiche größere Steine verteilt liegen. Dazwischen blüht es an jeder Ecke. Rosa Blüten, gelbe Blüten, rote Blüten… Praktisch jede Farbe erstrahlt zwischen dem Grasgrün. Wir lassen uns beim Abbauen Zeit und genießen die Aussichten. Ein Baum direkt neben uns, wird zu unserem neuen Wäscheständer und unsere Shirts können noch einmal auslüften. Dann geht es für heute los. Zum Glück waren wir gestern bereits bis fast ganz oben gefahren, so gehen die ersten Kilometer und somit letzten Höhenmeter nach oben schnell vorbei. Kurz vor Tripoli fahren wir in einer Ebenen in Richtung Osten und suchen einen Supermarkt. Dieser ist erst nach einigen Kilometern in einem kleinen Dorf gefunden. In der Mittagshitze naschen wir zahlreiches Obst und Getränke direkt vor dem Laden auf dem Bordstein im Schatten. Die Einheimischen grinsen uns zu, während sie entweder einkaufen oder nebenan ins Cafe gehen. Dann folgt die Abfahrt. Um die perfekt asphaltierte Straße ragen felsige Wände in die Höhe, die oben mit Grünflächen abschließen. Der Himmel ist komplett blau. Schnell rasen wir dahin und haben die Abfahrt geschafft. Dann geht es nach links und weitere 300 m nach oben. Als wir oben ankommen, sind wir nass geschwitzt und benötigen dringend eine Pause. Die Wärme begleitet uns seit Tagen. Doch ein Goldschakal lenkt uns kurz ab. Still läuft er an uns vorbei und verschwindet in die nächste Straße. Nur so gerade haben wir es geschafft, ihn auf einer Videoaufnahme zu verewigen. Anschließend geht es erneut hinab, doch viel passiert nicht. Wir fahren durch eine immer gleich aussehende Landschaft aus Olivenbäumen und später Aprikosen.

Die ersten Aprikosen sind bereits reif und werden von zahlreichen Händen gepflückt. Wie gerne würden wir eine probieren! Dann erreichen wir bei Lerna erneut das Mittelmeer und folgen der Hauptstraße entlang nach Argos, wo wir kurz halten, um uns das Amphitheater anzusehen. Wie eine antike Riesenarena thront das Amphitheater von Argos am Hang des Larissa-Hügels. Ursprünglich im späten 4. Jahrhundert v. Chr. gebaut, fasste es beeindruckende 20 000 Zuschauer und war damit eines der größten Theater im antiken Griechenland. Der steil in den Stein gehauene Zuschauerraum (Cavea) mit 89 Sitzreihen und vier Tribünen ist bis heute erhalten und bietet ein imposantes Panorama. Um ca. 120 n. Chr. ergänzten die Römer eine monumentale Bühnenwand (scenae frons), ein erhöhtes Bühnenpodium (pulpitum) und sogar die Möglichkeit, die Bühne durch eine Wasserbassin (kolymbethra) zu fluten – für Gladiatoren- und Seeschlachtspektakel. Obwohl das Theater im 5.–6. Jh. n. Chr. aufgegeben wurde, blieb es über Jahrhunderte sichtbar und wurde ab 1892 ausgegraben. Heute finden gelegentlich Konzerte statt – und selbst im Ruinencharme entfaltet der Ort eine mächtige Aura: Stärke, Gemeinschaft und Kunst in einem. Unser Weg führt uns anschließend über lidl bis nach Mykines, wo wir morgen uns die Ruinen vom alten Mykene anschauen wollen. Dafür suchen wir ausnahmsweise einen Campingplatz auf. Auf dem Camping Mycenae werden wir herzlich von einer älteren Dame empfangen, die sowohl ein paar Worte englisch als auch deutsch spricht. Wir können uns dadurch ganz gut unterhalten und bekommen einen Platz für unser Zelt gezeigt. Während Michi sich noch einmal auf Elias schwingt, um Bargeld im Nachbardorf zu besorgen, unterhält sich Kyra mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn. Die beiden können kaum glauben, was für eine Strecke wir zurückgelegt haben und sind stolz uns als Gäste zu empfangen. Mehrere Kekse und Bonbons bekommt Kyra für uns beide zugesteckt. Wie nett. Leider ist der Campingplatz jedoch nicht so sauber. Die Toiletten und Duschen sind veraltet und der Boden wurde schon lange nicht mehr gewischt. Wir entscheiden uns trotzdem für eine wohltuende Dusche, kochen etwas zum Essen und schlafen schnell ein. Gute Nacht!