Tag 39 – Schönes Fleckchen England (10.07.2024)
Von Hartley nach Boulmer
Entspannt wachen wir nach einer guten, wenngleich kurzen Nacht auf und drehen uns noch einmal ein wenig um. Gegen 9 Uhr ist das Zelt abgebaut und Sydney begrüßt uns schwanzwedelnd. Unsere Sachen sind nahezu alle trocken. Chris kommt herunter. Macht uns einen Kaffee und stellt verschiedenste Frühstücksflocken auf den Tisch. “Is everything allright? Just help yourself. It’s a busy morning I’ll be upstairs”, sagt er freundlich. Die Gastfreundschaft ist einfach überwältigend. So sitzen wir da mit Kaffee und allerhand zum Probieren. Dann schreiben wir Blog, laden unsere Elektronik und kraulen Sydney. Gegen 12:15 Uhr kommt Judith zurück und wir klappen gerade den Laptop zu. Wir packen zusammen und reden noch ein bisschen. Dann heißt es mal wieder Abschied nehmen. Man könnte noch Stunden sprechen und Tage bleiben und sich erholen, aber die schottischen Midges und unsere Esel warten. Noch ein Selfie und los.
Es geht an einer traumhaften Promenade entlang und die Wellen brechen sich am schier endlosen Strand. Leider ist alles in einem dichten Wolkenschleier gefangen und der Regen prasselt bereits fleißig auf uns herab. Wir folgen weiter der National Cycle Route 1 an der Küste entlang. Dann will uns unser Navi von dieser weg, auf eine Bundesstraße leiten. Zum Glück entscheiden wir uns dagegen, drehen um und gelangen erneut zur See. Just als der Regen stärker wird, taucht ein kleines Wartehäuschen über dem Strand vor uns auf. Emil und Elias werden geparkt und der Drache mit Gas angefeuert. “Burger-Sandwiches” mhhhhhhhh! So sitzen wir schlemmend mit Blick aufs Meer und sitzen den Regen aus. Es fällt schwer sich von den Wellen loszureißen, aber wir fahren gestärkt weiter.
Über eine Brücke und durch karge Industrie geht es auf unterschiedlich guten Radwegen weiter. Eines eint alle, die auf Schildern angedrohte Strafe von 500 £ interessiert die Hundebesitzer nicht. Überall liegen deren Hinterlassenschaften. So geht es im Slalom vorbei an Dornen, Brennnesseln und Würstchen. Zurück an der See entlohnen uns endlose Strände gepaart mit der noch endlosen Weite der blauen Wogen. Dann knicken wir ins Landesinnere einem Fluss folgen ab und Warkworth Castle erhebt sich über dem gleichnamigen Örtchen. Über eine alte Brücke gelangen wir an das andere Flussufer, nur um sogleich einen steilen Anstieg zu nehmen. Gegen den Wind geht es weiter gen Norden die Küste entlang. An einem Parkplatz hinter den Dünen entscheiden wir uns nun endgültig gegen die Regenhosen. Wir telefonieren noch mit dem Sohn einer ehemaligen Kollegin, der gerade mit Freunden in Italien seine Probleme hat, einen Schlafplatz zu finden. Wir geben Tipps und tauschen uns aus. Dann wünschen wir ein gutes Abenteuer und folgen weiter dem unsrigen. Schlafplatz… so langsam senkt sich die Sonne hinter Wolken gen Horizont. Wir überholen auf dem engen Radwanderweg zwei ältere Spaziergänger mit Hund. Ein paar hundert Meter weiter stoppen wir. Sollen wir Alnwick Castle noch anfahren? Warum wollen wir überhaupt dorthin? Klar ist es erneut eine beeindruckende Burg. Ein paar Harry Potter Szenen wurden dort gedreht. Für einen Besuch ist es jedoch ohnehin zu spät. Die Fußgänger überholen uns. “Everything alright?”, fragt einer der beiden. Wir bejahen. Fahren weiter für und wider ab. Entscheiden uns. Es geht zur Küste, die sehr schön sein soll, wie Chris und Judith uns sagten. Wenn wir es wirklich wollen, können wir morgen nochmal einen Schlenker zurück machen. Das schöne Alnmouth liegt vor uns im Abendlicht. Staunend rauschen wir hinab und wundern uns. “Haben wir so lange überlegt?” Immer wieder müssen wir feststellen, dass die Menschen hier zu Fuß erstaunlich schnell unterwegs sind. Dann holen wir die beiden mit dem Hund ein. Entschuldigen uns, dass wir erneut vorbei müssen und versprechen, dass es das letzte Mal ist.
Über die Brücke in die Stadt, den Hügel hinauf und hinab und da ist die Nordsee wieder. Durch ein kleines Fischerdorf, ein Gatter und wir atmen durch. Der frische Wind zerzaust uns das Haar. Wir folgen einem Wanderweg und entdecken ein traumhaftes Fleckchen Erde. Zufrieden und unter dem Brechen der Wellen, dem Kreischen der Möwen und in den letzten Sonnenstrahlen des Tages bauen wir das Zelt auf. Wir kriechen hinein und blicken direkt in das endlose Blau. Gute Nacht!