Tag 6 - Sonne, Strand und Meer (07.06.2024)
Von Amsterdam nach Katwijk
6 Uhr, der Wecker klingelt. Kyra dreht sich noch einmal um und Michi sucht sich nach Zecken ab, massiert seine Füße und bereitet sich auf den Tag vor. Die Vögel zwitschern bereits, ja kreischen bisweilen ganz schön. Als die Sonne das Zelt erreicht, reibt sich auch Kyra die Augen. “Guten Morgen.”, gähnt sie etwas schlaftrunken und richtet sich auf. “Morgen, gut geschlafen?” “Ja. Sollen wir gleich alles zusammenpacken?” “Gut.” Gesagt, getan. So stehen wir etwa 20 Minuten später neben den bepackten Eseln. Einzig der in der noch schwachen morgendlichen Sonne verdunstende Tau auf dem Zelt hindert uns an dessen Abbau. Schnell werden Handtücher gezückt, um den Prozess zu beschleunigen. Da fliegt ein Papagei kreischend an uns vorbei. “Was zum..?” entfährt es Kyra. “Da!”, stimmt Michi ein und auch Emil und Elias bestaunen verdutzt das Spektakel. Vier oder fünf Papageien stürzen sich dicht an uns vorbei in einen Baum. Keifen, wenn ein Artgenosse eine Frucht zu klauen versucht. Der Rest des Campingplatzes liegt noch in den Federn. Als Krähen die Papageien vertreiben, um sich anschließend mit Elstern um die Früchte des Baumes zu streiten, rollen wir los.
Wir fahren zurück in die Stadt, wie wir gekommen sind. Über die weiße Brücke, durchs Schilf, vorbei an den ersten Golfern und einem singenden Greenkeeper. Amsterdams Verkehr schluckt uns erneut und wir stehen vor Pont Neuf, holen uns einen Kaffee und… Das Kartenlesegerät funktioniert nicht.Als Michi Bargeld holen möchte, sagt die Bedienung mit einem Lächeln: “No, no, it’s our fault. It’s the device. Enjoy your coffee and day. Relax!” So nett!!! Kurz darauf möchte ein weiterer Gast mit Karte bezahlen und das Gerät streikt weiterhin. Es ist unser entfernter Zeltnachbar von der anderen Seite der Zeltwiese. Wir quatschen ein wenig. Er ist Amerikaner und reist für vier Monate per Rad und Bahn durch Europa. “I like Deutschland and die Netherlands. Beautiful people and Landschaft! But Amsterdam is a rip-off. So expensive! In the city… 300+ € a room, 4+ € a cup of coffee. No, no, no! Here you get good coffee for a good price.” Dem können wir uns anschließen. Wir geben der netten Dame noch Trinkgeld für den Gratis-Kaffee und verabschieden uns. Dann geht es mit der kostenlosen Fähre hinüber zur Centraal Station. Sobald die Rampe aufgesetzt ist, wuseln unzählige Menschen über diese. Wir lassen uns mitreißen und retten uns auf einen nicht minder befahrenen Radweg hinein in die Stadt. Es geht über beschauliche, von Fahrrädern gesäumte Brückchen, die den malerischen Blick auf die kleinen Häuschen neben den malerischen Grachten freigeben. Da wir die Stadt bereits häufig besucht haben, beabsichtigen wir nicht in ihren Kern vorzudringen, sondern schlängeln uns am Haarlemmerdijk durch weniger Touristen und vorbei an interessanten Geschäften, z.B. ein rein auf extravagante Glühbirnen spezialisiertes Lädchen.
Da wir auf unserer Reise auch diverse Firmen und Projekte zum Thema Nachhaltigkeit vorstellen wollen, ist unser Ziel ist eine kleine Fabrik im Suezhaven – The Chocolate Makers. Dort angekommen werden wir herzlich von Eva begrüßt, die uns sogleich Kaffee, Wasser und Schokolade sowie Obst anbietet. Wir sprechen etwas über unsere Tour, Schokolade und natürlich die Chocolate Makers selbst. Kurz darauf kommt William, der Produktionsleiter, dazu und gibt uns Einblicke in die Schritte zwischen Kakaobohnen und den Täfelchen, die wir fast alle lieben. Zudem wird die Nachhaltigkeit in jedem Schritt optimiert. Mehr dazu lest ihr bald auf unserer Seite zu nachhaltigen Projekten. Als wir gerade fertig sind, stößt der Gründer Rodney interessiert zum Gespräch hinzu. Es erwächst die Idee, auf dem Rückweg mit der “Tres Hombres”, dem Segelfrachter, mit dem die Kakaobohnen nach Amsterdam gelangen, zurück nach Europa zu segeln. Zudem meint Rodney, dass es doch auch ganz spannend wäre, die Bauern vor Ort zu besuchen. Das finden wir auch! Wir behalten es im Hinterkopf, müssen jedoch erst bis zu diesen gelangen. Eva zeigt uns noch einmal die einzelnen Abteilungen der Firma von oben. Die Kombination aus alter und neuer Technik sowie deren Verschaltung ist gleichsam clever und faszinierend. Doch dann geht es erholt und durch die Schokolade gestärkt weiter. Wir verlassen die Schokoladenfabrik und Amsterdam.
Flugzeuge sinken im Minutentakt über unsere Köpfe hinweg dem städtischen Flughafen entgegen und wir entdecken ganz andere Seiten von Amsterdam. Reihenhaussiedlungen, Einfamilienhäuser, Villen und Schrebergärten wechseln sich mit Sportanlagen und Parks ab. Dann gehen sie in Gewerbegebiete und Industrie über, bis wir schließlich durch die grüne Natur und über eine kleine Holzbrücke Haarlem erreichen. Hier ist es, verglichen mit Amsterdam, deutlich ruhiger. Wir versorgen uns mit herzhaften Leckereien und verlassen die beschauliche Stadt in Richtung Westen. Es geht durch Wäldchen und nach einer Rechtskurve finden wir uns unerwartet einem Anstieg gegenüber. Wir erklimmen eine herrliche Dünenlandschaft. Der Wind weht uns um die Ohren und die Sonne scheint uns warm ins Gesicht. Rasant geht es hinab nach Zandvoort. Die offene Nordsee ist wieder erreicht! Wir blicken über den Strand zu den Kite-Surfern und lassen die Seele baumeln. Wir verspeisen unter den gierigen Blicken der Möwen unser Mittagessen und kommen mit einem radelnden Pärchen ins Gespräch.
Holger und Kerstin erkunden ebenso in Etappen die Dünenlandschaft. Die beiden begeistert das Radfahren und unsere Tour. Leider sind ihm größere Strecken aufgrund der Gesundheit nicht mehr möglich. Wir tauschen uns aus und könnten noch ewig quatschen. Doch für sie geht es nun zum Fischessen und für uns weiter hinein in die Dünen. Sanfte Hügel, kleine blaue Tümpel dazwischen und immer die warme Sonne auf der Haut. Durch den Wind gekühlt merken wir zu spät, dass uns die Sonne bereits verbrannt hat. Da kommt ein gratis Sonnencreme-Spender gerade recht. Wir cremen nach und radeln die letzten Kilometer durch die Dünen nach Katwijk. Heute ist für uns ein besonderer Tag. Wir probieren zum ersten Mal 1NiteTent. Das ist eine Community, um Reisenden einen Platz für ein Zelt und eine Nacht zu bieten. Friederike und Dirk-Jan begrüßen uns herzlich. Wir sind ihre zweiten Radreisenden. Hinterm Haus haben sie einen schönen kleinen Garten, mit einer überdachten Sitzecke. Es gibt Strom, wir können Bad und WC nutzen, es ist einfach nur schön. Ihre beiden Jungs begrüßen uns kurz und dann bauen wir das Zelt auf. Die kleine Rasenfläche ist wie dafür gemacht. Dirk-Jan ist begeisterter Bike-Packer und möchte demnächst an einem Rennen teilnehmen. Man tauscht sich aus, lacht und wir fühlen uns richtig wohl und willkommen. Wir duschen und fallen erschöpft, aber glücklich ins Bett. Gute Nacht!